April April – Ein Werbegag zum Grünen Strom: So werden wir verdummt

Wie schafft es die Deutsche Bahn, BahnCard-Kunden mit grünem Strom zu befördern, während der neben ihm sitzende Normalkunde mit Kraftwerksstrom fährt? „Grüner“ Strom kann zwar von vielen Lieferanten geordert werden, doch der Kunde bekommt ihn nicht. Er erhält den gleichen Strom wie seine Nachbarn, die „Normalstrom“ beziehen.
Titelbild
Windanlagen im Meer.Foto: iStock

„Grüner“ Strom kann zwar von vielen Lieferanten geordert werden, doch der Kunde bekommt ihn nicht. Er erhält den gleichen Strom wie seine Nachbarn, die „Normalstrom“ beziehen, erklärt Prof. Dr.-Ing. Hans-Günter Appel. Damit verweist Hans-Günter Appel auf eine schon länger bekannte Tatsache, die oft vergessen wird.

Dieses Argument wird pausenlos von der Regierung, den politischen Parteien und den Medien wiederholt. Doch ist die Lieferung von ausschließlich grünem Strom überhaupt möglich?

Werbeargument: Grüner Strom aus der Steckdose

Der große Energieversorger Weser Ems (EWE) warb mit dem Spruch: „Mein Papa sagt, bei uns kommt grüner Strom aus der Steckdose.“

Die Deutsche Bahn behauptet, mit einer BahnCard würden die Fahrgäste mit grünem Strom befördert (siehe hier).

Greenpeace bietet mit einer eigenen Gesellschaft grünen Strom an. Die Stadtwerke Leipzig wollen zukünftig nur noch mit Strom aus den Wasserkraftwerken in Norwegen ihre Straßenbahnen betreiben.

Viele Stadträte plädieren für die ausschließliche Verwendung von grünem Strom in öffentlichen Gebäuden. Auch viele Privathaushalte haben Lieferverträge für grünen Strom. Sie sind sogar bereit, etwas mehr dafür zu zahlen, um die Welt zu retten.

Die Gesetze der Physik gehorchen der Bundesregierung nicht

Physikalische Grenzen und das Wetter kann man nicht mit Ideologien in die gewünschte Richtung zwingen. Die physikalischen Gesetze gehorchen keinem parlamentarischen Beschluss.

Die Politik muss sich nach der Physik richten. Es geht nicht anders. Auch das Wetter muss hingenommen werden, wie es ist. Niemand kann bestimmen, wann der Wind zu wehen und die Sonne zu scheinen hat.

So muss bei Starkwind und Sonnenschein überschüssiger grünen Strom teuer entsorgt werden, um bei Flaute und Dunkelheit die Versorgung mit Dampf- und Gaskraftwerken zu sichern. Wirtschaftliche und ausreichend große Stromspeicher sind heute noch nicht einmal im Ansatz erkennbar. Es müssen daher noch viele Jahrzehnte die herkömmlichen Kraftwerke als Rückgrat der Stromversorgung genutzt werden.

Grüner Strom und Kraftwerkstrom werden in das gemeinsame Netz eingespeist. Der Kunde erhält Strom von denjenigen Erzeugern, zu denen Leitungen mit den geringsten elektrischen Widerständen führen.

Es wird immer ein Mix aus verschiedenen Quellen sein, da die Verteilung über Umspannwerke führt. Es ist unmöglich, über das Netz nur grünen Strom zu beziehen.

BahnCard-Kunden fahren mit Ökostrom, der daneben Sitzende mit anderem?

Die Stromkunden werden mit dem Werben für den Bezug von grünem Strom hinters Licht geführt. Sie erhalten ihn nicht.

Es ist auch für die Deutsche Bahn unmöglich, die BahnCard-Kunden mit grünem Strom zu befördern, während der neben ihm sitzende Normalkunde mit Kraftwerksstrom fährt.

Eine Vollversorgung mit grünem Strom ist nicht möglich, weil das Wetter nicht mitspielt. Mal wird zu viel und mal zu wenig grüner Strom erzeugt. Außerdem ist mindestens 45 Prozent Strom aus den großen Kraftwerken erforderlich, um die Netzfrequenz stabil zu halten.

Dies geschieht durch die potenzielle Energie der großen rotierenden Massen der Turbinen und Generatoren von vielen tausend Tonnen. Sie sind ein direkt wirkender kurzfristiger Energiespeicher, der die Netzfrequenz von 50 Hertz (Schwingungen pro Sekunde) weitgehend stabil hält, wenn Verbraucher ein- oder ausgeschaltet werden.

