Schnell und billig produziert: Textilindustrie setzt auf Synthetik
„Nachdem ich Handschuhe aus Nitril tragen musste, waren meine Hände mit Ausschlag übersät und bluteten am nächsten Tag“, erzählt die Studentin Laura C.. Das war für sie der Auslöser, einen großen Allergietest über mehrere Tage zu machen. Bei ihr wurde eine Thiuram-Mix-Allergie festgestellt. Somit reagiert sie auf einige synthetische Fasern wie Polyester, Viskose und manche Farbstoffe in Textilien allergisch und jeder anderweitige Kontakt mit Plastik verschlimmert die Allergie. Eine Allergie auf synthetisch hergestellte Stoffe ist selten, kommt aber vor: juckende Haut, Ausschlag, Probleme trotz intensiver Hautpflege.
Für die junge Studentin stellt das eine große Herausforderung dar. Die Läden sind voll von Bekleidung aus Kunstfasern, die sie alle nicht mehr verträgt. Nur reine Baumwolle geht noch. Mit ihrem geringen Einkommen musste sie den gesamten Inhalt ihres Kleiderschrankes erneuern. Reine Baumwollkleidung ist teuer – und wird noch dazu in den Läden immer seltener. Wer so wie Laura Plastik vermeiden will und auf Baumwollkleidung setzt, auf den wartet Arbeit.
Die Textilindustrie steigt seit einigen Jahren auf die Produktion mit synthetischen Fasern um, mit der die Kleidung schnell und billig produziert werden kann. Den Modetrends kann zügig nachgegangen und den Verbrauchern ihre Wünsche erfüllt werden. Besonders die „fast Fashion“ setzt auf gemischte Textilien, um aus jedem Stoff das Beste herauszuholen und sie für die positiven Eigenschaften miteinander zu kombinieren.
Die Kunstfasern Nylon, Polyester, Acryl, Kunstseide, Viskose u.v.m. werden aus Erdöl hergestellt. Der große Vorteil von Polyester ist die ständige Verfügbarkeit des Rohstoffes Erdöl und die Unabhängigkeit von Ernteausfällen und -Schwankungen. Kleidung aus Polyester lässt sich leichter reinigen, ist knitterfrei und weich, trocknet schnell und bietet durch die hohe Elastizität einen besseren Tragekomfort.
Mikroplastik gelangt ins Wasser
Diese Kleidung wird häufig durch die angeblich lange Verwendungsdauer und die verminderte Verwendung von Baumwolle als nachhaltig deklariert. Dem ist allerdings entgegenzuhalten, dass die billige Kleidung aus synthetischen Fasern schneller kaputt geht, sich verformt und nur bedingt recycelt werden kann. Bei der Entsorgung werden die Stoffe meist zu Mikroplastik, welches nicht biologisch abbaubar ist und sich in Ozeanen, Land und Wasser wiederfindet.
Selbst in der Todeszone des Mount Everest, in etwa 8.440 Metern Höhe, findet sich Mikroplastik. Es stammt vermutlich von der Kleidung von Bergsteigern und ihrer Ausrüstung, berichten Forscher.
Sie hatten bei Expeditionen im Frühjahr 2019 Schnee- und Wasserproben vom höchsten Berg der Erde untersucht. Bei einem Großteil der gefundenen Mikroplastik-Teilchen handelte es sich demnach um weniger als fünf Millimeter kleine Partikel aus Polyester-Fasern.
Allein durch das Tragen und Waschen von Sportbekleidung wie Fleece-Jacken und Laufshirts werden in Deutschland pro Jahr etwa 10,3 Tonnen textiles Mikroplastik freigesetzt, teilt eine Sprecherin des WWF mit.
Die Kläranlagen würden in Deutschland und anderen europäischen Ländern zwar zwischen 93 und 97 Prozent der faserartigen Kleinstpartikel mit einer Länge kleiner als 5 mm zurückhalten, dennoch würden 100 kg bis 1,3 Tonnen pro Jahr in die Umwelt gelangen, so die Sprecherin.
Vor allem beim Waschen, insbesondere bei den ersten Waschgängen, setze sich viel Mikroplastik frei. Zudem würde sich von der Kleidung in nicht voll beladenen Waschmaschinen mehr Mikroplastik ablösen, da die Reibung höher ist.
Recycling kaum möglich
Stoffe aus Mischfasern können nur schwer recycelt werden. Teilweise werden Airbags oder Sitzbezüge aus den alten Stoffen hergestellt. Kleidung aus Baumwolle sei allerdings nicht zwingend nachhaltiger, so eine Mitarbeiterin des Gesamtverbandes der deutschen Textil- und Modeindustrie. An der ökologischen Weiterentwicklung der Stoffe und Garne wird gearbeitet.
Auch bekräftigt die Sprecherin des WWF, dass Textilien aus Mischgeweben deutlich schwieriger zu recyceln sind. Sie meint, dass Monomaterialien sehr sinnvoll sein können. Es gäbe diverse Ansätze und Forschungen, wie auch Mischgewebe in Zukunft ggf. recycelt werden können.
NABU, Greenpeace und der Bund für Umwelt und Naturschutz gaben der Epoch Times keine Auskunft, ob es Bestrebungen und Konzepte gibt, welche die Nachhaltigkeit der Kleidung garantieren und voranbringen.
Importführer China
Das wichtigste Importland für Bekleidung und Mode ist China, gefolgt von Bangladesch, der Türkei und Italien. Im Jahr 2020 betrug der Wert der aus China eingeführten Waren 7,51 Millionen Euro, ein Jahr später 7,84 Millionen Euro.
Außerdem ist China der größte Hersteller von Polyester und der zweitgrößte Hersteller von Baumwolle. Bis zu 84 Prozent der Baumwolle aus China kommen aus der Region Xinjiang, im globalen Maßstab gesehen stammen 20 Prozent aus dieser Region. Und das ist ein Problem für Baumwollkleidung.
Xinjiang ist für das Betreiben von Arbeitslagern bekannt, in denen Uiguren, Kasachen und Menschen anderer ethnischer Zugehörigkeiten arbeiten müssen – auch in der Textilindustrie. Sie nähen unter anderem Bekleidung für den westlichen Markt, sofern entsprechende Aufträge durch die großen Player der Textil- und Modebranche eingehen.
Die USA haben 2021 den Import von Baumwolle aus der Region Xinjiang verboten. 2020 entdeckte die Kongress-Exekutive Kommission für China, dass sowohl Baumwolle als auch Kleidungstextilien, elektronische Geräte, Essensprodukte wie Essstäbchen, Tee und anderes in den Arbeitslagern hergestellt werden würden. Die Lager seien unter anderem daran zu erkennen, dass sich die Unternehmen offiziell an der Armutsbekämpfung der Regierung und der Unterstützung von Hilfsprogrammen beteiligen würden.
„Viele Menschenrechtsorganisationen sprechen von ein bis drei Millionen, viele Überlebende dagegen von bis zu acht Millionen Menschen“, berichtet Alexandra Cavelius in ihrem neuen Buch „China Protokolle“. Sie werden zu Zwangsarbeit gezwungen. Aus den Arbeitslagern wird immer wieder von Menschenrechtsverletzungen wie Versklavung, Freiheitsentzug, Folter und Vergewaltigung berichtet.
Die Kommunistische Partei Chinas weist die Anschuldigungen zurück und spricht bei den Arbeitslagern von „Berufsbildungszentren“ und in „freiwilligen Bildungsmaßnahmen“ würde „extremistisches Gedankengut bekämpft“, so die Autorin des Buches.
Untersuchungen zeigten, dass zahlreiche Firmen der Textil- und Kleidungsindustrie Waren aus Xinjiang beziehen. Unter ihnen sind Kleidungsgeschäfte wie Closed, Tommy Hilfiger und Puma, die German Fashion angehören, welches sich offiziell für Nachhaltigkeit einsetzt. C&A, welches Mitglied des Textilverbandes Nord-West ist und sich ebenso für die Weiterentwicklung von nachhaltigen Textilien engagiert, ist ebenfalls ein großer Abnehmer der Ware aus Xinjiang.
Weiterentwicklung des Marktes
Für Menschen mit einer Allergie wie Laura ist das erste Kriterium des Einkaufs die Zusammensetzung der Kleidung. „Thiuram ist eine Verbindung, welche bei der Herstellung von allen möglichen synthetischen Produkten verwendet wird. Dementsprechend ist es überall drin – Polyester, Nylon, Acryl“, sagt sie.
Ein Stück weit sind ihr die Hintergründe chinesischer Baumwolle und Kleidung von „Made in China“ bekannt. Bekleidung aus China ganz zu umgehen ist kompliziert und erfordert viel Aufmerksamkeit. Für Menschen wie Laura sollten die Produkte zudem nicht nur menschenfreundlich, sondern auch finanzierbar sein. Das ist eine Marktlücke, die noch gefüllt werden muss.
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