Kräftige Preiserhöhungen in der Autoversicherung

Die Inflation lässt nach, doch für die Autoversicherung gilt das vorerst nicht. Viele Fahrzeugbesitzer werden unerwünschte Post von ihren Versicherern bekommen.
Millionen Autobesitzer müssen sich voraussichtlich auch kräftige Preiserhöhungen einstellen.
Millionen Autobesitzer müssen sich voraussichtlich auch kräftige Preiserhöhungen einstellen.Foto: Jens Kalaene/zb/dpa
Epoch Times1. November 2023

Millionen Autobesitzern in Deutschland werden bis zum Jahresende voraussichtlich kräftige Preiserhöhungen ihrer Versicherer ins Haus flattern. Nach Erhebungen der Vergleichs- und Vertriebsportale Check24 und Verivox sind die Tarife in der Kfz-Versicherung seit dem vergangenen Jahr um einen zweistelligen Prozentsatz gestiegen.

Überdurchschnittlicher Preisanstieg

Laut Check24 kostete eine Kfz-Haftpflichtpolice im Oktober im Schnitt 304 Euro Jahresbeitrag. Das waren demnach rund 30 Euro beziehungsweise etwa elf Prozent mehr als ein Jahr zuvor.

Laut Kfz-Versicherungsindex von Verivox sind die Verträge im Schnitt der Versicherungsarten – Haftpflicht, Teilkasko und Vollkasko – um 13 Prozent teurer geworden, im günstigen unteren Preissegment sogar um 15 Prozent. Das Heidelberger Unternehmen berechnet den Index in Kooperation mit dem Statistik-Experten Wolfgang Bischof von der Hochschule Augsburg.

Rechnungen kommen bald

Die Beitragsrechnungen für das jeweils kommende Jahr kommen üblicherweise im November und Dezember. „Deshalb werden viele Versicherer ihre Kundinnen und Kunden in den kommenden Wochen über Beitragserhöhungen informieren“, sagt Michael Roloff, Geschäftsführer Kfz-Versicherungen bei Check24. Das Münchner Unternehmen geht davon aus, dass die Versicherer die Preise für Bestandskunden stärker erhöhen als bei den Tarifen für Neukunden.

Die Gründe des Preisanstiegs

Doch warum werden Autoversicherungen so viel teurer, obwohl die allgemeine Inflation im Oktober auf 3,8 Prozent gesunken ist? Die Versicherer reagieren damit nach eigenen Angaben auf überdurchschnittliche Kostensteigerungen. Der Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) prophezeite im Sommer einen Verlust von über 2,5 Milliarden Euro für das Geschäft seiner Mitgliedsunternehmen mit Autopolicen in diesem Jahr. Die Ausgaben für Reparaturen, Ersatzteile, Löhne steigen demnach erheblich schneller als die Beitragseinnahmen.

„Wir erleben Preissteigerungen in historischem Ausmaß“, sagt Wolfgang Schütz, Geschäftsführer der Verivox Versicherungsvergleich. Für die Versicherer seien diese Prämienanpassungen dringend notwendig. „Eine inflationsbedingte Verteuerung der Reparaturkosten und gestiegene Schadenquoten schicken die Sparte in diesem Jahr in tiefrote Zahlen.“

Kaum Chancen auf billigere Versicherung

Für die diesjährige „Wechselsaison“ bedeutet dies, dass Autobesitzer sich wohl keine allzu großen Hoffnungen machen können, eine tatsächlich billigere Versicherung zu finden. Größere Chancen bestehen, durch Wechsel der Versicherung den Preisanstieg abzumildern. „Es gibt jedoch auch Versicherer, die in einzelnen Segmenten die Kfz-Versicherungsbeiträge senken und günstige Preise für Neukundinnen und –kunden anbieten“, sagt Check24-Manager Roloff.

Demzufolge hat der Preiskampf der Kfz-Versicherer bereits begonnen: Im Vergleich zum Sommer 2023 sind die Preise wieder etwas gesunken. Ihren alljährlichen Tiefpunkt erreichten die Kfz-Haftpflichtbeiträge in den vergangenen Jahren jeweils im November.

Haftpflicht, Teilkasko, Vollkasko

Die Portale haben einen sehr guten Marktüberblick, da sehr viele Versicherer ihre Policen dort vertreiben. Gleichzeitig haben sie als Online-Versicherungsmakler ein finanzielles Eigeninteresse an möglichst lebhaftem Wechselgeschäft.

Die Haftpflicht ist gesetzlich vorgeschrieben und deckt Schäden ab, die der Autobesitzer mit seinem Fahrzeug an anderer Leute Hab und Gut verursacht. Nicht gedeckt sind Schäden am eigenen Auto. Wer auch diese versichern will, muss eine Kaskoversicherung wählen. Wie viele Begriffe der Finanzwelt – etwa brutto, Bank oder Kredit – ist auch „Kasko“ italienischen Ursprungs: „Casco“ bedeutet Schutz- oder Stahlhelm, und damit im übertragenen Sinn den Eigenschutz. (dpa/dl)



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