Sind Deutschlands Kinder glücklich? Studie zur weltweiten Zufriedenheit von Kindern
Trotz Wohlstands nicht restlos glücklich: Bei einer großen Studie zur weltweiten Zufriedenheit von Kindern ist Deutschland nur auf dem zehnten Platz im Feld der 15 Teilnehmer-Länder gelandet.
Am glücklichsten zeigten sich einer Rangliste zufolge die 12-Jährigen in Rumänien, gefolgt von Kolumbien und Israel. Sie wurden gebeten, ihr subjektives Wohlbefinden auf einer Skala einzuschätzen. Am unzufriedensten äußerten sich die zwölfjährigen Kinder in Südkorea.
Befragt wurden für die Studie, an der in Deutschland die Frankfurter Goethe-Universität beteiligt war, 53 000 Kinder zwischen acht und zwölf Jahren. Der Bericht, der auch in Brüssel veröffentlicht wurde, soll Erkenntnisse zur Verbesserung der Lebenssituation von Kindern auf der ganzen Welt bringen. Die Studie „Children’s World“ fülle eine Lücke der internationalen Forschung.
Befragt wurden für die Studie Jungen und Mädchen in den Jahren 2013 und 2014 in Algerien, Äthiopien, Deutschland, England, Estland, Israel, Kolumbien, Nepal, Norwegen, Polen, Rumänien, Südafrika, Südkorea, Spanien und Türkei.
Schulpsychologe Klaus Seifried (Berlin) ist nicht verwundert über die deutschen Resultate: „Kinder, die im Wohlstand aufwachsen, sind sehr anspruchsvoll und somit auch schneller unzufrieden. In unserer Gesellschaft dreht sich viel um Wohlstand, Konsum und Freizeitsensationen, während es für Kinder in ärmeren Ländern um die Existenzabsicherung geht.“
Kinder in Afrika oder Asien seien oft froh, wenn sie täglich etwas zu essen bekämen und zur Schule gehen dürften. In Deutschland seien viele Kinder eher mäßig motiviert zu lernen, sagte der Experte vom Berufsverband Deutscher Psychologen. „Hierzulande tragen ein großer Fernseher und eine Spielkonsole im Kinderzimmer oder ein neues Fahrrad eher zum Kinderglück bei.“
Deutlich wurde in der Studie: Kinder erleben in ihrer Wahrnehmung große Unterschiede. In europäischen Ländern sind sie den Angaben zufolge zufriedener mit ihren Freundschaften, während Kinder aus afrikanischen Ländern tendenziell glücklicher mit ihrem Schulleben sind. Kinder in nordeuropäischen Ländern hingegen sind insbesondere unzufrieden mit ihrem Aussehen und ihrem Selbstbewusstsein.
Zu den bundesweiten Ergebnissen sagte Studienleiterin Sabine Andresen von der Universität Frankfurt: „Kinder in Deutschland sind im hohen Maße mit ihren Freundinnen und Freunden zufrieden. Mit Blick auf die Erwachsenen ist ihnen wichtig, dass sie ernst genommen und einbezogen werden. Generell sinkt das Wohlbefinden bei den Zwölfjährigen, vor allem Mädchen sind weniger zufrieden mit ihrem Aussehen.“
Die Studie gibt Auskunft über grundlegende Lebensbereiche wie Familie, Freundschaften, Geld und Besitz, Schulleben, Wohnumgebung, Freizeit und Zeitnutzung, persönliches Wohlbefinden und Kinderrechte.
In Europa und Südkorea verringert sich laut der Erhebung das Wohlbefinden von Kindern zwischen zehn und zwölf Jahren, während in anderen Ländern, wie zum Beispiel Israel und Äthiopien, keine Altersunterschiede sichtbar wurden.
Zwischen den Ländern wurden Unterschiede deutlich, wie Kinder ihre Zeit verbringen. In Estland wenden sie zum Beispiel mehr Zeit für ihre Hausaufgaben auf als in Südkorea und England. Kinder in Polen, Norwegen und Israel sind eher sportlich aktiv. Kinder in Algerien, Nepal und Südafrika verbringen hingegen viel mehr Zeit damit, sich um ihre Geschwister oder andere Familienmitglieder zu kümmern als in anderen Ländern, wie etwa Deutschland, Türkei und Südkorea.
Asher Ben-Arieh (Israel), einer der Untersuchungsleiter und der Vorsitzende der International Society of Children’s Indicators, sagte: „Dieser Bericht ist der Höhepunkt vieler Jahre Arbeit an einem vertieften Verständnis für die Perspektive von Kindern, über ihre Lebenswelt und ihr Wohlbefinden. Unsere Arbeit beweist, dass es möglich und wertvoll ist, Kinder zu fragen, was sie von ihrem Leben halten.“
(dpa)
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion