Erstmals kohlenstoffreicher Asteroid im äußeren Bereich unseres Sonnensystems entdeckt

Ein Team von Wissenschaftlern findet zum ersten Mal mit ESO-Teleskopen einen kohlenstoffreichen Asteroiden im Kuipergürtel. Eigentlich hätte er dort nichts zu suchen. Wie kommt er dort hin?
Titelbild
3D Bild eines Asteroiden SymbolbildFoto: iStock | DigtialStorm
Epoch Times11. Mai 2018

Ein kleines Team von Astronomen unter der Leitung von Tom Seccull von der „Queen’s University Belfast“, hat nun zum ersten Mal mit dem Teleskopen der Europäischen Südsternwarte (ESO) kohlenstoffreichen Asteroiden in den kalten Außenbereichen unseres Sonnensystems entdeckt. Dieser Außenbereiche unseres Sonnensystems, der auch Kuipergürtel genannt wird, ist ein Relikt aus Frühzeit des Sonnensystems.

Der Asteroid mit der Bezeichnung 2004 EW95, stamme wahrscheinlich aus dem inneren Bereich des Sonnensystems – dem Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter – und sei einst Milliarden von Kilometern aus seinem Ursprungsort hinaus katapultiert worden, so Seccull.

Kuipergürtel – eine kalte Region jenseits der Umlaufbahn

„Die Anfänge unseres Sonnensystems waren eine stürmische Zeit“, heißt es in einer Pressemitteilung der „European Organisation for Astronomical Research in the Southern Hemisphere“ (ESO). Die theoretischen Berechnungen der damals ablaufenden Prozesse hätten ergeben, „dass die großen Gasplaneten nach ihrer Entstehung das Sonnensystem dominiert und kleine gesteinshaltige Körper aus dem inneren Sonnensystem in weit entfernte Umlaufbahnen geschleudert haben.“

Solche Modellrechnungen legen insbesondere nahe, dass der Kuipergürtel – eine kalte Region jenseits der Umlaufbahn des Neptuns – einen kleinen Anteil an Gesteinsbrocken aus dem inneren Sonnensystem enthalten sollte, zum Beispiel kohlenstoffreiche Asteroiden, die als auch als Asteroiden vom C-Typ bezeichnet werden“, so die Pressemitteilung weiter.

Besonderheiten von 2004 EW95

Die Besonderheiten von 2004 EW95 hätten sich erstmals bei Routinebeobachtungen mit dem NASA/ESA Hubble Space Telescope gezeigt. Diese seien von dem Astronomen, Wesley Fraser, von der Queen’s University Belfast durchgeführt worden.

„Das Reflexionsspektrum von 2004 EW95 unterschied sich deutlich von den anderen beobachteten Objekten des äußeren Sonnensystems“, erklärt Erstautor Seccull. „Es sah so seltsam aus, dass wir es uns unbedingt genauer ansehen mussten.“

Es ist, als würde man einen riesigen Kohleberg gegen die pechschwarze Leinwand des Nachthimmels beobachten“, erläutert Koautor Thomas Puzia von der „Pontificia Universidad Católica de Chile“.

Tom Seccull fügte hinzu, dass 2004 EW95 sich nicht nur bewege, sondern auch sehr lichtschwach sei. „Wir mussten eine ziemlich ausgefeilte Verarbeitungstechnik anwenden, um so viel wie möglich aus den Daten herauszuholen“, so Seccull weiter.

Zwei Merkmale in den Spektren des Objekts seien besonders auffällig gewesen und hätten dem Vorhandensein von Eisenoxiden und Phyllosilikaten entsprochen. Diese Materialien seien vorher noch nie bei einem KBO (Kuiper Belt Objects) festgestellt worden. Dies lege nahe, dass 2004 EW95 im Inneren des Sonnensystems entstanden ist, so der Wissenschaftler.

Seccull schließt mit den Worten: „Angesichts der heutigen Lage von 2004 EW95 in den eisigen Außenbereichen des Sonnensystems bedeutet dies, dass er in der Frühzeit des Sonnensystems von einem migrierenden Planeten in seine gegenwärtige Umlaufbahn geschleudert wurde“.

ESO-Astronom, Olivier Hainaut, erklärt, dass es zwar bereits Spektren anderer „atypischer“ Kuiper-Gürtel-Objekte gegeben habe, „doch konnte bei keinem dieser Objekte diese Qualität festgestellt werden.“ Die Entdeckung „eines kohlenstoffhaltigen Asteroiden im Kuipergürtel ist ein wichtiger Nachweis für eine der grundlegenden Vorhersagen dynamischer Modelle des frühen Sonnensystems“, so Hainaut.

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