Zusammen gegen Mobbing: Elton, Revolverheld und Co. setzen ein Zeichen

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„Mobbing ist nicht cool oder witzig. Man ist auch nicht groß und stark, wenn man in großer Gruppe auf Einzelnen rumhackt", sagt Johannes StrateFoto: onlinefacts
Von 18. Mai 2015

München – In Deutschland wird Mobbing noch weitestgehend tabuisiert. Dabei kennt laut Studien bereits jeder Dritte Anfeindungen und Schikanen. Betroffene fühlen sich meist allein gelassen und zweifeln an sich selbst. Das Experten-Team von onlinefacts hat nun in einer großen Aufklärungskampagne mit Prominenten Deutschen über Mobbing gesprochen, um zusammen ein Zeichen dagegen zu setzen.

Lange Jahre wurden die seelischen Verletzungen, die Mobbing bei Menschen anrichten können, unterschätzt. Wie es sich anfühlt, von anderen schikaniert und bloßgestellt zu werden, wissen viele. Betroffen sind alle, Kinder, Erwachsene, Büroangestellte und Manager.

Auch Prominente, die viel im Rampenlicht stehen, waren schon oft Anfeindungen ausgesetzt. „Als Teenager war ich einst selbst Mobbingopfer. Es ist zwar lange her, aber ich erinnere mich immer noch an dieses gruseliges Gefühl morgens nicht aufstehen zu wollen, um die Schule um jeden Preis zu vermeiden“, sagt Johannes Strate von Revolverheld.

In vielen Fällen ist Mobbing auf Neid oder Missgunst zurückzuführen. Die meisten Täter unterschätzen jedoch die enormen und teils lebenslangen Auswirkungen, die ihr Handeln haben kann.

„Mobbing ist nicht cool oder witzig. Man ist auch nicht groß und stark, wenn man in großer Gruppe auf  Einzelnen rumhackt. Also lasst es einfach direkt bleiben, anstatt euch lächerlich zu machen und es später zu bereuen. Schlechtes Karma holt einen immer irgendwann ein“, ermahnt Strate die Täter.

Der starke negative Einfluss von Mobbing auf die Psyche ist in Studien vergangener Jahre immer deutlicher geworden. Wer gemobbt wurde, entwickelt demnach fünfmal häufiger Angststörungen als etwa jemand, der elterlicher Gewalt ausgesetzt war. Außerdem haben Betroffene im Vergleich ein nahezu doppelt so hohes Risiko, an Depressionen zu erkranken und sich selbst zu verletzen.

Diplom-Pädagogin Katja Saalfrank hat das in ihrem Berufsalltag schon oft miterlebt: „Mobbing ist der vorsätzliche heimtückische Angriff auf das soziale Ansehen und die seelische Gesundheit der Zielperson und beschädigt das Selbstvertrauen, die Gesundheit und die Menschenwürde. Und: Mobbing findet im Verborgenen statt und vergeht nie von allein. Deshalb dürfen wir nicht wegschauen und müssen Betroffene die Möglichkeit geben, sich uns anvertrauen zu können.“

Der deutsche Profiboxer Marco Huck weiß, wie es sich anfühlt, als Kind und auch als Erwachsener von anderen fertig gemacht zu werden, erleben will er das nie wieder: „Gerade in der heutigen Zeit  ist es aus meiner Sicht absolut notwendig, Menschen, die in diese Situation kommen, uneingeschränkt zu unterstützen. Welche negativen Auswirkungen und gesundheitliche Schäden die Betroffenen dadurch erleiden können, ist den Tätern oft gar nicht bewusst. Eine offene und tolerante Gesellschaft darf hier nicht mit Gleichgültigkeit reagieren. Im Gegenteil, wir alle müssen den vielfältigsten Formen von Diskriminierung und Gewalt offensiv entgegen treten.“

Das sieht auch Alexander Klaws so, der selbst im vergangenen Jahr nach seinem Gewinn bei der RTL Show „Let’s Dance“ mit Häme und gehässigen Kommentaren konfrontiert wurde: „Niemand hat das Recht, einen anderen Menschen zu unterdrücken oder zu schikanieren“, sagt der ehemalige DSDS-Star, und spricht Betroffenen Mut zu: „Habt den Mut euch frühzeitig an eine Vertrauensperson oder eine Beratungsstelle zu wenden. Ihr seid nicht alleine – wehrt euch, sprecht darüber!“

