HOLIFIKATION – jeder Mensch kann sich heiligsprechen

Von 22. Oktober 2012

 

Im Zuge der Globalisierung rücken die Kontinente und unterschiedlichen Kulturen des Planeten Erde enger denn je zusammen. Wir erleben heute eine enorme Pluralität der Symbole und Strukturen, Praktiken und Wertvorstellungen. Wenn wir aber zu den tieferen Dimensionen der Spiritualität vordringen, können wir am Urgrund der Menschen einen dynamischen Prozess der Harmonie wahrnehmen.

In allen Konfessionen, die unterschiedliche Prägungen, Rituale und tradierte Gesetze haben, geht es letztlich um das Heil, das heißt um ein Ganzwerden, um die Harmonie des Endlichen mit dem Unendlichen, auf die hin das menschliche Leben angelegt ist. Gerade diese Erfahrung des ganzheitlichen Heils, diesen Zugang zur göttlichen Ur-Quelle, suchen die Menschen heute. An der innersten Ur-Quelle sind alle Menschen unterschiedslos religiös, das heißt verbunden mit dem ewigen Seinsgrund (lat.: religio = Rückanbindung), dem unsterblichen Teil des Lebens.

„Jeder Mensch ist heilig und geistig unsterblich!“ (Dom Bede Griffiths O.S.B.)

„Gottes Tempel ist heilig, und der seid Ihr!“ (1 Korinther 3, 17)

Das wertvollste Opfer (lat.: offere = darbringen) besteht im Heiligmachen (lat.: sacrificium, sacrum facere, engl.: sacrifice).

Indem ich mich selbst dem Göttlichen in mir anvertraue, setzte ich einen Heilungs- und Heiligungsprozess in Gang. Das griechische Wort „hólon“ (das Ganze) weist auf die Quelle und den Ursprung von Heil- und Heiligsein hin (engl.: whole, holistic, holy).

Jeder Mensch ist ursprünglich heil und heilig; er ist selbstverantwortlich, den Kontakt, die Verbindung zu seinem innersten Heiligtum aufrechtzuerhalten. Selbstverantwortung ist das ständige Hinhorchen auf den unsterblichen Wesenskern, der in jedem Menschen tief verankert ist. Der Weg dorthin führt über die Bewusstwerdung des Seins, der kosmischen Wirklichkeit.

Das oft missverstandene Wort „Opfer“ ist die Aufgabe unseres Egos zugunsten einer kontemplativen Erfahrung im Urgrund meines Wesens. Dieser Weg führt über die Wandlung (Transformation) zur Kommunion (gemeinsames Eins-Werden) und Kontemplation (mit dem heiligen Tempel Gottes – „cum templo“ – in mir in Verbindung kommen).

„Ich bin heil, heilig und geistig unsterblich!“ (Roland R. Ropers)

Jeder Mensch ist autorisiert, sich selbst heilig zu sprechen. Diesen Prozess nenne ich „Selbst-Heiligung“ (engl.: Self-Holification“).

Das Ur-Wesen, die Ur-Essenz, das Ur-Sein des Menschen ist Eins-Sein und nicht Trennung.

Im 53. Kapitel des „TAO TE KING“ von Lao Tse lesen wir:

„Wenn ich nur wenig wüsste,
aber dem großen Weg folgte,
hätte ich einzig und allein Angst
vor Pfaden, die abweichen.
{R:2}Der große Weg ist einfach,
aber die Menschen ziehen die Umwege vor.
Der Palast ist voller Schätze,
auf den Feldern wuchert das Unkraut,
und die Kornspeicher sind leer,
aber die Herrschaften tragen prächtige Kleider
und behängen sich mit Schmuck und blitzenden Schwertern.
Sie prassen beim Essen und Trinken
und besitzen mehr Güter als nötig:
Das sind Raubritter und Räuberbarone.
Dort ist ganz sicher nicht der Weg.“

 

Der Religionsphilosoph Roland R. Ropers ist Autor und Herausgeber etlicher Bücher:

Was unsere Welt im Innersten zusammenhält: Hans-Peter Dürr im Gespräch mit bedeutenden Vordenkern, Philosophen und Wissenschaftlern von Roland R. Ropers und Thomas Arzt; 2012 im Scorpio Verlag

Eine Welt – Eine Menschheit – Eine Religion von Bede Griffiths und Roland R. Ropers

Gott, Mensch und Welt. Die Drei-Einheit der Wirklichkeit von Raimon Panikkar und Roland R. Ropers

Die Hochzeit von Ost und West: Hoffnung für die Menschheit von Bede Griffiths und Roland R. Ropers

Geburtsstunde des neuen Menschen. Hugo Makibi Enomiya-Lassalle zum 100. Geburtstag von Roland R. Ropers



Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion