Elf Möglichkeiten, „Miese Gefühle“ zu unterbrechen
In Zeiten des Wandels mangelt es nicht an Auslösern für Stress, Sorgen und Ängste. Viele, die seit dem Wirtschaftswunder relativ stabil und wohlbehütet aufgewachsenen sind, haben sich an diese Komfortzone und den Elfenbeinturm Deutschlands gewöhnt.
Nun stehen wir vor Gesundheitssorgen und Unsicherheiten auf vielen Ebenen. Typische Gedanken sind „Wie geht es weiter – wie schlimm könnte es werden? Könnte mir was passieren? Und meinen Liebsten? Wie läuft es mit meiner Familie, Freunden und auch meiner Firma?“
Viele sind in Kurzarbeit, vielleicht bald arbeitslos und stellen sich die Frage: Was wird aus meinem Leben? Ob man das Haus abbezahlen kann, ob der Autokredit zu halten ist? Auch die gesellschaftliche Umgebung verändert sich.
Wir stecken scheinbar in einem Experiment unklaren Ausgangs. Und alles hat mit dem oben genannten Dreieck zu tun: Auf einen Auslöser folgt eine Reaktion. Wir können trainieren zu entscheiden, wie wir reagieren. Es gibt bei allen Arten von Stress verschiedene Umgangsformen, manche davon sind angemessen und gut – andere unangemessener oder gar schädlich, wenn sie nicht zu der Situation passen.
Was bringt mich und andere Menschen weiter?
Eine hilfreiche Frage ist: Was hilft mir und was bringt mich oder andere Menschen weiter? Viele suchen und andere bieten nützliche und weiterbringende Hinweise. Dabei ist die Thematik so komplex, vielschichtig und beruht auf vielen Faktoren und hat viele Aspekte.
In vielen Fällen braucht der Mensch mehr als einfache Informationen, er braucht einen Lern-Prozess. Oft auch dazu menschliche Begegnung oder eigene Erfahrungen, welche helfen, sich zu entwickeln.
Ob ein Samen aus Information aufgeht, hängt vom Boden ab, auf den er fällt und ob der Boden arbeitet und lebt. Positive Informationen können helfen, man muss aber in aller Regel deren Anwendung trainieren, sich damit üben.
Hilfreiche Sichtweisen: Die „Miesen Gefühle“ hemmen
1. Miese Gefühle, wie Angstgefühle, Sorgen und dabei auftretende körperliche Symptome sind oft nur verstärkte, aber normale Abwehr- oder Stressreaktionen. Mies ist also oft nur die Dauer, die Intensität oder der Zeitpunkt, oft nicht das Gefühl per se. Miese Gefühle, wie Angst-, Stressreaktionen und Sorgen an sich sind nicht gleich schädlich für die Gesundheit, wir haben sie eingebaut im menschlichen Organismus.
2. Nur das Maßhalten ist die Kunst. Wenn Sie zu viel davon haben, verstärken Sie „Miese Gefühle“ und Angstreaktionen nicht noch durch miese, furchterregende Fantasien und Informationen.
3. Bleiben Sie in der Realität und aktiv, betätigen Sie sich körperlich oder konzentriert geistig – oder beides. Dies kann „Miese Gefühle“, Angst und Sorgen hemmen und blockieren.
4. Konfrontation statt Weglaufen: Lernen Sie auch, Stand zu halten. Manchmal muss man sich dem offenen Kampf stellen. Stellen Sie sich ihren „Miesen Gefühlen“ für eine kurze, aber ausreichende, möglichst festgelegte Zeit (einige Minuten!), vielleicht auch an einem ganz bestimmten Ort auch mal ganz bewusst.
Weglaufen oder leugnen geht nicht ewig gut mit Andersdenkenden, Kritikern oder Warnlampen, auch nicht in uns – wir müssen uns auch mal anhören, was wir auf dem Herzen haben. Andere Meinungen, Opposition, Ängste und Sorgen stur zu verbieten funktioniert nicht, genauso wie stur „nie wieder“ auf die Toilette zu gehen. Wenn etwas angestaut ist, muss es oft erst mal Ausdruck finden – dann kann man damit umgehen.
