Der Vater weint bei den Worten des Richters über die ermordete Sophia

Wovon Sophia offenkundig nichts ahnte, war die Lüsternheit ihres Mörders. Der hatte schon vorher Fotos von Frauen gemacht, die auf dem Rastplatz zur Toilette gingen, und sich selbst beim Onanieren fotografiert.
Titelbild
Das Grab von Sophia Lösche auf dem Katharinenfriedhof im bayerischen Amberg.Foto: Nicolas Armer/dpa
Epoch Times18. September 2019

Der Vater der ermordeten Tramperin Sophia L. weint. Immer wieder streicht seine Frau dem pensionierten Pfarrer tröstend zärtlich über den rechten Arm, als der Vorsitzende Richter Bernhard Heim von der ermordeten 28-jährigen Tochter erzählt.

In dem von Heim als ungewöhnlich emotional beschriebenen Prozess habe sich gezeigt, „dass es von Sophia kaum ein Bild gibt, auf dem sie nicht lacht und auf dem sie nicht fröhlich wirkt“, sagt der Richter. Im krassen Gegensatz dazu seien die Bilder von ihrer Leiche gewesen, entstellt durch die massiven Schläge vom Fernfahrer Boujemaa L., der ihr mit einem Radmutterschlüssel den Schädel zertrümmerte.

Auch für den erfahrenen Richter war dieser mit einer Verurteilung des Angeklagten wegen Mordes zu lebenslanger Haft abgeschlossene Prozess ein besonderer, wie er erzählt. Mordprozesse an einem Landgericht sind nichts Ungewöhnliches – das Ungewöhnliche in diesem Fall war das Opfer.

Richter Heim sagt, oft würden Prozesse von der Person des Täters geprägt – in diesem Fall sei der Prozess von der Präsenz des Opfers geprägt gewesen. Die zugeneigten Worte über seine Tochter bewegen deren Vater sehr – denn er war es, der sofort wusste, dass etwas Schlimmes passiert war, als sie nicht wie verabredet am 14. Juni 2018, dem Tattag, um 23.00 Uhr zu Hause war.

Die Familie organisierte eine Suche nach Sophia im Internet, weil sie die Polizei als untätig empfand. Tatsächlich konnten sie so den Täter schon vor der Polizei ausfindig machen. Wie der Richter sagte, war Sophia allerdings bereits vor der Suchaktion tot.

Sophia wollte von Leipzig zu ihren Eltern nach Amberg in die Oberpfalz trampen. Auf einem Rastplatz sprach sie am Tattag selbst ihren aus Marokko stammenden späteren Mörder an, wie der Richter schilderte. Sophia habe dabei auch einige Brocken Arabisch gesprochen.

Lüsternheit des Mannes nicht geahnt

Wovon sie offenkundig nichts ahnte, war die Lüsternheit des Manns. Der hatte schon vorher Fotos von Frauen gemacht, die auf dem Rastplatz zur Toilette gingen, und sich selbst beim Onanieren fotografiert.

Die Fahrt sei zunächst entspannt verlaufen. Die beiden hätten Musik gehört, Sophia habe geraucht, der Fahrer habe ihr sogar eine Pfeife geschenkt.

Doch kurz vor dem eigentlich als Aussteigeort vereinbarten Rastplatz habe L. für Sophia unerwartet einen Parkplatz angesteuert. Er habe Sophia dort „anbaggern“ wollen, sagt der Richter. Diese habe das deutlich zurückgewiesen, was L. massiv gekränkt habe.

In dem anschließenden Streit soll Sophia dem Fahrer mit der flachen Hand eine Ohrfeige verpasst haben – laut Gericht ihr Todesurteil: Der Schlag habe L. „die Sicherung rausgehauen“.

Mit einem Radmutterschlüssel habe er im Affekt vier Mal auf ihren Kopf eingeschlagen. Zu diesem Zeitpunkt sei der zu Aggressionen neigende L. vermindert schuldfähig gewesen. Doch dann sei er ausgestiegen, habe zehn bis 20 Minuten nachgedacht, schließlich aber nicht Hilfe geholt, sondern Sophia bei seiner Rückkehr mit weiteren Schlägen getötet.

Das Gericht stützt diesen Tatablauf auf das Geständnis des Fahrers und eine Reihe von Gutachten. Nachdem ein Sexualdelikt nicht zu beweisen war, konnte L. nur wegen Mordes verurteilt werden, weil er Sophia zweimal attackiert haben soll: Das Mordmotiv bei der zweiten Tat war, die vorherige Körperverletzung verdecken zu wollen.

L.s Verteidiger Karsten Schieseck glaubt, dass Sophia schon bei den ersten Schlägen tot war. Deshalb wollte er eine mildere Strafe wegen eines Totschlags. Doch womöglich akzeptieren Schieseck und sein Mandant nun die lebenslange Haft. „Der Angeklagte neigt dazu, das Urteil anzunehmen“, sagt der Verteidiger.

Für die Familie wäre dies ein wichtiger Schritt, um endlich abschließen zu können, wie ihr Rechtsanwalt Valentin Barth sagt. Sie wollen wieder die Bilder der fröhlichen Sophia in den Vordergrund bekommen können – nicht die der erschlagenen Tochter. (afp)



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