Die geheime Pandemie (Teil II)

Still und leise breitet sich eine für die Gesellschaft nicht ungefährliche Seuche aus: die Sucht nach Internet-Pornographie, auch bekannt als Online-Sex-Sucht. Im zweiten Teil unseres Artikels über die „Geheime Pandemie“ beschreiben wir Möglichkeiten für den Ausstieg aus der Sucht.
Titelbild
Der Weg aus der Abhängigkeit von Internet-Pornographie ist kein leichter. Einige Tipps machen die Sache jedoch einfacher. (Jeff Nenarella/The Epoch Times)
Von 18. August 2009

Der Pornokonsument erlebt eine starke endogen (im Körper) produzierte Highwelle, die jederzeit und beinahe gratis erhältlich ist. Sobald Emotionen wie Ärger, Stress, Langeweile oder Müdigkeit auftreten, wird mittels Pornokonsum abgeholfen. Durch jahrelanges ständiges Wiederholen brennt sich diese billige und wirkungsvolle Selbstmedikation im Gehirn ein. So wie man das Radfahren nicht verlernt, verlernt jedoch das Gehirn, das auf Effizienz aus ist, auch diese chemische Abhilfe gegen unangenehme Gefühle nicht mehr.

Der Ausstieg

Sobald – oft wirklich erst nach Jahren – dieser Kreislauf identifiziert wurde, setzen bei vielen Betroffenen ernsthafte Depressionen ein, die auch im Suizid enden können. Diese Zwangshandlungen und die Zwangsgedanken sind jedoch therapierbar.

Im Folgenden beschreiben wir, wie man selbst wieder frei werden kann von dieser Sucht. Jedoch muss man bedenken, dass ein Therapievorgang seine Zeit braucht und es Rückfälle geben kann. Darüber hinaus sollte niemand sich scheuen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Der erste Schritt auf dem Weg aus der Online-Sexsucht ist es, ein starkes eigenes Motiv zu identifizieren, warum Sie frei von Pornos leben wollen. Es reicht bei weitem nicht, nur eine ungefähre Ahnung zu haben, dass das Leben dann besser sein würde. Nein, Sie müssen schriftlich, am besten mit Fotos, Zeichnungen, Zitaten, Liedertextern, spirituellen Motiven usw. festhalten, wie Ihr Leben sein wird, wenn Sie frei sein werden von der Pornosucht.

„Ich genieße es, mein Leben wieder im Griff zu haben. Ich treffe gute Entscheidungen für mich und damit für meine Mitwelt. Ich sehe Frauen in ihrer Gesamtheit, und schätze sie wie meine Schwestern und Töchter. Ich bin erfolgreich und sozial anerkannt.“ Je deutlicher und klarer Sie sich sehen als freien Menschen, desto einfacher und schneller wird Ihr Genesungsprozess gehen.

Diese auf Papier, oder besser Poster, gebrachte selbsterfüllende Prophezeiung müssen Sie täglich anschauen und im Kopf behalten. Gleichzeitig sollten Sie ein Szenario niederschreiben, was passieren würde, wenn Sie weiterhin ihrer Sucht frönten. Je dunkler und abschreckender Sie dieses Bild malen, desto besser. „Ich bin arbeits- und mittellos. Ich habe keine Freunde, weil die mich abstoßend finden. Frauen verachten mich. Für meine Eltern bin ich die größte Enttäuschung“, usw.

Face it – replace it

Wenn Sie ihre Motive klar identifiziert und internalisiert haben, kommt der nächste Schritt:

„Was Sie da reingeholt hat, bringt Sie auch wieder heraus“. Wie oben beschrieben, haben die meisten Pornokonsumenten in frühen Pubertätstagen mit der Selbststimulation in Pornobegleitung begonnen und diese im Laufe der Jahre hunderte- ja tausendemale wiederholt. Damit hat sich ein Verhalten im Gehirn gebildet, das immer wieder automatisch zum Vorschein kommen wird.

Sie müssen also ganz bewusst dieses Verhalten nicht mehr ausführen. Diese Technik heißt: „Face it – replace it“. Wenn Sie von einem Trigger gefasst werden, ist es das falsche Rezept, den Gedanken zur glückversprechenden Selbststimulation in Pornobegleitung zu unterdrücken. Dieses Gedankenmuster lässt sich eben nicht unterdrücken, oder zumindest nicht lange. Der richtige Weg ist, den Gedanken passieren zu lassen (face it), und ganz aktiv auf ihn zugehen um ihn dann umzulenken (replace it). Ihn umzulenken bedeutet, die Konsequenz des Triggers neu zu definieren.

Sprechen Sie mit dem Wunsch, eine XXX Seite zu öffnen laut: „Ich weiß, was du mit mir vorhast. Ich will das nicht mehr machen. Ich treffe jetzt eine neue, eine gesunde Entscheidung. Ich bin langfristig so viel glücklicher. Ich will meinen Motiven entsprechend handeln“. Danach bringen Sie sich dazu, mit dieser Entscheidung glücklich zu sein.

Oder, Sie gehen im Sommer auf der Straße und sehen eine im Minirock bekleidete hübsche Frau. Schauen Sie sie direkt an und sprechen sie zu sich: „Ich betrachte diese Frau auf eine richtige Art und Weise. Ich hoffe, sie ist ein glücklicher Mensch. Wenn sie meine Hilfe braucht, bin ich für sie da, wie für eine Verwandte“. Programmieren Sie ihr Denken neu. Definieren Sie die Welt um sich gesund und frei von pornographischem Einfluss. Bedenken Sie, dass Sie während der vergangenen Jahre Ihr Denken durch den Pornoeinfluss völlig falsch gefüllt haben, also wird es eine Zeit dauern, bis Sie wieder ganz gesund sind. 100-mal müssen sie aktiv face it – replace it anwenden, beim 101. Mal geschieht es automatisch. Sie müssen sich aus dem Problem hinaus denken.

Aber machen Sie sich keine Illusionen. Dieser Prozess kann sehr schmerzhaft sein. Ihr Gehirn hat durch die jahrelangen endogenen Drogenausschüttungen verbunden mit unnatürlichen und illusorischen Bilder einen völlig verwirrten Chemiehaushalt. Ein plötzliches Aufhören mit dieser Selbstmedikation kann einhergehen mit starken Entzugserscheinungen und Depressionen. Deshalb sollten Sie ein ganz starkes Motiv herausarbeiten.

Dieses Motiv ist alles und dient als Motor. Das ständige face it – replace it  Üben, das übrigens auch „trocken“, also ohne externen Trigger, so oft wie möglich gemacht werden soll, garantiert Ihnen den Langzeiterfolg. Ohne ständiges Üben haben Sie keine Chance. Bedenken Sie, immerhin hat Sie jahrelanges Üben auch erst in die jetzige Situation hineingebracht.

Eine Warnung sei noch erwähnt. Durch die extremen Sinneseindrücke unserer jetzigen Zeit (vom interaktiven Handyscreen bis zum Facebookwecker) geht Ihr überladenes Gehirn gern auf Autopilot. Das heißt, dass man sich seiner eigenen Gedanken oft gar nicht bewusst ist. Ehe man sich versieht, ist man schon wieder ganz tief mit den Gedanken in einer lustvollen Szene, das limbische System wird aktiv und Sie schleudern wehrlos in eine Handlung, aus der dann wieder ein böses Erwachen kommen muss.

Sollten Sie zu den Betroffenen gehören, helfen Ihnen diese Einsichten und Techniken bestimmt  ein gutes Stück weiter. Es gibt natürlich noch viele weitere Techniken, um der Droge „Internetpornosucht“ Herr zu werden. Eine zum Abschluss: Erzählen Sie einer Vertrauensperson von ihrem Problem. Auch Ihrer Partnerin. Wahrscheinlich stoßen Sie anfangs auf Unverständnis und Bestürzung, aber wenn Sie Ihren Pornokonsum als das erklären, was er ist, nämlich als Sucht, wird Ihr Partner bestimmt Verständnis zeigen und Ihnen zur Seite stehen. Durch das Aussprechen Ihrer kleinen Geheimnisse werden auch viele negative Nebeneffekte aufgelöst.

Zum Abschluss nehmen Sie bitte diesen Gedanken mit: Sie sind in die Pornofalle völlig unvorbereitet und ungewarnt gestolpert, weil dies ein Tabuthema in unserer Gesellschaft ist. Wenn Sie dieses Problem allerdings erkannt haben und sich daraus befreien konnten, werden Sie als noch stärkerer Mensch, moralisch gestärkt, empor steigen. Vielleicht werden Sie dann die Kraft schöpfen können und vielen ihrer Mitmenschen ebenfalls helfen, da heraus zu kommen.

Teil I: Die geheime Pandemie –  Online-Sex-Sucht: Unterschätzt und gefährlich

Erschienen in The Epoch Times Deutschland Nr. 31/09



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