Kann ich was dazulernen?
5. Erkennen Sie positive oder nötige Aspekte: Ist das „Miese Gefühl“ also vielleicht ein Hinweis auf einen anderen Missstand? „Kann ich nun was dazulernen, indem wie ich zum Beispiel kulturell geprägt, spirituell oder von den Werten und Erwartungen her aufgestellt bin?“
Was angestaut ist, muss oft auch erst mal Ausdruck finden. Ist das Gefühl also vielleicht ein Hinweis auf einen anderen Missstand? Wie sind Sie zum Beispiel kulturell geprägt, spirituell oder von den Werten und Erwartungen her aufgestellt?
6. Gibt es Positive Modelle? Von wem könnte ich was lernen? Habe ich nicht auch schon mal was geschafft?
Sagen Sie sich immer wieder: „Ich stehe darüber und bin weder mein Gefühl, noch meine Gedanken noch mein Verhalten – ich bin nicht das Gefühl. Das alles spielt sich in mir mit mir ab, wie ein Computerprogramm auf dem Computer“. „Ich kann und will positiv sein, ich kann und will aktiv sein. Wenn ich es tue und kann, dann tue und kann ich auch was!“
Die Sorgen unterbrechen
7. Manchmal kann man das „Miese Gefühle“ -Nest umgehen und es von der Seite ausräumen – manchmal kann man die Wurzel der miesen Gefühle erkennen und auflösen. Manchmal muss man sie erschöpfen, in dem man mit guten Gedanken und Verhalten dagegenhält: Nehmen Sie sich Zeit, Ablenkungen und aktive Tätigkeiten zu finden, die mit „Miesen Gefühlen“ oder Sich-Sorgen-Machen unvereinbar sind.
Dann werden Sie so aktiv wie möglich: Unterbrechen Sie selbst die „Miesen Gefühle“, wie Sorgen, durch einen genauen Tagesplan mit konzentrierten angenehmen und unangenehmen Tätigkeiten, anstatt sich von den Sorgen immer unterbrechen zu lassen.
8. Ablenkungen – selbst durch mechanische Routinetätigkeiten – sind besser als durch „Miese Gefühle“ gelähmt und blockiert den Tag bestimmen zu lassen. Durch „Miese Gefühle“ und Sich-Sorgen finden Sie kaum gute Lösungen.
9. Akzeptanz der Realität: Unsicherheit ist normal. Nichts im Leben ist vollkommen sicher und vorhersehbar oder perfekt.
10. Seien Sie stolz auf kleine Erfolge, auch auf die ganz kleinen! Ermutigen Sie ihr inneres Kind: lassen sie es „spielerisch“ mit Anregungen heraus, was Ihnen hilft. Sprechen Sie sich Anerkennung aus und loben sie das Kind in ihnen auch mal. Gehen Sie also bewusst in den starken, fürsorglichen Erwachsenen-Modus.
11. Suchen Sie soziale Unterstützung. Diese Hinweise sind natürlich kein Ersatz für z.B. Erziehung, Training, Ausbildung, Charakterbildung, Wertebewusstsein, Spiritualität bis hin zu Beratung, Coaching oder Psychotherapie. All diese sind Felder und Prozesse, die mehr als einzelne Artikel bedürfen.
Bei lange anhaltenden Störungen suchen Sie bitte fachliche Hilfe, beispielsweise beim Arzt oder Psychotherapeuten.
Machen Sie sich immer wieder bewusst: Der Weg ist das Ziel, von nichts kommt selten etwas und aus Fehlern lernt man – wir auch. Wann, wenn nicht heute beginnen?
Unser Gastautor Dipl.-Psychologe Walter Reißmann ist seit über 18 Jahren im therapeutischen Bereich tätig.
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