Die Schlacht am Hausaufgaben-Berg

Von 25. Oktober 2011

Als Familientherapeut erlebe ich oft, dass sich Eltern mit ihren Kindern wegen der Hausaufgaben streiten. Da niemand nachgeben möchte, werden Türen geknallt, einander beschimpft und mit Strafen gedroht. Eine Zeit des Waffenstillstandes ist eine besonders gute Gelegenheit  nachzudenken und einen Plan zu entwickeln, mit dem die Streitereien beseitigt werden.

Wenn Sie mit der Planung beginnen, empfiehlt es sich, ihre Prioritäten für die Bildung des Kindes zu sortieren. Warum berührt uns dieser Streit um die Hausaufgaben so sehr? Die meisten Eltern zeigen ein starkes angeborenes Engagement, wenn es darum geht, die Kinder zu unterstützen, sodass sie im Leben erfolgreich sind – dies beginnt schon in der Schulzeit. Bei mir persönlich haben allerdings ganz andere Aspekte als die Hausaufgaben Priorität.

Familienleben kommt zuerst

Die Familie steht an erster Stelle. Das ist die allerwichtigste Regel für den Erfolg. Es gibt viele Beweise dafür, dass zwischenmenschliche Beziehungen sehr ausschlaggebend dafür sind, ob ein Mensch in seinem Leben glücklich ist. Die wichtigste Beziehung ist die zu den Eltern, denn diese Beziehung legt den Grundstein für alle folgenden.

Bedenken Sie, was für Auswirkungen die Streitereien um die Hausaufgaben auf die Beziehung zu Ihrem Kind haben. Ich sage nicht, dass Sie zu einer Art Kumpel werden sollen, oder kleine Unstimmigkeiten vermeiden sollen. Wenn der Streit das Vertrauensverhältnis zu Ihrem Kind jedoch dauerhaft stört, so ist er es nicht wert. Wenn Ihnen Ihre Kinder sagen, sie hassen Sie und dies länger als ein Tag andauert, richten Sie mehr Schaden an, als Sie mit dem Streit erreichen.

Kreativität fördern

Was ist wirklich wichtig für die Bildung Ihres Kind? Kleine Kinder sind sehr neugierig und erkunden fasziniert die Natur. Ältere Kinder, vor allem diejenigen, die Schwierigkeiten in der Schule haben, meinen oft, sie würden die Schule hassen. Diese negativen Gefühle sind sogar sehr stark, doch woher kommen sie?

Werden einem Kind viele Möglichkeiten gegeben, um Neues kennenzulernen und wird es dabei liebevoll auf seinem Weg unterstützt, so wird es die Welt sehr neugierig erkunden. Wird einem Kind immer das Gefühl vermittelt, es sei ein Versager und wenn es unter Druck gesetzt wird, immer nur etwas machen muss, was es eigentlich gar nicht möchte, so wird es sich dieser Situation immer entziehen wollen.

Es ist viel wichtiger, dass Ihr Kind die Freude am Lernen und seine Neugier behält, als was letztendlich für Noten auf dem Zeugnis stehen.

Wenn Sie bedenken, dass eine gute Beziehung darüber entscheidet, ob Ihr Kind erfolgreich ist und Sie seine Kreativität und Lernbereitschaft fördern, dann helfen Sie ihrem Kind wirklich, den Alltag im heutigen Schulsystem zu meistern, einschließlich der Hausaufgaben. Wenn sie in diesem Aspekt zuversichtlich sind, löst sich dieser Streit auf, sodass Sie Ihr Kind auf seinem aufregenden Weg und beim Lernen unterstützen können.

Zuhören und die Hintergründe verstehen

Warum bereiten die Hausaufgaben Schwierigkeiten? Man macht es sich zu einfach, dem Kind die Schuld für seine Probleme zu geben und zu behaupten, es sei zu faul oder undiszipliniert. Wenn ich mich jedoch zu einem Kind setze und seinen Schulproblemen Aufmerksamkeit schenke, so erfahre ich die wirklichen Hintergründe.

Während Sie aufmerksam den Erklärungen Ihres Kindes zuhören, warum es seine Hausaufgaben nicht machen konnte, klingt wahrscheinlich vieles wie eine Ausrede. Unterbrechen  Sie es trotzdem nicht ständig mit Ihrer Meinung und Ihren eigenen Ideen, hören Sie einfach nur zu. Das ist sehr wichtig für eine gute Beziehung. Menschen sind viel eher gewillt zuzuhören, wenn ihnen zugehört wird und sie ernst genommen werden. Das ist eine grundlegende Regel.

Nachdem Sie aufmerksam zugehört haben, können Sie hilfreiche Vorschläge machen, um Lösungen für die einzelnen Probleme zu finden. Möglicherweise kann dann gemeinsam eine Lösung gefunden werden.

Die Bedürfnisse des Kindes verstehen

Jedes Kind ist einzigartig, jedoch gibt es einige typische Probleme. Ein Grund für die  häufigen Schwierigkeiten mit den Hausaufgaben liegt in dem noch fehlenden organisatorischen Geschick der Schulkinder. In diesem Fall wissen sie oft nicht, welche Aufgaben sie aufhaben oder sie finden das Hilfsmaterial zur Fertigstellung der Aufgabe nicht.

Konzentrations- und Aufmerksamkeitsprobleme sind auch sehr verbreitet. Dies tritt häufig auf, wenn die Kinder nicht still sitzen können, oder sich leicht ablenken lassen. Manche Kinder werden auch nicht entsprechend ihrem Leistungsniveau unterrichtet. Das führt zu Problemen, besonders bei Kindern, die ihren Mitschülern schon voraus sind. Zu manchen Kindern passt der standardisierte Lehrplan und Lernstil nicht und muss entsprechend etwas angepasst werden. Verschiedene Probleme erfordern individuelle Lösungen.

Dem Kind Pausen zu gönnen und ihm Zuwendung zu schenken ist eine Möglichkeit, die bei vielen Hausaufgabenproblemen wirkt. Zum Beispiel können Sie nach einer 20-minütigen Arbeitsphase 15 Minuten draußen spielen gehen (irgendetwas, das es besonders mag). Die Zeit kann variieren, auch zehn Minuten können ausreichen. Nach einer weiteren Arbeitsphase sollte etwas anderes gespielt werden.

Dieser Ansatz ist sehr ausgeglichen. Der erlebte Spaß in der Freizeit verbessert die Bindung und das Kind kann sich wieder besser auf seine Hausaufgaben konzentrieren, sodass es viel schneller fertig wird.

Was es auch für ein Problem gibt, wenn Sie die Bedürfnisse Ihres Kindes verstehen können, kann der Streit schnell beendet werden. Unterstützen Sie ihr Kind beim Lernen, dann werden Sie große Fortschritte machen.

Es ist auch hilfreich, kleine Maßnahmen zu erkennen, die dem Kind helfen können. Fällt es dem Kind zum Beispiel schwer, den Überblick darüber zu behalten, was erledigt werden muss, wird vorerst nur eine Aufgabe festgelegt und fertig gestellt. Dies kann Selbstvertrauen und Antrieb für die Nächste geben.

Michael Courter ist Familientherapeut, Sozialarbeiter und Unternehmer aus Kalifornien. Die Ratschläge des Autors sind allgemein gehalten und sollen nur für Bildungs- und/oder Unterhaltungszwecke verwendet werden. Die Hinweise sind kein Ersatz für spezielle medizinische oder psychologische Beratung.



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