Ohne diese Stabilisatoren würden leichte Abweichungen der Frequenz und Phase der vielen kleinen Grünstrom-Erzeuger zu einem Wellensalat und damit zu einem Netzzusammenbruch und Stromausfall führen.

Grüner Strom ist lediglich eine Verrechnungseinheit

Erst bei intensiver Nachfrage erläutern Anbieter, grüner Strom sei eine Verrechnungseinheit. Man kaufe Anteile an dem in das Netz eingespeisten grünen Strom. Diese Anteile würden an die Kunden weitergegeben.

Die Verrechnung findet nicht zeitgleich mit der Erzeugung des grünen Stroms statt.

Nicht erwähnt wird, dass die Anbieter den grünen Strom nicht von den Erzeugern kaufen und dafür die Einspeisevergütung nach dem Erneuerbaren-Energien-Gesetz (EEG) zahlen, sondern zu den sehr viel niedrigeren Börsenpreisen.

Der grüne Strom wird zu Dumpingpreisen über eine Strombörse veräußert. So erzielt der Anbieter gute Gewinne, die der Kunde letztlich mit der hohen und immer weiter steigenden EEG-Umlage bezahlen muss.

Wie kann aus Kernkraftwerksstrom Ökostrom werden?

Bei Wetterlagen mit grünem Überschussstrom wird Wasser in den Pumpspeicherwerken von Österreich und der Schweiz in die Speicherbecken gehoben. Der Strom kommt jedoch vorwiegend aus den Kernkraftwerken in Frankreich und in Tschechien, die in der Nähe der Pumpspeicherwerke liegen.

Der grüne Überschussstrom bleibt vorwiegend im Norden Deutschlands oder wird in die Nachbarländer geleitet, denn Strom fließt immer auf dem Weg des geringsten Widerstandes. Das ist meistens auch der kürzeste Weg.

Bei Stromnachfrage wird der Strom aus den Speicherkraftwerken vorwiegend nach Deutschland verkauft. Da Wasserkraft als grüner Strom gilt, kann er auch als solcher an den gläubigen Bürger weiter gegeben werden. Aus Kernkraftstrom wird so grüner Strom.

Keine Proteste gegen Falschaussagen

Es gibt kaum Proteste gegen die Falschaussagen der Deutschen Bahn und der vielen Anpreiser von Ökostrom. Auch satirische Darstellungen, wie ein Beitrag von Dr. K. P. Krause [Quelle: hier] bleiben wirkungslos.

Lediglich in Leipzig hat es kürzlich öffentliche Proteste in Form von Leserbriefen gegen die falsche Ankündigung der Stadtwerke gegeben, die Straßenbahnen würden demnächst ausschließlich mit Wasserstrom aus Norwegen fahren. Dies ist nicht möglich, weil es keine direkte Stromleitung von Norwegen nach Leipzig gibt.

Doch die Regierung und die meisten politischen Parteien stehen hinter diesen Aussagen und vernebeln die Fakten, dass grüner Strom nur als Verrechnungseinheit an den Kunden geliefert wird.

Dazu wird sogar der TÜV genutzt, der mit vielen staatlichen Aufgaben betraut ist. Viele Lieferanten von grünem Strom werben mit dem Argument „Unser grüner Strom ist TÜV-zertifiziert“.

So glauben tatsächlich viele Mitbürger, sie würden grünen Strom erhalten, wenn sie den Lieferanten wechseln. Gutbürger sind bereit, dafür auch etwas mehr zu zahlen.

Die Lieferung von grünem Strom zu erhöhten Preisen ist aber lediglich eine zusätzliche Schröpfung über die EEG-Umlage hinaus.

Der Artikel von Prof. Dr.-Ing. Hans-Günter Appel erschien zuerst auf der Webseite „Deutsche Zivilgesellschaft“, dzig.de. Der Artikel stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers dar und muss nicht zwangsläufig die Meinung des Verlags oder die Meinung anderer Autoren der Epoch Times wiedergeben.

Weitere Artikel:

Technische Grenzen des Ökostroms – Utopische Ziele der Bundesregierung

Stromkunden: Neben der Energiewende müssen auch die Strafzinsen der Ökostrom-Umlage finanziert werden

Klimarettung: Dumm gelaufen…

Der Zerfall der Werte und die Gewöhnung der Gesellschaft an Verwahrlosung, Teil 1, Teil 2, Teil 3, Teil 4

Wirtschaft fordert Sofortmaßnahmen zur Senkung der EEG-Umlage – Höchste Strompreise in der EU

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.


Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion