Fördern Schuldgefühle die Kooperation?

Was treibt Menschen dazu an, mit anderen zu kooperieren, vor allem, wenn dies unter Verlust persönlicher Vorteile geschieht? Dies scheint dem allgemeinen Bild vom „egoistischen Menschen“ zu widersprechen.

Laut einer Studie, die im Journal Neuron veröffentlicht wurde, könnte sich das Sozialverhalten aus Kompromissen zwischen persönlichen Vorteilen und Schuldgefühlen ergeben. Die Idee der Zusammenarbeit zu Lasten persönlicher Interessen ist ein Problem, das die klassischen Ökonomen seit Langem irritiert. Sie bestehen darauf, dass Menschen einzig durch eigene Interessen motiviert werden. Allerdings kann das nicht erklären, warum Menschen trotz Nachteilen wie Stress und finanziellen oder zeitlichen Verlusten kooperativ sind.

Eine mögliche Erklärung könnte sein, dass Freigebigkeit instinktiv von positiven Emotionen begleitet wird, während sich dagegen Selbstsucht schlecht anfühlt; deshalb kooperieren Menschen, um dieses schlechte Gefühl zu vermeiden.

Ein Forscherteam, bestehend aus kognitiven Neurowissenschaftlern und Ökonomen, untersuchte eine Gruppe von 30 Freiwilligen und ließ sie das Vertrauensspiel spielen. Dabei musste Spieler 1, der Investor, entscheiden, wie viel Prämie er Spieler 2, dem Verwalter, zukommen ließ.

Das Verhalten des Investors, erzeugte wiederum eine Vermutung beim Verwalter, wie viel der Investor von ihm zurückbekommen wollte. Die Verwalter im Spiel wurden dann mithilfe von Magnetresonanztomographie untersucht um festzustellen, welche Gehirnregionen aktiv waren, während sie entschieden, wie viel Geld sie an den Investor zurückgeben würden, das heißt, ob sie das Vertrauen des Partners schätzten oder nicht.

Das Resultat der Untersuchung passte tatsächlich in das Bild des Modells, bei dem Entscheidungen so gefällt werden, dass der finanzielle Gewinn maximiert und die zu erwartende Schuld minimiert wird. Erfüllte ein Verwalter die Erwartungen seines Investors, waren Gehirnregionen, die in Verbindung mit Verlust und Sympathie stehen, aktiv, wohingegen die Gehirnzonen, die mit Ablehnung und finanziellen Erwartungen in Verbindung stehen, aktiv waren.

Das Gewissen entscheidet

„Wir glauben, diese Ergebnisse sind aufregend, weil sie die Theorie von den moralischen Empfindungen stützen. Die Menschen haben konkurrierende Motive, wobei sie versuchen, zukünftige Schuldgefühle möglichst zu vermeiden und gleichzeitig den finanziellen Erfolg zu maximieren“, sagte Koautor Alan Sanfey vom Donders-Institut für Gehirnforschung, Erkenntnis und Verhalten an der Radboud Universität Nijmegen, Niederlande, in einem ergänzenden Video, das gemeinsam mit dem Bericht veröffentlicht wurde. „Das liefert unserer Meinung nach die Beweise dafür, dass die Vermeidung negativer Emotionen – wie etwa Schuldgefühle – ebenfalls für kooperatives Verhalten verantwortlich sein kann und außerdem wichtige Anhaltspunkte, warum wir trotz eigener Verluste kooperieren“, fügte er hinzu. Das Team schloss daraus, dass im Gehirn „die Verarbeitung von Erwartungshaltungen anderer eine wesentliche Rolle bei der Entstehung von moralischen Gefühlen und Grundsätzen spielt, die – auch im Fall von Versuchungen – die menschliche Zusammenarbeit garantieren.



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