Atmosphärenforschung auf höchstem Niveau

HALO erstmals zu Gast im DLR Oberpfaffenhofen
Titelbild
Ein Flugzeug (Symbolbild). Foto : Gulfstream Aerospace Corporation.

Oberpfaffenhofen – Den deutschen Atmosphärenforschern wird es den Sprung in völlig neue Dimensionen erlauben: Im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) konnten sie und zahlreiche andere Gäste im Rahmen einer Begrüßungsveranstaltung gestern einen ersten Blick auf das künftige hochmoderne Höhenforschungsflugzeug HALO (High Altitude and Long Range Research Aircraft) werfen. Als so genanntes „Green Aircraft“ war die Gulfstream G 550 zuvor in Oberpfaffenhofen gelandet und vor den Hangar des DLR gerollt. Ab 2009 wird der modifizierte Businessjet als neues Mitglied der DLR-Flugzeugflotte zu Messflügen rund um den Globus starten. Mit der Indienststellung von HALO untermauert das DLR – gemeinsam mit der Max-Planck-Gesellschaft, den anderen Zentren der Helmholtz-Gemeinschaft sowie der Deutschen Forschungsgemeinschaft – seinen Anspruch: Spitzenforschung auf höchstem Niveau zum Wohle der Allgemeinheit; das DLR setzt mit HALO zudem den „Generationswechsel“ bei seiner Flotte fort.

Gipfelhöhe, Reichweite und Nutzlast bilden entscheidende Vorteile, die HALO im Vergleich zu bislang operierenden Forschungsflugzeugen bietet. HALO wird mehr als doppelt so viele wissenschaftliche Geräte an Bord haben können wie das Forschungsflugzeug Falcon 20-E, das seit fast 30 Jahren für das DLR im Einsatz ist und an seine „Altersgrenze“ kommt. Mit einer Flughöhe von mehr als 15 Kilometern und einer Reichweite von mehr als 8000 Kilometern ermöglicht HALO erstmals Messungen auf der Skala von Kontinenten, auf allen Breiten, von den Tropen bis zu den Polen sowie in Höhen bis zur unteren Stratosphäre.  

Klimawirkung von Eiswolken besser quantifizierbar

Die Klimaforschung erhofft sich von den Arbeiten, die mit dem Jet durchgeführt werden können, eine Vielzahl neuer Erkenntnisse – etwa über den bislang nur schwer zu erreichenden Übergangsbereich zwischen Troposphäre und Stratosphäre. Diese Region in bis zu 16 Kilometern Höhe beeinflusst wesentlich den atmosphärischen Energiehaushalt und den Transport von Spurengasen. Der Einfluss von Eiswolken (Zirren) in großen Höhen ist darüber hinaus von enormer Bedeutung: Der Klimaeffekt kann durch sie verstärkt oder abgeschwächt werden. Die stetig wachsende Flotte kommerzieller Flugzeuge beeinflusst diese Zirren durch Kondensstreifen und Aerosole mit bislang unbekannten Konsequenzen. HALO wird in diese Höhen vordringen und Messungen vornehmen, die nötig sind, um diese kritischen Faktoren zu quantifizieren.

Vom Businessjet zum Forschungsflugzeug

Mit der Modifikation des Businessjets zum Forschungsflugzeug ist die am Flughafengelände in Oberpfaffenhofen ansässige Firma RUAG Aerospace betraut worden. Sie wird in den kommenden eineinhalb Jahren unter anderem Öffnungen für Luftein- und -auslässe sowie für Fenster für Fernerkundungsgeräte in den Rumpf schneiden und eine spezielle Stromversorgung für die wissenschaftliche Nutzung der Maschine einrichten. Im Anschluss erhält das Flugzeug im Gulfstream-Werk in Savannah/USA die Lackierung in den Farben des DLR. Nach Erprobungs- und Zulassungsflügen erfolgt 2008 schließlich die Auslieferung.

31 Forschungsinstitute an HALO-Projekt beteiligt

Ermöglicht haben das HALO-Projekt: Die Max-Planck-Gesellschaft, die Mitglieder der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren (HGF) sowie eine Reihe anderer wissenschaftlicher Institute aus dem Bereich der Atmosphärenforschung. Sie hatten sich für die Anschaffung von HALO stark gemacht. Insgesamt sind 31 Forschungsinstitute an dem Projekt beteiligt. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) beteiligt sich mit 47,5 Millionen Euro zu 70 Prozent an den Gesamtkosten für HALO. Die Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren (HGF) und die Max-Planck-Gesellschaft (MPG) teilen sich zusammen die restlichen Kosten. Der Freistaat Bayern leistet einen Beitrag von 1,8 Millionen Euro.

Europas größte zivile Forschungsflugzeug-Flotte

Die DLR-Flugbetriebe betreiben an ihren Standorten in Braunschweig und Oberpfaffenhofen Europas größte zivile Flotte von Forschungsflugzeugen. In Oberpfaffenhofen richtet sich der Blick im Besonderen auf die Atmosphärenforschung und die Erdbeobachtung. Die stark modifizierten Flugzeuge sind weltweit für Forschungseinrichtungen, Universitäten, Behörden und Firmen im Einsatz. Wissenschaftliche Missionen an Bord dieser fliegenden DLR-Plattformen profitieren von der sehr langen Erfahrung der Expertengruppen aus verschiedenen Fachbereichen. 

Die Gulfstream G 550 als Basisflugzeug für HALO

Länge: 29,4 Meter Höhe:   7,9 Meter Spannweite:  28,5 Meter Kabinenlänge:  15,3 Meter Kabinenhöhe: 1,88 Meter Kabinenbreite: 2,24 Meter Kabinenvolumen: 47,3 m³ Maximales Startgewicht:  41.277 kg Maximale Nutzlast: 3.000 kg Triebwerke:  2 Rolls-Royce BR710 Reichweite: 11.112 Kilometer (bei Mach 0,85) Gipfelhöhe:  15.545 Meter; 51.000 ft



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