Der griechische Held Herakles im Kampf gegen die Hydra – mitten in Berlin im Brandenburger Tor
Er war stark, gut ausgebildet in den Kampftechniken seiner Zeit (Wagenlenken, Bogenschießen, Fechten, im Faustkampf und Ringen), spielte die Leier und sang. Die Rede ist von Herakles (lateinisch Herkules genannt), dessen Taten in der griechischen Mythologie überliefert wurden. Der preußische König Friedrich der Große ließ einige davon als Allegorien auf seine eigenen Heldentaten in Berlin im Brandenburger Tor verewigen.
Etwas jähzornig war der junge Herakles auch, denn als ihn sein Musiklehrer tadelte (der Legende nach zu Unrecht), erschlug er ihn. König Amphitryon verbannte ihn daraufhin in die Viehzucht – zu Hirten – und er musste dort weiterlernen. Herakles verteidigte die Rinderherden während seiner Lehrzeit auch gegen einen Löwen, was ihm einen guten Ruf einbrachte (in den mythologischen Zeiten waren auch die Löwen etwas fürchterlicher als die heutigen).
Die Tötung der Hydra
Herakles wurde danach recht schnell bekannt. Eine seiner ersten Taten war die Tötung der Hydra – die auch mit einem Relief im Brandenburger Tor dargestellt ist:
„Das Ungeheuer fügte den Viehherden in Lerna schweren Schaden zu und verwüstete die Felder der Bauern. Die Hydra war ein Ungetüm mit neun Köpfen, von denen der mittlere unsterblich war. Mutig trat der Held ihr entgegen und schlug einen Kopf nach dem anderen ab. Doch für jeden abgeschlagenen Kopf wuchsen zwei weitere nach. Zudem eilte ein riesiger Krebs der Hydra zu Hilfe und biss Herakles ins Bein.
Er tötete zunächst den Krebs und bat dann seinen Neffen Iolaos um Hilfe. Herakles setzte den Wald in Brand und während er der Hydra einen Kopf abschlug, brannte Iolaos mit Fackeln die Wunde aus. So konnten keine neuen Köpfe nachwachsen.
Schließlich gelang es ihm, auch den unsterblichen Kopf vom Leib des Ungeheuers zu trennen. Diesen vergrub er unter einen Felsen. Die Spitzen seiner Pfeile tränkte er mit dem giftigen Blut der Hydra, so dass er fortan eine tödliche Waffe erhielt.“ (Quelle)
Prunk oder Bescheidenheit?
Herakles musste sich – wie jeder – entscheiden. Folgte er einem Leben in Prunk und Genuss – oder ging er den Weg mühevoller Arbeit und ehrlicher Anstrengung? Eine Legende besagt:
„Eines Tages kam der junge Herakles an eine Weggabelung. An dem einen Weg stand eine schöne Frau in leuchtenden, kostbaren Gewändern. Sie war nach höfischer Art geschminkt. An der anderen Weggabelung stand eine Frau in schlichter und einfacher Kleidung, die bescheiden zu Boden blickte.
Zuerst sprach ihn die wohlhabende Frau an: ‚Wenn du meinem Weg folgst, Herakles, so wirst du ein Leben voller Genuss und Wohlstand haben. Weder Not noch Leid werden dir hier begegnen, sondern nur die Glückseligkeit!‘
Die andere Frau entgegnete: ‚Die Liebe der Götter und seiner Mitmenschen lassen sich nicht ohne Mühe und Anstrengung erreichen. Leid wird dir auf dem Weg der Tugend widerfahren, doch der Lohn wird die Achtung, Verehrung und Liebe der Menschen sein. Nur du kannst entscheiden, welcher Weg der deinige sein soll.‘
Herakles entschloss sich, dem Pfad der Tugend und Ehrbarkeit zu folgen.“ (Quelle)
Die Reliefs im Brandenburger Tor erinnern an viele weitere Taten von Herakles. Er beteiligte sich am Kampf der Götter gegen die Giganten und sühnte zwölf Jahre im Dienst von König Eurystheus. An seinen Lohn wird auch in einem Relief erinnert: Herakles wird in den Olymp aufgenommen, unsterblich und göttlich.
Der Lohn der Tapferkeit
Unterhalb der Quadriga befindet sich am Brandenburger Tor auf der Seite des Pariser Platzes ein weiteres großes Relief (das sogenannte Attika-Relief).
Es sollte nach Anweisungen des Architekten Carl Gotthard Langhans (1732-1808) „den Schutz der gerechten Waffen, welchen sie der Unschuld leisten“ zeigen. Johann Gottfried Schadow (1764-1850), Grafiker und Bildhauer, der auch die Quadriga entwarf und ein Modell für das Relief anfertigte, beschrieb in einem Brief im August 1791 die Bedeutung des Attika-Reliefs so:
„… Hercules als das älteste Bild der Tapferkeit verscheucht die Zwietracht, mit Schlangenhaaren und tötet den Neid und andere Ungeheuer. – Die Siegesgöttin (Nike) reicht ihm Trophäen und Palmen hin.
Die Staatsklugheit steht bei ihr, sie hält den mit der Schlange umwundenen Spiegel in der Hand. – Auf einen Wagen von Genien gezogen kommt die Göttin des Friedens (Eirene) mit dem Oelzweige und dem Lorbeerkranz, ihr folgt Comus der Gott der Freude.
Und die Göttin des Ueberflusses (Euporia), die ihr Füllhorn dem Volke ausschüttet. – Die Baukunst als die älteste der schönen Künste ist als Matrone gekleidet, sie zeigt zwei Jünglinge, der Mahlerei und Bildhauerei einen Plan, ein junger lehr begieriger Genius steht bei ihr. – Hierauf folgt die Muse der Tonkunst und Urania, die Göttin der Weisheit.“
Anders gesagt: Herakles verscheucht die Zwietracht, den Neid und andere Ungeheuer und erhält im Beisein anderer Götter dafür seine Trophäen. Bei der Preisverleihung wird die Siegesgöttin von der Staatsklugheit, dem Frieden und der Freude begleitet. Es folgen der Überfluss (für das Volk), die Baukunst, Malerei, Bildhauerei, Tonkunst und die Weisheit.
Der „Pferdedieb von Berlin“ und die „Retourkutsche“
Das Brandenburger Tor wurde im Auftrag des preußischen Königs Friedrich Wilhelm II. (1744-1797) in vier Jahren erbaut. Es entstand nach Entwürfen von Carl Gotthard Langhans.
Im Laufe der Geschichte eroberte Napoleon Preußen und die Quadriga – er ließ sie 1806 vom Brandenburger Tor abnehmen. Der „Pferdedieb von Berlin“ verpackte alles in zwölf Kisten; die Siegesgöttin Victoria machte sich mit dem Streitwagen und den Pferden auf den Weg in den Louvre. Immerhin wurde sie auch in Frankreich einmal restauriert.
Welch eine Schmach für Berlin. 1814 wurde sie zurückerobert. Alles kam in Kisten zurück, ab Düsseldorf geriet der Rücktransport zum umjubelten Triumphzug. Die Berliner nannten es liebevoll die „Retourkutsche“. Anschließend erhielt Victoria noch ein neues Siegeszeichen: Der bisherige Lorbeerkranz wurde zum Eichenkranz.
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