Mehr als jeder Dritte will das 9-Euro-Ticket nicht nutzen

Von Juni an soll es ein Ticket für Bus und Bahn geben, das nur 9 Euro im Monat kostet. Die Bundesregierung will damit vor allem Pendler entlasten. Doch viele sehen darin keine große Hilfe.
Reisende im Bahnhof Westerland auf der Nordseeinsel Sylt. Das geplante 9-Euro-Ticket für den Nahverkehr wollen nicht alle Menschen nutzen, zeigt eine neue Umfrage.
Reisende im Bahnhof Westerland auf der Nordseeinsel Sylt. Das geplante 9-Euro-Ticket für den Nahverkehr wollen nicht alle Menschen nutzen, zeigt eine neue Umfrage.Foto: Daniel Bockwoldt/dpa
Epoch Times5. Mai 2022

Mehr als ein Drittel der Menschen in Deutschland will das geplante 9-Euro-Ticket einer Umfrage zufolge gar nicht nutzen.

Das ergab eine Umfrage, die das Meinungsforschungsinstitut YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur zwischen dem 2. und 5. Mai unter mehr als 2000 Erwachsenen in Deutschland durchgeführt hat. Entsprechend äußerten sich 37 Prozent der Befragten.

Eine Mehrheit steht dem Ticket für 9 Euro im Monat dagegen positiv gegenüber: 33 Prozent gaben an, damit Bus oder Bahn fahren zu wollen, 22 Prozent wollen das nach eigener Aussage „wahrscheinlich“. 80 Prozent der Befragten haben demnach bisher kein Ticket-Abo für den öffentlichen Nahverkehr.

Ab Juni soll für drei Monate bundesweit ein günstiges Ticket im Nah- und Regionalverkehr gelten, für 9 Euro pro Monat. Das Vorhaben ist Teil des Entlastungspakets der Koalition aus SPD, Grünen und FDP. Gleichzeitig soll das Schnupperangebot insbesondere Pendler auf den Geschmack bringen, das Auto dauerhaft stehen zu lassen.

Alter spielt eine Rolle

Ob das aufgeht, ist offen: Von denjenigen, die kein ÖPNV-Abo haben, wollen 43 Prozent das neue 9-Euro-Ticket nicht nutzen. Nur 28 Prozent möchten davon sicher Gebrauch machen, 22 Prozent wahrscheinlich. Die Bereitschaft, das Ticket zu nutzen, ist dabei auch eine Altersfrage: So gaben 48 Prozent der 18- bis 24-Jährigen an, das sicher zu wollen, 26 Prozent nannten es wahrscheinlich. Dagegen sind es in der Gruppe der Menschen ab 55 Jahren nur 26 und 18 Prozent.

Von denen, die das Ticket nicht nutzen möchten, nannte eine Mehrheit (51 Prozent) zur Begründung „Weil ich es nicht brauche“.Gut jeder Dritte (34 Prozent) gab an, lieber andere Fortbewegungsmittel zu nutzen. Ein Viertel (26 Prozent) sagte, der zusätzliche Aufwand bei der Nutzung von Bus und Bahn sei zu groß. Dagegen gaben nur 9 Prozent an, das Ticket politisch für eine Fehlentscheidung zu halten. Nur einer kleinen Minderheit (3 Prozent) ist das Ticket mit 9 Euro immer noch zu teuer.

„Wir denken, dass es noch mehr braucht als ein 9-Euro-Ticket. Wichtig ist der Ausbau des ÖPNV insgesamt und seine solide Finanzierung“, sagte Bastian Kettner, ÖPNV-Experte beim Verkehrsclub Deutschland, der Deutschen Presse-Agentur. „Gerade im ländlichen Raum, wo das Angebot dünn ist, ist der Mehrwert des Tickets nicht sehr groß, auch wenn es günstig ist. Wir sagen, dass es in jedem Ort ab 200 Einwohnern mindestens stündlich ein Angebot mit öffentlichen Verkehrsmitteln geben muss.“

51 Prozent der Befragten gaben allerdings an, mit dem Ticket vor allem touristische Ausflüge machen zu wollen. In manchen Regionalzügen könnte es in der Ferienzeit in diesem Sommer daher eng werden. Nach Einschätzung des Deutschen Tourismusverbands ist das Angebot besonders attraktiv für Tagestouristen und eine gute Möglichkeit, die eigene Umgebung mit Bus und Regionalbahn zu erkunden.

Größtenteils private Zwecke

Mehr als zwei Drittel (68 Prozent) der Befragten wollen das Ticket dagegen für private Wege nutzen. Knapp ein Drittel (31 Prozent) hat vor, damit in erster Linie zur Arbeit zu fahren.

Der Bundesverband Schienennahverkehr sieht mit dem 9-Euro-Ticket einiges auf die Verkehrsverbünde zukommen: „Mehr als 50 Prozent der Befragten geben an, dass sie das 9-Euro-Ticket nutzen oder wahrscheinlich nutzen wollen – das wird ganz sicher zu einer Zunahme der Fahrgäste im ÖPNV und damit auch zu einer höheren Auslastung der Züge des SPNV führen“, sagte Hauptgeschäftsführer Frank Zerban. „Offen ist dabei nur, an welchen Tagen und zu welchen Uhrzeiten.“

Notwendig seien Aktionspläne, um personelle Verstärkungen und zusätzliche Fahrzeugkapazitäten zu ermöglichen – mit Schwerpunkt auf Wochenenden und touristische Regionen. (dpa/red)



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