Am Sonntag wird wieder an der Uhr gedreht – doch wie lange noch?

In der Nacht zum Sonntag wird wieder einmal an der Uhr gedreht. Viele Menschen haben davon genug und befürworten ein Ende der Zeitumstellung.
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Laut einer aktuellen Umfrage lehnen 71 Prozent der Deutschen die Zeitumstellung ab.Foto: Martin Gerten/Archiv/dpa
Epoch Times24. Oktober 2018

In der Nacht zum Sonntag wird wieder einmal an der Uhr gedreht: Um drei Uhr morgens werden die Uhren um eine Stunde von der Sommerzeit auf die mitteleuropäische Zeit (MEZ) zurückgestellt. Viele Menschen haben davon genug und befürworten ein Ende der Zeitumstellung. Große Hoffnungen setzen sie auf Pläne der EU-Kommission, die den Wechsel abschaffen will. Doch welche Zeit künftig dauerhaft gelten soll, ist längst noch nicht klar.

Dass der Sonntag mit der Zeitumstellung eine Stunde länger ist, dürfte die meisten Menschen zwar kaum stören. Allerdings ist die Umstellung auf Sommerzeit im Frühjahr und auf Normalzeit im Herbst zunehmend unbeliebt, wie regelmäßige Umfragen zeigen.

Nach einer aktuellen Forsa-Umfrage für die Krankenkasse DAK-Gesundheit plädieren 80 Prozent der Deutschen dafür, die Zeitumstellung abzuschaffen. Das ist ein neuer Höchststand. Immerhin mehr als jeder Vierte – 28 Prozent – der rund 3500 Befragten hatte wegen der Umstellung schon einmal körperliche oder psychische Probleme.

Mehr als drei Viertel fühlen sich müde und schlapp. 62 Prozent haben Einschlafprobleme, und 39 Prozent können sich schlechter konzentrieren. Neun Prozent gaben sogar an, depressive Verstimmungen wahrgenommen zu haben.

Kritiker der Zeitumstellung führen außerdem ins Feld, dass diese ihren ursprünglichen Zweck nicht erfüllt. Eigentlich sollte das Vorstellen der Uhr im Frühjahr zum Energiesparen in der hellen Jahreszeit beitragen. Die Überlegung: Wenn sich der Tag um eine Stunde nach vorn „verschiebt“, wird weniger Beleuchtung und damit weniger Strom verbraucht.

Doch dadurch entstehende Energiespareffekte sind kaum nachweisbar. Auch das Büro für Technikfolgenabschätzung beim Deutschen Bundestag kam in einer Analyse zu dem Schluss, dass die energetischen Aspekte kaum ins Gewicht fallen.

Die EU-Kommission will die Zeitumstellung nun im kommenden Jahr abschaffen, sofern die EU-Regierungen und das Europaparlament grünes Licht geben. Dabei würde es jedem einzelnen Land überlassen bleiben, ob dort dauerhaft Sommer- oder Winterzeit gilt. Theoretisch möglich wäre, dass sich Deutschland anders entscheidet als Nachbarn wie die Niederlande oder Tschechien. Einen Flickenteppich will Brüssel allerdings unbedingt vermeiden.

In der Bundesregierung ist bislang keine klare Präferenz erkennbar. Während sich Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier für eine dauerhafte Sommerzeit aussprach, gab Bundeskanzlerin Angela Merkel (beide CDU) bislang kein Votum für eine permanente Sommer- oder Winterzeit ab.

Die deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin spricht sich für eine Beibehaltung der Normalzeit aus. Das Tageslicht und insbesondere der Blauanteil des Sonnenlichts sei der „Hauptzeitgeber“ für die innere Uhr des Menschen und maßgeblich für den Wach-Schlaf-Rhythmus. All dies wird den Experten zufolge am besten durch die Winterzeit gewährleistet. Durch Umstellung auf Sommerzeit drohe hingegen ein chronischer Schlafmangel, der zu Konzentrations- und Leistungseinbußen sowie mehr Unfällen führe.

Ab diesem Sonntag zumindest ist es durch die Zeitumstellung morgens wieder früher hell und dafür nachmittags eher dunkel. Rein technisch ist die Umstellung unproblematisch. Taktgeber für die Zeit sind in Deutschland die Atomuhren der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt in Braunschweig. Über Sender werden die Signale übertragen, durch die sich die Funkuhren automatisch an die Zeitumstellung anpassen.

Auch für die Deutsche Bahn ist die Zeitumstellung längst Routine. Die DB-Nachtzüge etwa halten in der Nacht zum Sonntag an einem Bahnhof entlang der Reisestrecke, um die eine Stunde zusätzlich zu überbrücken.

Übrigens war die Bundesrepublik – neben Dänemark – 1980 das letzte Land der damaligen Europäischen Gemeinschaft, das sich der in Italien und Frankreich schon seit 1966 und 1967 geltenden Zeitumstellung anpasste. Die nun ab Sonntag wieder einsetzende Normalzeit gilt bis zum 31. März 2018. Dann werden die Uhren wieder um eine Stunde vorgestellt – vielleicht zum letzten Mal? (afp)



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