Cancel Culture trifft Frankfurter Buchmesse: Brisantes Buch über Corona-Krise ausgesperrt

2004 gründete „Welt“-Journalist Hendryk M. Broder das Portal Achse des Guten. In den Jahren ist eine Sachbuch-Edition hinzugekommen. Die beiden Neuerscheinungen wurden jetzt für die Frankfurter Buchmesse im Herbst gecancelt.
Titelbild
Besucher am 20. Oktober 2022 auf der Buchmesse auf dem Messegelände in Frankfurt am Main.Foto: DANIEL ROLAND/AFP via Getty Images
Von 10. September 2023

Unter diesen Neuerscheinungen befindet sich „Das Staatsverbrechen“. In seinem Buch erklärt Dr. Frank, „warum die Corona-Krise erst dann endet, wenn die Verantwortlichen vor Gericht stehen“.

Dr. Franks Bestseller wurde bereits von Buchhandelsketten ausgelistet und im Frühjahr von der Leipziger Buchmesse ausgeschlossen. Allerdings hat die Achgut Edition keinen eigenen Messestand angemeldet, den man hätte canceln können. Die Edition hatte sich neben vielen anderen der Livro-Gemeinschaftsausstellung angeschlossen. Der veranstaltende Marketing- und Verlagsservice des Buchhandels (MVB) hat jetzt abgesagt.

Epoch Times spricht mit Dr. Gunter Frank, einem der Autoren der Achgut Edition, die für die Frankfurter Buchmesse gecancelt wurden.

Bildzusammenstellung: Dr. Gunter Frank und Cover von Foto: Mit freundlichen Genehmigung von Dr. Gunter Frank

Was bedeutet es, einen Spiegel-Bestseller geschrieben zu haben? Sind Sie noch als praktischer Arzt tätig oder müssen Sie nie mehr arbeiten?

(lacht) Im Sachbuchbereich reicht auch ein Spiegel-Besteller nicht aus, seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Aber bei mir hat sich schon länger eine zweigeteilte Tätigkeit entwickelt. Und im Rahmen meiner – wie es so schön heißt – „Work-Life-Balance“ habe ich gelernt, dass ich die Bücher dann nicht im Urlaub schreibe oder am Wochenende, sondern dass ich mir während der Woche Zeit blocke. Man lernt ja dazu!

Jetzt könnte es sein, dass Sie einer von denen sind, die während der Corona-Zeit dachten: ‚Okay, ich habe mich da lautstark geäußert, mache ich mal ein Buch daraus.‘ Aber es ist ja nicht ihr erstes Buch.

Es ist mein Zehntes.

In welchen Fachbereichen waren die anderen neun?

Die große Überschrift all meiner Bücher lautet „Selbstbefähigung des Patienten“. Der Mensch soll selbst entscheiden und selbst lernen, was für ihn gut ist. Ob das jetzt beim Thema Stress ist, beim Thema Ernährung oder Gesundheit – und eben auch in der Medizin.

Ich bin fest davon überzeugt, dass für die Gesundheit des Menschen ein hoher Anteil von Selbstbestimmung wichtig ist. Und wenn er das Gefühl hat, fremdgesteuert zu sein, ist das einfach schlecht für die Gesundheit.

In der Stadtmedizin – vielleicht ist es auf dem Land doch ein wenig anders –  da herrschen die psychosomatischen, die vegetativen Beschwerden wie Müdigkeit, Schlafstörungen und Stimmungsschwankungen oft vor. Für einen Arzt sollte es demnach ein Automatismus sein, sich damit zu befassen, was Menschen seelisch gesund macht.

Das heißt, „Das Staatsverbrechen“ ist hier auch eine Art Überbau. Worum geht es dabei?

„Das Staatsverbrechen“ ist ein sehr fokussiertes Buch, welches klarmachen möchte, dass die Corona-Krise ein gezielter Angriff auf die Arzneimittelsicherheit war und unsere Institutionen und die Regierungen zu schwach sind, um diesen Angriff, der von einem großen Pharmanetzwerk kam, abzuwehren. Als Patienten und als Ärzte sind wir quasi eine Art Freiwild geworden für Profitinteressen, und es gibt dagegen keine schützende Institution, keinen TÜV mehr.

