What if? fragt Randall Monroe mit Webcomic und sucht nach dem „Facebook der Toten“

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Fragen wie: "Was wäre wenn alle Menschen plötzlich von der Erde verschwänden. Wann würde dann die letzte künstliche Lichtquelle erlöschen?" stellt Randall Munroe, der Meister des Science EntertainmentsFoto: Ausschnitt Cover Knaus Verlag
Von 23. Oktober 2014

Mit „what if“, was wäre wenn, einer Frage, die Neugierige gerne stellen, beschäftigt sich der Physiker Randall Patrick Munroe in seinem neuesten Buch. Natürlich mit Humor, schließlich ist er der Erfinder von „Webcomic xkcd“.

Wenn www.xkcd.com einen neuen Science Cartoon postet, vibriert das Internet.

Am 17. Oktober 2014 feierte der Physiker Randall Patrick Munroe seinen 30. Geburtstag. Der ehemalige Roboteringenieur bei der NASA ist der Erfinder von „Webcomic xkcd“. Jeden Monat wird seine Webpage: www.xkcd.com von zig Millionen Menschen besucht. Er ist ein wandelndes Lexikon der Naturkatastrophen, lässt Drachen steigen, um Luftaufnahmen zu machen, und schafft den Zauberwürfel in einer guten Minute.

Als er einen Kurs an der Elite-Universität MIT (Massachusetts Institute of Technology) über Energie hielt, langweilten sich  die Studenten zunächst. Sie wurden aber aufmerksam und neugierig, als er ihnen erklärte, wie viel Energie man aufbringen müsste, um ein Flugzeug der Star-Wars-Reihe zu bewegen.

Das Buch „what if“ erschien zeitgleich in New York und in München und wird in eine Reihe anderer Sprachen zur Zeit übersetzt. Auf 350 Seiten ein amüsanter Parcours durch eine Fülle von Fragen, die sich viele von uns sicherlich schon einmal gestellt haben, zumal das „was wäre wenn?“ uns ein Leben lang beschäftigt. Randall Munroe versteht es, mit Humor und Leichtigkeit komplexe Dinge darzustellen, dass man Freude hat, mitzudenken.

Seelenverwandte

„Ein einfacher Beweis zeigt, dass wir uns nicht nur auf die Menschen aus früheren Zeiten beschränken dürfen, sondern auch eine unbekannte Zahl von zukünftigen Menschen mit berücksichtigen müssen. Wenn Ihr Seelenverwandter in ferner Vergangenheit lebte, muss es für Seelenverwandte auch möglich sein, in ferner Zukunft zu existieren. Nehmen wir an, Ihr Seelenverwandter lebt zur gleichen Zeit wie Sie. Damit es nicht zu gruselig wird, nehmen wir außerdem an, dass er ungefähr so alt ist wie Sie. Damit hätten die meisten von uns einen Pool von etwa einer halben Milliarde potentieller Verknüpfungen. Aber wie sieht es mit der Geschlechtsidentität und sexueller Orientierung aus? Und mit der Kultur und mit der Sprache?

Wir könnten demographische Angaben nutzen, um die Dinge noch ein wenig genauer einzugrenzen, aber dann würden wir immer weiter von der Idee eines per Zufallsgenerator ausgewählten Seelenverwandten abkommen. In unserem Szenario würden Sie überhaupt nicht wissen, wer Ihr Seelenverwandter sein könnte, bis Sie ihm in die Augen schauen. Jeder hätte nur eine Orientierung – nämlich die, die ihn zu seinem Seelenverwandten hinführt. Die Chance, dass Sie Ihrem Seelenverwandten über den Weg laufen, wäre unglaublich gering.

Die Zahl von Fremden, mit denen wir an einem Tag Blickkontakt aufnehmen, schwankt zwischen beinahe null (bei Einsiedlern und Kleinstadt-bewohnern) und vielen Tausenden (bei einem Polizisten auf dem Times Square in New York). Setzen wir einmal voraus, dass Sie jeden Tag durchschnittlich mit ein paar Dutzend Unbekannten Blickkontakt herstellen; wenn zehn Prozent dieser Leute ungefähr so alt sind wie Sie, kämen Sie in Ihrem ganzen Leben auf etwa 50.000 Personen. Da Sie aber 500 Millionen potentielle Seelenverwandte haben, bedeutet es, dass sie nur in einem von 10.000 Leben die wahre Liebe finden würden…“

Randall Munroe kommt zu der Schlussfolgerung, dass eine Welt von wahllos verstreuten Seelenverwandten ein Albtraum wäre.

Das Facebook der Toten

Im Jahr 2013 sind in den USA etwa 290.000 Facebook-Nutzer gestorben. Weltweit dürften es mehrere Millionen gewesen sein. Mit sozialen Netzwerken gibt es bislang kaum Erfahrung. Viele Web-Pages waren kurzzeitig durch tausendfaches Anklicken bekannt geworden, verloren aber auch schnell wieder an Beliebtheit.

Es gibt gute Gründe für die Annahme, dass auch Facebook diesem Muster folgen wird. Nach diesem Szenario würde Facebook schon gegen Ende des Jahrzehnts Marktanteile zu verlieren beginnen und sich davon nie wieder erholen. Der Kreuzungspunkt, an dem die Zahl der Toten die der Lebenden übersteigt, würde dann ungefähr im Jahr 2065 liegen…“

Was wäre, wenn sich alle Menschen auf der Erde möglichst dicht aneinander stellen, hoch springen und alle gleichzeitig wieder landen würden? Was wäre wenn alle Menschen plötzlich von der Erde verschwänden. Wann würde dann die letzte künstliche Lichtquelle erlöschen?

Randall Munroe tritt unscheinbar auf. Hemd, Hose, Haarschnitt, alles völlig unauffällig. Und doch jubeln ihm die Menschen zu, wenn er irgendwo die Bühne betritt. Denn der 30-Jährige ist lustig. Sein Markenzeichen sind Strichmännchen oder Strichfrauchen ohne Gesicht. Sie sitzen meistens vor dem Computer und wundern sich über die Seltsamkeiten des Lebens. Die Figuren sind das, was man heute „Nerds“ nennt – also sozial leicht auffällige Personen mit einem Hang zu Technik und Wissenschaft.

Eine neue Ära der Wissenschaftsliteratur ist eingeläutet.

Veranstaltungshinweis:

Randall Munroe in Berlin am 3. November 2014

TU Berlin, Hörsaal C130, Gebäude C, Straße des 17. Juni 115

Eintritt frei!

Moderation: Sven Stockrahm, Redakteur Wissen bei ZEIT ONLINE.

Eine Veranstaltung in englischer Sprache.

Uhrzeit: 19.00 Uhr

 

Foto: Cover Knaus Verlag

Randall Patrick Munroe

what if

368 Seiten, Albrecht Knaus Verlag

ISBN-10: 3813506525

14,99 Euro



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