Anleger auf der Suche: Anlagestrategien für das Ende der Zinsrallye
Hinweis: Epoch Times bietet keine Finanzdienstleistungen an. Die im Artikel gegebenen Einschätzungen dienen ausschließlich der Information und nicht als alleinige Grundlage für Investitionsentscheidungen.
Mit Spannung schaut der Markt auf die Zinsentscheidung im September. Wird dann die Europäische Zentralbank (EZB) noch einmal den Zinssatz anheben oder eine Pause einlegen? Im Moment kann man nicht wirklich einschätzen, wie sich die Zentralbank entscheiden wird.
Weiterer Zinsschritt oder Ende der Fahnenstange?
Hatte die Zentralbank der 20 Länder, die den Euro als Währung haben, bisher ihre nächsten Schritte angekündigt, so scheint die Bank diese Gewohnheit dieses Mal aufgegeben zu haben. Schon im Juli hatte EZB-Präsidentin Christine Lagarde bei der Verkündung der damaligen Zinserhöhung davon gesprochen, dass man weitere Schritte nun „datenabhängig“ entscheiden werde. Anleger können daher im Moment nur raten, ob es im September einen weiteren Zinsschritt geben wird oder ob die Erhöhung aus dem Juli erst einmal das Ende der Fahnenstange ist.
Eines ist jedoch klar: Das Ende der Zinserhöhungen rückt immer näher. Die Debatte scheint sich nur noch um einen weiteren kleinen Schritt zu drehen, bevor die Zinserhöhungen für eine lange Zeit eingestellt werden. So wird die Lage zumindest von Marktbeobachtern eingeschätzt. Es könnte sogar zeitnah wieder bergab mit den Zinsen gehen.
Das hat ganz konkrete Konsequenzen: Auch die Sparzinsen sind damit auf dem Höhepunkt. Anleger sollten daher jetzt aktiv werden. Die Anlagevarianten sind sehr unterschiedlich – daher sollte man die jeweiligen Besonderheiten kennen.
Tagesgeld: Entwicklungen genau im Auge behalten
Bei den Sparzinsen ist nicht mehr sehr viel Luft nach oben. Das sollten Anleger im Blick haben, die beispielsweise ein Tagesgeldkonto haben.
Die besten Anbieter zahlen im Moment 3,7 Prozent Zinsen. Dieses Angebot gilt allerdings oft nur für Neukunden und dann nur für einen bestimmten Zeitraum. Meistens für sechs Monate. Danach gibt es dann die Zinsen, die auch Bestandskunden erhalten. Das ist deutlich weniger.
So zahlt die TF Bank im Moment einen Zinssatz von 3,6 Prozent, nach den sechs Monaten dann allerdings nur noch 1,3 Prozent. Die Suresse Direkt Bank garantiert 3,7 Prozent für sechs Monate. Danach gibt es dann nur noch 2,4 Prozent. Bei der Openbank erhält man als Sparer nach sechs Monaten immerhin noch 3,0 Prozent statt 3,7 Prozent.
Wer nicht ständig von Bank zu Bank sprengen möchte, damit er das Beste aus seiner Anlage herausholen kann, dem seien spannende Alternative ans Herz gelegt. So zahlt die tschechische J&T Direktbank 3,65 Prozent für Bestands- wie Neukunden. Dieses Angebot ist darüber hinaus nicht begrenzt, sondern gilt dauerhaft. Gleiches gilt für die Zinsplattform „wiLLBe“ der Liechtensteinischen Landesbank (LLB), wo Sparer 3,6 Prozent erhalten.
Bei den beiden Banken könnten Sparer sogar noch das Glück haben, dass mit einer eventuellen Zinserhöhung der EZB im September auch noch einmal die Sparzinsen nach oben gehen. Das ist gerade nach der letzten EZB-Erhöhung im Juli passiert.
Die DKB bietet seit August einen Zinssatz von 3,5 Prozent, ebenfalls für Neu- wie für Bestandskunden. Einen kleinen Haken hat das Angebot allerdings: Sparer müssen, wenn sie noch kein DKB-Konto haben, ein Girokonto eröffnen. Ab einem monatlichen Geldeingang von mindestens 700 Euro ist dieses Konto kostenlos.
Nach langen Jahren, in denen Geld auf dem Sparbuch kaum Zinsen abwarf und am Ende sogar mit Strafzinsen bestraft wurde, hat Sparen nun wieder einen Sinn. Die EZB-Zinsen könnten noch mindestens einmal steigen und Sparern noch einmal einen höheren Sparzinssatz bescheren. Allerdings kann es auch schnell wieder in die andere Richtung gehen. Das könnte sogar sehr schnell passieren.
Die wirtschaftlichen Aussichten sind im Moment so trübe wie lange nicht mehr. Für Deutschland erwartet der Internationale Währungsfonds (IWF) 2023 eine Rezession und einen Rückgang der Wirtschaftsleistung um 0,3 Prozent. Sollte sich der Wirtschaftshimmel europaweit weiter verdunkeln, dann könnte die EZB sehr schnell wieder eine Trendwende einleiten und die Leitzinsen wieder absenken.
Festgeld: Nicht mehr als zwölf Monate festlegen
Wer so ein Szenario für möglich hält, der sollte eine andere Anlagestrategie verfolgen, indem er den jetzigen, attraktiven Zinssatz über Festgeldanlagen absichert. Sparer treffen dort im Moment auf eine besondere Situation. Michael Weidner, Mitglied der Geschäftsführung und Leiter des europäischen Rentenmanagements bei Lazard Asset Management, wies schon im Mai darauf hin, dass die „finale Phase des Zinserhöhungszyklus“ begonnen hat. „In der Vergangenheit sind Anleger dafür entschädigt worden, dass sie die mit langfristigen Anleihen zusätzliche Unsicherheiten auf sich nahmen“, erklärte Weidner. Je länger die Laufzeit einer Anleihe oder eines Festgeldvertrags bei einer Bank, umso höher war der gewährte Zinssatz.
„Seit geraumer Zeit ist das nicht mehr der Fall.“, sagte Michael Weidner. Im Gegenteil: Heute erhalten Sparer sogar weniger, wenn sie ihr Geld länger anlegen. Als Grund dafür nannte Weidner, dass Investoren im Moment damit rechnen, dass die Zentralbank spätestens im nächsten Jahr die Zinswende einleiten wird und die Zinsen dann wieder sinken werden. In zwei bis drei Jahren, so die Schätzung, würde der Zinssatz so sehr viel niedriger liegen als heute. Diese Erwartung wird daher in den Zinsmarkt eingepreist.
Anleger können daher im Moment die höchsten Zinsen erreichen, wenn sie ihr Geld bis zwölf Monate festlegen. Innerhalb eines so überschaubaren Zeithorizonts können Kunden bei einer Direktanlage Zinsen zwischen 4,0 und 4,1 Prozent erwarten. Bessere Zinssätze gewähren derzeit ausländische Banken. An solche Angebote kommen Kunden allerdings meistens nur über Zinsvermittlungsplattformen wie Weltsparen oder Zinspilot, die zu den beiden bekanntesten Plattformen gehören.
Wer vor hat, größere Summen bei ausländischen Banken anzulegen, der sollte sich vorher über die Einlagensicherungssysteme eines jeden Landes informieren. Selbst wenn, wie im Fall litauischer oder bulgarischer Banken, 100.000 Euro durch den jeweiligen Staat abgesichert sind, sollte bedacht werden, dass es sich um relativ kleine Länder mit begrenzten finanziellen Möglichkeiten handelt.
Die Gefahr eines Bankenzusammenbruchs ist gering. Als Euromitglieder können Anleger im Zweifel mit Unterstützung durch die Europartner rechnen. Ein Restrisiko bleibt aber, und ob das durch zwei oder drei Zehntelprozent an zusätzlicher Rendite aufgewogen wird, muss jeder selbst entscheiden.
Rentenmarkt als Alternative: Chancen und Vorsichtsmaßnahmen
Im Zeichen der anhaltenden Niedrigzinsen erweist sich der Rentenmarkt als eine mögliche Alternative zu traditionellen Anlageinstrumenten wie Tages- und Festgeld. Besonders attraktiv erscheinen hierbei Unternehmensanleihen. Allerdings sollte bei dieser Option die Bonität der Unternehmen sorgfältig geprüft werden, da eine gestiegene Zinslandschaft vor allem stark verschuldete Firmen belastet.
Unternehmen in der Eurozone könnten nach Jahren der künstlich niedrigen Zinsen Schwierigkeiten bei der Refinanzierung haben. Das erhöht das potenzielle Ausfallrisiko für diese Unternehmen beträchtlich. In diesem Kontext empfiehlt sich die Wahl von Anleihen mit Laufzeiten von mindestens drei Jahren, um Kosten und Ertrag in einem guten Rahmen zu halten.
Weiter sollte man beachten, dass die Auswahl von attraktiven Anleihen für Privatanleger begrenzt ist. Wenige Unternehmen bieten Stückelungen von 1.000 Euro an, und nicht alle erfüllen die erforderlichen Wertpapierprospekte. Für jene Anleihen, die den Anforderungen genügen, liegt die derzeitige Rendite jedoch bei rund vier Prozent pro Jahr.
Investition in Rentenfonds: Taktische Überlegungen
Die Investition in Rentenfonds stellt eine weitere Option dar, jedoch bedarf es hierbei einer fundierten Herangehensweise. Renten-Exchange Traded Funds (ETFs) halten die enthaltenen Anleihen bis zur Fälligkeit, was eine relative Vorhersagbarkeit der Renditen ermöglicht, insbesondere bei kurzen Laufzeiten. Jedoch spiegeln ETFs den Markt wider, und dieser wird von Ländern und Unternehmen dominiert, die hohe Schulden aufweisen.
Anleger, die diese Nachteile umgehen möchten, könnten gezielt Indizes wählen, die eine Gewichtung nach anderen fundamentalen Faktoren als Marktkapitalisierung aufweisen, wie beispielsweise das Bruttoinlandsprodukt.
Aktiv verwaltete Rentenfonds: Chancen und Stolpersteine
Aktiv verwaltete Rentenfonds bieten eine interessante Alternative, insbesondere für Anleger, die auf vielfältige und chancenreiche Strategien setzen möchten. Doch hier ist Vorsicht geboten. Die Manager dieser Fonds streben an, die Rendite durch den gezielten Kauf und Verkauf von Anleihen zu optimieren. Da Anleihekurse und Renditen am Zinsmarkt eng miteinander korrelieren, spiegeln sich diese Handelsentscheidungen in der Performance des Fonds wider.
Es sei jedoch nicht außer Acht zu lassen, dass wie bei jeder aktiven Fondsverwaltung das Risiko besteht, dass die Entscheidungen des Fondsmanagers sich als falsch erweisen und zu Verlusten führen können.
In einer Zeit der anhaltenden Unsicherheit auf den Finanzmärkten erfordert die Suche nach rentablen Anlagestrategien ein ausgewogenes Verständnis von Risiko und Rendite. Wirtschaftsinteressierte Leser sollten die vorgestellten Optionen gründlich prüfen und gegebenenfalls individuell an ihre finanziellen Ziele und Risikotoleranz anpassen.
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