Baumring-Atlas dokumentiert Extremwetter der Alten Welt

Der neue Dürre-Atlas der Alten Welt bestätigt durch die Jahr für Jahr ausgewerteten Baumringe auch Berichte über die großen Dürren von 1540, 1616, 1893 und 1921 in verschiedenen Teilen Europas.
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Baumringdaten können Hinweise auf das Klima vergangener Epochen geben.Foto: Patrick Pleul/dpa
Epoch Times7. November 2015

Die große europäische Hungersnot von 1315 bis 1317 und andere wetterbedingte historische Ereignisse finden ihren Niederschlag auch in Baumringen.

Der neue Dürre-Atlas der Alten Welt (Old World Drought Atlas, OWDA) bietet auf Basis solcher Baumringanalysen nun einen einzigartigen Rückblick in die Klimageschichte Europas, des Mittleren Osten und Nordafrikas seit dem Mittelalter.

„Das OWDA-Material bestätigt historische Beschreibungen von schwerer Dürre und Nässe mit einer räumlichen Lückenlosigkeit, die es zuvor nicht gab“, schreiben Forscher um Edward R. Cook von der Columbia State University (New York) im Fachjournal „Sciences Advances“. Der Atlas bezog jedoch nur sommerliche Dürren und Extremniederschläge ein.

Demnach bestätigen die Jahr für Jahr ausgewerteten Baumringe auch Berichte über die großen Dürren von 1540, 1616, 1893 und 1921 in verschiedenen Teilen Europas. Für den „Großen Hunger“, der fast gesamt Europa von 1315 bis 1317 heimsuchte und viele Millionen Menschenleben forderte, waren anhaltende Regenfälle und Überschwemmungen verantwortlich, die Missernten verursachten und Vorräte vernichteten: Auch für diese extreme Nässe liefert der OWDA viel Material. Die US-Forscher generierten es zusammen mit vielen europäischen Kollegen sowohl aus heutigen Bäumen als auch aus historischen Baumring-Daten.

„Die Arbeiten von Cook und Kollegen sind sehr wertvoll und wichtig. Allerdings erlauben die Rekonstruktionen nur Rückschlüsse auf Sommerfeuchte- und Trockenbedingungen“, erläutert Prof. Jürg Luterbacher von der Universität Gießen. „Zusätzlich sind sie mit Unsicherheiten behaftet, besonders in Regionen wie dem Mittelmeerraum, wo die Bäume eher ein Feuchtesignal für Spätwinter und Frühling liefern, und in Nordeuropa und der Alpenregion, wo Bäume eher auf Sommertemperaturen reagieren.“

Seit 2004 waren bereits entsprechende Atlanten für Nordamerika (Northern Hemisphere Drought Atlas, NHDA) und Teile Asiens (Monsoon Asia Drought Atlas, MADA) entstanden. Cook und Kollegen verglichen nun die verschiedenen Klimarückblicke. Generell gebe es wenig Übereinstimmung in Länge, Stärke und Zeitabschnitt von trockenen und feuchten Phasen zwischen Europa, Asien und Nordamerika in den vergangenen 1000 Jahren, schreiben sie. Allerdings stimmten während der Mittelalterlichen Klimaanomalie – einer Warmphase zwischen 1000 und 1200 – sowie der „Kleinen Eiszeit“ (1550-1750) einige heftige Dürren in Europa, Asien und Nordamerika in Länge und Stärke überein.

Dürren in der gesamten Nördlichen Hemisphäre vor dem 20. Jahrhundert scheinen schlimmer, großflächiger und langanhaltender gewesen zu sein – ohne dass sie die Gründe dafür angemessen verstehen würden, schreiben die Forscher.

Auch Prof. Armin Bunde, ebenfalls von der Universität Gießen, sieht die Studie kritisch. „Wir haben in der letzten Zeit gelernt,

dass Niederschläge und Temperaturen, die aus Baumringdaten rekonstruiert werden, die Persistenz (Erhaltungsneigung) des Klimas deutlich überschätzen, und damit auch die Dauer und Stärke von historischen Dürreperioden und Warmphasen“, meint Bunde. „Ein Dürreatlas aufgrund von Baumringdaten ist damit automatisch stark fehlerbehaftet.“

Derzeit sagen andere Klimaprognosen für den Mittelmeerraum in den nächsten Jahrzehnten immer mehr Trockenheit voraus – hervorgerufen vor allem durch den hohen Ausstoß von Klimagasen. Die historischen Dürre-Atlanten sollen nun helfen, diese prognostizierten Entwicklungen auch in längere Klimalinien einzubetten, hoffen die Forscher. (dpa)



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