Darüber sprechen, das tat auch Thomas Hitzelsberger. Der ehemalige Profi-Fußballer outete sich 2014 als homosexuell. Für ihn begann nach dem Coming-Out eine harte Zeit. Er bekam Hass-Mails, war Beleidigungen und Anfeindungen ausgesetzt. Den Schritt nach vorne bereut er trotzdem nicht: „Es war der richtige Schritt und der Zeitpunkt war gut gewählt“, sagt der ehemalige Profi-Fußballer zurückblickend. Wer in der Öffentlichkeit steht, ist fast automatisch Anfeindungen und Beleidigungen ausgesetzt – es gibt immer wen, der einen nicht gut findet und dies lauthals kundtut. Insbesondere Rapper müssen sich eine dicke Haut zulegen.“

„Die Beleidigungen, die mir die Leute an den Kopf werfen, treffen mich gar nicht. Wenn jemand mal etwas sagen würde, das mich wirklich trifft, weil es vielleicht sogar stimmt, dann wäre das anders. Aber wenn mich jemand als Hurensohn oder ähnliches bezeichnet, trifft mich das schon lange nicht mehr. Ich habe dann eher Mitleid mit diesen Leuten“, erklärt Rapper Moneyboy.

Auch Moderator Elton, der früher lange Jahre von Stefan Raab als Witzfigur hingestellt und belacht wurde – wenn auch mehr der Show wegen als aus ernstgemeinter Schikane – richtet sich mit einer Botschaft an Täter und Mitläufer: „Menschen, denen andere das Leben zur Hölle machen, lassen sich nicht hängen. Sie werden hängen gelassen! Ich bin weder Psychologe, noch Mobbing-Experte, ich bin nur der adipöse Elton mit 5 Dioptrin. Aber vielleicht lässt mich genau das in diesem Moment so klar sehen. Was mich mein ganzes Leben beschützt, immer wieder aufgebaut und stark gemacht hat, waren keine freundlichen Aufmerksamkeiten, sondern aufmerksame Freunde.“

Elton sieht vor allem in der Mentalität der Mitläufer ein großes Problem: „Wenn ich nun jemanden Mut machen soll, dann nicht denen, die Tag ein Tag aus ein seelisches Martyrium erleiden müssen. Sie beweisen schon unendlichen Mut, da sie es ertragen und sich nicht aufgeben. Mut brauchen die, die das zulassen, weil sie aus Angst wegschauen.“

Die Macht der Mitläufer

Gerade die Mitläufer haben eine riesengroße Macht, denn durch ihr Mitlachen, durch ihre Akzeptanz der Schikane, befeuern sie den Täter nur noch mehr und geben ihm die Bestätigung, die sich dieser so sehnlich erhofft. „Wenn nur einer aufstehen und dem Betroffenen beistehen würde, dann würde das schon viel helfen“, weiß Martin Römhild, der sich als Journalist bei onlinefacts intensiv mit dem Thema Mobbing befasst hat. Römhild ist es seitdem ein Anliegen, Mobbing aus der Tabuschiene der deutschen Gesellschaft zu bewegen und offen darüber aufzuklären. Dafür geht er an Schulen, spricht mit Betroffenen und hält Vorträge zum Thema in Funk und Fernsehen, wie etwa in der SAT.1-Show „Newtopia“.

„Mobbing ist leider auch ein zentrales Thema in der Medienwelt geworden. In letzter Zeit bekommt man das Gefühl, es gibt einen Trend in Reality-Shows hin dazu, anders Gesinnte zu verachten, zu beleidigen und mit wenig Respekt zu behandeln“, so Römhild. Sein Fazit: „Wer gemobbt wird, sollte sich auf keinen Fall zurückziehen und die Schuld bei sich suchen, sondern den Schritt nach vorne wagen und mit Freunden und Familie sprechen. In einem zweiten Schritt kann man sich professionelle Hilfe suchen, etwa einen Vertrauenslehrer an der Schule oder den Betriebsrat auf der Arbeit. In schweren Fällen sind auch Mobbing-Coaches und Psychologen eine gute Anlaufstelle.“

Da es vielen Betroffenen unangenehm ist, persönlich über ihre Probleme und Ängste zu sprechen, gibt es zudem immer mehr Anlaufstellen im Netz, etwa auf Klicksafe, Schau hin!, juuuport,  und auf der Webseite des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik.  

Auch die kostenlose Telefonberatung „Nummer gegen Kummer“ hilft Jugendlichen bei Problemen jeder Art. Nur wer sich den Anfeindungen aktiv entgegenstellt, da sind sich Experten einig, hat eine Chance dem Teufelskreis zu entfliehen und die dadurch entstandenen Narben aufzuarbeiten.

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