Nun ist das ja kein spezifisch deutsches Problem.

Ja, das ist ein weltweites Problem. Das ist ein Problem auch des Westens, der in den letzten Jahren seine Institutionen geschwächt hat. Es hat etwas damit zu tun, was Michael Esfeld hervorragend beschreibt. Nämlich, dass die Wissenschaft zu einer Staatsreligion umgebaut wird, mit der sich wirre Sachen angeblich wissenschaftlich durchsetzen lassen. Und das ist immer gepaart mit Angst und Druck, um die Menschen vom Nachdenken, vom Empfinden, von eigener Urteilskraft abzulenken, sie davon wegzubringen.

Schon in „Staatsvirus“ habe ich sehr stark dafür plädiert, wie wichtig es ist, dass wir als Menschen unsere eigene Urteilskraft wirklich auch wahrnehmen und zur Grundlage unserer Entscheidungen machen und uns das nicht abnehmen lassen.

Sie haben Prof. Michael Esfeld erwähnt. Er hat ebenfalls ein Buch in der Achgut Edition veröffentlicht. Der Buchhandel hatte „Das Staatsverbrechen“ bereits sanktioniert, gleiches passierte im Frühjahr schon zur Leipziger Buchmesse. Beide Bücher sind jetzt für die Frankfurter Buchmesse gecancelt worden. Was ist da der Hintergrund? 

Richtig, das ist eben Teil dieser gesellschaftlichen Entwicklung, dass Bücher, die diesem politischen Szientismus, also angeblich offizieller Wahrheit widersprechen, bekämpft werden. Und wenn das dann auch noch erfolgreich ist, wird es umso mehr bekämpft bis dahin, dass es gecancelt wird.

Und damit sind wir nicht mehr weit weg vom Mittelalter, wo man genau das praktiziert hat, nämlich dass unliebsame Meinungen wie jene, dass die Erde keine Scheibe ist, gecancelt worden sind.

Gibt es da nicht noch einen Unterschied? Wenn Sie sich heute vor Ihre Praxis auf die Bierkiste stellen und vertreten ihre Thesen, wird Sie niemand zensieren oder verhaften – zumindest noch nicht?

Es gibt Unterschiede, aber der Weg führt dorthin. Natürlich kann ich mich da hinstellen auf diese Kiste. Aber das würde automatisch bedeuten, dass man mich ausschließt von verschiedenen Dingen, weil ich eine Meinung vertrete, die nicht genehm ist. Wir sind da mit dem Ausschließen von Meinungen schon relativ weit fortgeschritten; mit dem Ausschluss dessen, was Wissenschaft eigentlich ausmacht. Bisher war das Erfolgsrezept unserer Gesellschaft, dass objektive Naturwissenschaft unabhängig ist von dem, der es sagt.

Kann man sagen, dass die digitale Welt immer größer und relevanter geworden ist und eine Ausgrenzung hier viel umfassender erfolgt, sodass man zwar noch auf der Kiste stehen kann, aber die Relevanz nach außen verloren gegangen ist?

Das hat sicherlich damit zu tun. Wobei sich die Methoden ändern, aber der Inhalt ist der gleiche. Man versucht es heutzutage über solche Dinge wie das Canceln auf der Buchmesse. Viele haben Angst davor. Wissenschaftler wie Professor Michael Esfeld von der Universität Lausanne und seines Zeichens Leopoldina-Mitglied geht einen anderen, wie ich finde, richtigen Weg. Er lässt sich keine Angst machen, indem er bewusst einen Verlag für sein Buch gewählt hat, bei dem die Gefahr der sogenannten Kontaktschuld besteht.

Da werden einfach Menschen oder ganze Verlage wie der Achgut Verlag oder Achgut als Plattform als rechts gebrandmarkt, obwohl sie nichts machen als Vernunft einfordern und dann darf man sich nicht mehr mit ihnen einlassen. Esfeld sagt, nein, das mache ich gar nicht erst mit. Leider machen das aber viele mit. Viele haben Angst vor dieser Kontaktschuld und unterstützen dann diese Entwicklung eben durch diese Angst.

