Sucht auf Rezept: Drastischer Anstieg der Todesopfer durch Medikamentenmissbrauch in Deutschland

Die deutsche Drogen-Studie 2018 zeigt einen alarmierenden Anstieg bei Todesopfern durch sogenannte "psychoaktive Medikamente". Zu diesen gehören Schmerz-, Beruhigungs- und Schlafmittel. 2,3 Millionen Menschen gelten als medikamentenabhängig.
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Verschreibungspflichtige Schmerz, Schlaf- und Beruhigungsmittel können in die Abhängigkeit führen.Foto: Matthias Hiekel/Archiv/dpa
Epoch Times13. April 2019

In der Gesellschaft sind Suchterkrankungen längst keine Randerscheinung mehr. Auch Angehörige, Freunde und Kollegen leiden häufig unter der Sucht ihrer Lieben.

32 Menschen in Deutschland fielen den verschreibungspflichtigen „psychoaktiven“ Medikamenten zum Opfer. Dies sind auffällige 68 Prozent mehr als im Vorjahr, so die Drogen- und Suchtbericht 2018, der diese Woche am Mittwoch in Berlin vorgestellt wurde.

Unter psychoaktiven Medikamenten versteht man Schlaf- und Beruhigungsmitteln (Psychopharmaka). Sie enthalten die Wirkstoffe Benzodiazepine oder Z-Substanzen enthalten, müssen vom Arzt verschrieben werden. In Deutschland unterliegen Benzodiazepine als verschreibungspflichtige Medikamente sogar dem Betäubungsmittelgesetz

Schlaf- und Beruhigungspillen als Suchtstoffe – mehr als 2,3 Mill. Menschen medikamentenabhängig

Schätzungsweise 2,3 Millionen Erwachsene sind nach Angaben des Bundesministeriums für Gesundheit in Deutschland medikamentenabhängig:

Viele Betroffene sind sich ihrer Abhängigkeit selbst nicht bewusst. Solange die Medikamente vom Arzt verschrieben werden, werden sie als Teil einer notwendigen Therapie betrachtet.“

Als Medikamente mit den Wirkstoffen Z-Substanzen in den 1990er-Jahren zugelassen wurden, ging man davon aus, dass der Gebrauch nicht zu einer Abhängigkeit führen würde. Dies wurde inzwischen widerlegt.

Beruhigungs- und Schlafmittel mit Z-Substanzen finden überwiegend bei Angstzuständen, Schlafstörungen und Unruhezuständen Anwendung. Ihre Nebenwirkungen reichen von tagsüber auftretender Müdigkeit, Schwindel, Kopfschmerzen bis hin zur Muskelschwäche mit erhöhter Sturzgefahr.

Die Wirkung psychoaktiver Stoffe kann zu dauerhaften Veränderungen im Gehirn führen, wodurch Verhaltensänderungen deutlich erschwert werden“, besagt die Studie.

Die meisten Medikamentensüchtigen sind über 65 Jahre alt. Bei der Einnahme von einigen Wochen können die behandelten Symptome sogar wieder verstärkt auftreten. Dazu gehören Angstzustände mit Panikattacken, Schweißausbrüche und Schlafstörungen.

Suchterkrankungen in Deutschland

Jährlich suchen mehr als eine halbe Million Süchtige und deren Angehörige die 1.500 Beratungsstellen in Deutschland auf. Die Suchtzentren informieren zum Drogenkonsum von illegalen als auch legalen Substanzen.

Drogenabhängigkeit ist eine Krankheit, Kranke brauchen Hilfe und keine Stigmatisierung. Jeder von uns kann dazu einen Beitrag leisten“, so die Drogenbeauftragte des Bundesregierung Marlene Mortler.

Die in Deutschland am häufigsten behandelte Suchtgruppe bilden die alkoholabhängigen Patienten. Außerdem geht aus dem Drogen- und Suchtbericht 2018 hervor, dass insgesamt 1.276 Menschen an Drogenkonsum starben. Im Jahr zuvor waren es vier Menschen weniger. Häufigste Todesursache war eine Überdosis. Die Anzahl der Todesopfer durch Heroin oder Morphin sank von 707 auf 629.

Zu weiteren Süchten liefert das Bundesministerium für Gesundheit folgende Zahlen, die auf repräsentativen Studien beruhen: In Deutschland rauchen 12 Millionen Menschen. Weitere 1,6 Millionen sind Alkoholiker, etwa 600.000 Menschen konsumieren Cannabis und andere illegale Drogen. Rund 500.000 Menschen zeigen „problematisches oder sogar pathologisches Glücksspielverhalten“, 560.000 Menschen sind „onlineabhängig“. (sua)



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