Todesursache Nr. 3: ärztliche Behandlung – Krankheit ein Wirtschaftsfaktor

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Dr. med. Gunter Frank; Gebrauchsanweisung für Ihren ArztFoto: Cover Verlag Knaus

Kein Blatt vor den Mund nimmt Dr. med. Gunter Frank in seinem neuen Buch „Gebrauchsanweisung für Ihren Arzt – Was Patienten wissen müssen“, das sehr schnell zum SPIEGEL-Bestseller aufstieg:  „Es klingt unglaublich, ist aber leider Ergebnis seriöser Schätzungen: die ärztliche Behandlung ist in unserer Gesellschaft die Todesursache Nr. 3. Wir sprechen dabei von Opfern rein ökonomisch begründeter Übertherapien, die Patienten keinen Nutzen bringen, aber gefährlichen Nebenwirkungen aussetzen.

Dr. med. Gunter Frank, Jahrgang 1963, ist seit zwanzig Jahren Arzt für Allgemeinmedizin und mit eigener Praxis in Heidelberg tätig. Er sagt sehr deutlich, dass Patienten für eine bessere Medizin mehr Wissen benötigen. Die Fakten, auf die sich zu viele Ärzte bei der Behandlung stützen, sind nach Meinung des Autors oft von der Pharmaindustrie manipuliert.

Dafür existieren Grundmuster. Eine der gängigen Methoden ist die Senkung von Labor-Normwerten in medizinisch absurde Bereiche, damit eine Gabe von Medikamenten begründet werden kann.

„In unserem Gesundheitssystem werden immer mehr Krankheiten nicht etwa geheilt, sondern verschlechtert oder sogar erst durch die Behandlung hervorgerufen. Für diese Krankheiten und für überflüssige und gefährliche Therapien werden Milliarden Euro ausgegeben!

Was könnte man nicht erreichen, wenn diese Geldmittel in die wirklich wichtigen Bereiche unseres Gesundheitssystems fließen würden: eine ausreichende personelle Ausstattung von Krankenhäusern und Altenheimen, die eine menschlich angemessene Pflege ermöglicht, eine gute hausärztliche Betreuung und Notfallversorgung auch auf dem Land, die Sicherung einer kostenfreien Hightech-Medizin für alle, die sie tatsächlich benötigen, und eine wirklich unabhängige und qualitätsvollere Forschung, als sie derzeit üblich ist…“

[–Allianz von Hochschulmedizin und Pharmaproduzenten–]

Für den erfahrenen Arzt Dr. Gunter Frank hat sich die Hochschulmedizin und ihre Verflechtung mit den Pharmaproduzenten zum Dreh- und Angelpunkt für geradezu schädliche Behandlungsmethoden entwickelt.

Wenn an den medizinischen Universitäten wissenschaftlich seriöser gearbeitet würde, so der Autor, müsste ein sehr großer Teil der derzeit etablierten Behandlungen in Frage gestellt werden. Das würde aber dramatische Umsatzeinbrüche in der gesamten Pharmabranche nach sich ziehen.

Dafür beruft er sich auch auf die Forschungen aus dem von Professor Dr. Gerd Gigerenzer geleiteten Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin. Dieser kam in einer Analyse aus dem Jahr 2012 zu dem Schluss: „Patienten im aktuellen Gesundheitssystem werden Opfer einer Kette unausgewogener und intransparenter Informationen. Ein Gesundheitssystem, das Steuergelder für unnötige oder sogar schädliche Tests und Behandlungen verschwendet und medizinische Forschung finanziert, die für Patienten nur begrenzt relevant ist, ist ineffizient…

Eine kritische Masse informierter Patienten wird nicht alle Probleme lösen, aber die wichtigste Basis für eine bessere Versorgung sein…“

Hier: Prof. Gerd Gigerenzer über Risiko – Kluge Entscheidungen und die Qual der Wahl

Dr. Gunter Frank ist es gelungen, einen sehr gut verständlichen Leitfaden zu schreiben, der dem Medizinunkundigen hilft, vertrauensvoll seinem Arzt die richtigen Fragen zu stellen.

[–Nett verpackte falsche Behandlung–]

„Das Bild des gütigen Halbgotts in Weiß wurde jahrzehntelang sorgfältig gepflegt: in Zeitschriften, Groschenromanen und Fernsehserien. Einen guten Patienten erkennt man in diesen Serien vor allem daran, dass er sich seinem freundlichen Halbgott gegenüber dankbar verhält und dessen Engagement nicht mit Misstrauen und unnötiger Kritik begegnet. Man kann Sie als Patient auch sehr nett falsch behandeln. Das empathische Engagement des Arztes ist für die Beurteilung seiner fachlichen Qualität leider nur ein Ersatzparameter…“

Professor Gigerenzer beklagt, dass Mediziner in unserem Land sehr schlecht ausgebildet werden. Eine Medizin, die unsachgemäß mit Statistiken umgeht, betreibt keine Wissenschaft mehr, sondern unterscheidet sich nur noch graduell von Orakeldeutung und Kaffeesatzleserei.

Die Wahrscheinlichkeit, dass medizinische Empfehlungen Erfolg zeitigen, rückt dann mehr und mehr in die Nähe des reinen Zufalls, und die Medizin fällt auf das Niveau von mittelalterlichen Quacksalbern zurück. Dies gilt auch dann, wenn solche ungeprüften Empfehlungen von Professoren, Chefärzten oder von Experten von berühmten Universitäten gegeben werden. Wissenschaftlich gesicherte Forschungsergebnisse legitimieren sich nicht durch Titel oder Autoritäten, sondern durch die Einhaltung von Regeln.

Es bedarf aber dennoch besonderer Erwähnung, dass täglich die moderne Medizin Menschenleben rettet. Jeden Tag operieren gut ausgebildete Chirurgen erfolgreich Patienten, die früher als unbehandelbar galten. Täglich hören engagierte Ärzte ihren Patienten zu und tun ihr Bestes, um ihnen beizustehen, und jede Nacht stehen Notärzte auf, um medizinische Notfälle wirksam zu versorgen. Alles großartig.

Gleichwohl fordert Professor Gigerenzer, dass Risikokompetenz in der Ärzteausbildung zum Hauptfach werden muss. Wenn Ärzte ohne Risikokompetenz Medikamente, Impfungen oder Vorsorgeuntersuchungen verordnen, handeln sie nicht anders als ein Chirurg, der eine Gallenblase operieren will, ohne zu wissen, wo sie sich befindet.

Das Anliegen von Dr. Frank ist, dass sich Arzt und Patient auf Augenhöhe begegnen. Dazu ist Wissen und Respekt auf beiden Seiten erforderlich. Im Praxisteil des aktuellen SPIEGEL-Bestsellers hat der Leser/Patient Gelegenheit, anhand einer sehr gut erdachten Checkliste sein Anliegen in der Sprechstunde vorzubereiten.

Weitere Informationen: www.gunterfrank.de/

Foto: Cover Verlag Knaus

Dr.med. Gunter Frank

Gebrauchsanweisung für Ihren Arzt

Was Patienten wissen müssen

Knaus Verlag München, 304 Seiten, März 2014 – € 19,99



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