Die Ausgrenzung von „Das Staatsverbrechen“ im Buchhandel und auf der Leipziger Buchmesse hat zu keinem medialen Aufschrei geführt. Man könnte mittlerweile den Eindruck gewinnen, dass solche Ausgrenzungen durchaus positiv bewertet werden. Kommt hier auch ein Gewöhnungseffekt hinzu?

Ja, weil natürlich die Altmedien Teil dieses Cancel-Projektes sind. Sie sind ja inzwischen mit Leuten besetzt, die hier aktiv davon leben.

Der Bürger trägt es doch aber großteils mit?

Ich würde hier aber schon die aktuellen AfD-Erfolge auch darauf zurückführen, dass viele Bürger sagen: „Nee, ich will das nicht mehr haben.“

Also ich glaube, dass viele Stimmen, die jetzt der AfD zufliegen, einfach nur deswegen so sind, weil die AfD zumindest erkennbar die aktuelle Cancel-Kultur nicht mitträgt. Wenn sie an der Macht wären, müssten sie natürlich erst noch beweisen, dass sie besser sind. Aber ich glaube schon, dass diese Proteststimmen zeigen, dass viele Bürger das mittlerweile durchschauen.

Warum veröffentlichen Sie bei Edition Achgut?

Ich habe ja immer bei großen Verlagen geschrieben. Das war immer das gleiche Team, also immer die gleichen Lektoren und Verlagsleiter. Ich bin Ihnen quasi durch die Verlage gefolgt.

Mein letzter Verlag war der KNAUS Verlag. Da kann ich mich überhaupt nicht beklagen – wirklich super Leute.

Ein großer Verlag, das kann man sagen.

Ja, und er wird gut geführt. Zu der Verlagsgruppe gehört auch der Heyne Verlag. Der hat vor zehn Jahren sehr erfolgreich die Katzenkrimis von Akif Pirinçci veröffentlicht. Und dann hat Pirinçci bei der Pegida eine Rede gehalten. Und die Rede war, wenn man sie wörtlich anschaut, überhaupt kein Problem. Der hat sich weder irgendwie antisemitisch geäußert noch anderweitig gehetzt noch sonst was. Die Rede war in Ordnung, aber man hat sie so antizipiert in der Presse, als wäre er rechtsradikal.

Na ja, er hat natürlich satt nachgelegt.

Gut, er hat teilweise eine Fäkalsprache gewählt, um auszudrücken, was er sagen will, aber Sie werden schwer etwas Rechtsradikales bei ihm finden.

Und wenn Sie nun die Pegida-Rede für sich nehmen, waren die Angriffe aus der Presse nicht gerechtfertigt. Was ist passiert? Die Verlagsleitung hat ihn aus dem Verlag ausgeschlossen. Der Verlag hat sein Büro direkt neben meinem Verlag gehabt. Also habe ich darum gebeten, ob ich mal mit dem Chef von Heyne ein kurzes Gespräch führen kann.

Und dann habe ich dem Chef gesagt, wissen Sie, wenn ich jetzt bei Ihnen Autor bin und die Presse greift mich ungerechtfertigt an, und Sie stellen sich nicht hinter mich, sondern Sie schmeißen mich raus. Da frage ich mich, warum ich bei Ihnen Bücher schreiben soll. Dann sagte er mir in etwa: „Ja, wir hätten es ja eigentlich auch nicht gemacht, aber von den Mitarbeitern kam so viel Druck.“

Das ist interessant.

Und das ist genau der Punkt, warum ich nicht mehr bei diesen Verlagen schreibe. Selbst wenn die Chefs hinter einem stehen würden, die Mitarbeiter sabotieren es heute. Die Mitarbeiter sind in Verlagen – in den Großverlagen – weitgehend der woken Ideologie verfallen. Und die sabotieren Ihre Bücher dann auf eine Art und Weise, die Sie vielleicht erst mal gar nicht spüren.

Das hört sich ähnlich an wie die Absage der Frankfurter Buchmesse. Das ging ja von Kleinverlagen aus, gar nicht unbedingt von den Organisatoren selbst, wenn ich es richtig gelesen habe?

So ist es. Ich habe ja immer Bücher geschrieben, die gegen herrschende Meinungen waren. Daraus ziehe ich auch die Motivation, zu schreiben. Wozu soll ich sonst Bücher schreiben? Für meine Patienten? Sonst wäre es ja gar nicht notwendig.

Und ich war aber noch vertreten in Talkshows und auch mal in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ mit einer Buchkritik. Ich habe aber gemerkt, dass die Verlage für diese Entwicklung, die wir haben – diese gesellschaftliche Entwicklung – immer weniger Standing haben, immer mehr Angst haben, und man da als ein erfolgreicher Sachbuchautor, der aber nicht die Millionen Bücher verkauft, sondern vielleicht im Bereich von 10.000 Büchern verkauft, bei den größeren Verlagen als kritischer Autor durchs Raster fällt.

Bei Achgut habe ich sofort eine Vermarktungsplattform bei kritischen Menschen, die solche Bücher wollen. So betrachtet ist das eine absolut logische und richtige Entscheidung. Ich kann jeden kritischen Sachbuchautor, der seriös Bücher schreiben will und von seinem Verlag promotet werden will, raten, in die neuen kleinen Verlage zu gehen, die sich inzwischen auch gebildet haben.

Achgut macht wahnsinnig viel für mein Buch. Bei den Großverlagen, da frage ich mich schon: Was tun die eigentlich für die Bücher – dafür, dass sie dann den Löwenanteil einstecken?

Begonnen hat dies mit dem Auftritt von Götz Kubitschek, seinem Verlag Antaios beziehungsweise mit den hysterischen Protesten dagegen und mit den linksradikalen Aufständen in diesen heiligen Hallen, die so natürlich einen freien Messebetrieb unmöglich machen. Der Verlag Antaios selbst hätte da mutmaßlich nicht so laut getrommelt, oder?

Es ist die gesamtgesellschaftliche Entwicklung weg von der Moderne und hin zu dieser Staatsreligion und einem faktischen postmodernen Totalitarismus. Es geht Schritt für Schritt. Und es hat ja auch eine Logik, weil Leute, die damit ihre Karrieren aufbauen, die ihre Netzwerke damit aufbauen – und die sind inzwischen hier am Drücker –, nicht klein beigeben werden. Sie werden immer noch einen drauflegen. Das könnte ich jetzt evolutionssoziologisch begründen, das führt aber zu weit.

Man darf jedenfalls nicht damit rechnen, dass Menschen, die so agieren, die canceln, die die Meinungsfreiheit einschränken, um ihre Pfründe zu sichern, dass die zu irgendeinem Kompromiss fähig sind oder zur Vernunft kommen.

Die werden immer noch eins drauflegen. Und deswegen kann die Lösung immer nur sein, parallel etwas Besseres zu entwickeln, von dem die Leute irgendwann sagen werden: Hoppla, die bürgerlichen Freiheitsrechte und die Gesellschaft, in der wir leben wollen, vertritt ja diese Seite viel besser.

Sie sind eher der Typ „halb volles Glas“ als „halb leeres Glas“. Etwas Besseres als dieses Cancel-Theater der Frankfurter Buchmesse kann Ihrem Buch, das ja nicht brandneu auf den Markt gekommen ist, gar nicht passieren.

So ist es, so muss man es sehen. Ich mache jetzt eine Vortragsreise durch Deutschland und werde just zur Buchmesse in Frankfurt einen Vortrag halten. So werden wir dann den Vortrag auch nennen: „Das Buch, das der Wahrheit zu nahekommt und wovor die Messe Angst hat“. Ganz klar, logisch!

Wir sind ja eine freie Gesellschaft, auch wenn sie zurzeit etwas unter Beschuss ist. Aber ich kann das nutzen, ich kann etwas Positives daraus machen, und so muss man das auch sehen. Ich werde das einfach nutzen, um das Buch noch bekannter zu machen.

Danke für das Gespräch!

Das Interview führte Alexander Wallasch.

Jetzt im Epoch Times Shop bestellen:

  • Das Staatsverbrechen
  • Verlag: Achgut Edition; 23. März 2023
  • Paperback, 216 Seiten


Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion