Erfolg und Selbstmotivation

Neueste Ergebnisse aus der Grundlagenforschung scheinen Ansätze wie die der Neurolinguistischen Programmierung (NLP) zu widerlegen.

Wir befinden uns – bewusst oder unbewusst – täglich im Gespräch mit uns selbst. Welchen Einfluss aber hat das auf uns, was wir konkret zu uns sagen?

Laut den Prinzipien der NLP funktioniert das Gehirn wie ein riesiger Computer, der mit Hilfe von Sprache auf Erfolg oder Misserfolg programmiert werden kann. Das autosuggestive Training soll in der Lage sein, unsere Sicht auf uns selbst und unsere Umwelt zu verändern. Meist wird es mit dem Ziel eingesetzt, eine Verbesserung der Lebensqualität zu erreichen.

Die Wissenschaftler der Universität Illinois fragten sich, welchen Einfluss dieser innere Dialog speziell auf unsere Motivation ausübt. Deshalb begab sich das Team um Professor Dolores Albarracin von der Universität Illinois auf die Suche nach „dem kleinen Mann im Ohr“.

„Wir richten unsere Aufmerksamkeit auf die Frage, wie sehr Sprache die Selbstregulation beeinflusst“, sagte Professor Albarracin. „Experimentelle Methoden ermöglichen es uns, das innere Selbstgespräch des Menschen zu beleuchten.“

Das Team kreierte Tests mit unterschiedlichem Design. Zum Beispiel sollten Studenten je nach ihrer Wahl entweder die Worte „ich werde“ oder „werde ich“ auf einem Zettel notieren ohne zu wissen, dass sie danach einen Test absolvieren sollten bzw. worum es in diesem Test ging.

Die unterbewusste Entscheidung für eine dieser beiden Aussagen, so vermuten die Forscher, spiegelt wider, wie motiviert der Teilnehmer allgemein ist. Dabei ist zu beachten, dass „ich werde“ einer Aussage und „werde ich“ einer Frage entspricht.

Beim einem darauf folgenden Test mussten die Teilnehmer gegebene Begriffe zu neuen Wörtern kombinieren. Erstaunlicherweise bestanden von den insgesamt 50 Teilnehmern wesentlich mehr den Test, die „werde ich“  notiert hatten.

Laut den Forschern entspricht dieses Ergebnis anscheinend nicht dem NLP-Paradigma, nach dem vermutet werden könnte, dass ein motivierter Teilnehmer eher die Aussage „ich werde“ aufschreibt. Der Test prüfte eben nicht das Ergebnis nach einer langfristigen Autosuggestion, sondern erhob lediglich den Ist-Zustand der inneren Motivation des Teilnehmers. Die Motivation schien laut den Testergebnissen bei den Teilnehmern größer zu sein, die die Formulierung „werde ich“ aufgeschrieben hatten. Wenn ein Teilnehmer sich innerlich fragt, ob „er wird“, scheint das einen motivierten Zustand widerzuspiegeln.

„Die allgemein anerkannte These ist, dass Selbstbestätigung die Fähigkeit von Menschen verstärkt, ihre Ziele zu erreichen“, sagt Professor Albarrain. „Wenn es allerdings um ein spezifisches Verhalten geht, scheint es vielversprechender zu sein sich Fragen zu stellen, um ein bestimmtes Vorhaben umzusetzen.“

Bei einem ähnlichen Test sollten Studenten im Anschluss an das Notieren von „ich werde“ oder „werde ich“ die Frage beantworten, ob sie in der folgenden Woche beim Studium gut abschneiden wollten. Danach wurde ein Fragebogen zur Erhebung der inneren Motivation ausgefüllt und der Test mit den Wortkombinationen durchgeführt. Das Ergebnis war wieder das gleiche.

Wenn es tatsächlich diesen Zusammenhang zwischen der Motivation und der inneren Frage, ob man Willen aufbringen kann, gibt, werden die Forschungsergebnisse wahrscheinlich einen großen Einfluss auf verschiedene Bereiche der Psychologie, der klinischen Arbeit und der Arbeit im Ausbildungsbetrieb haben.

„Diese Studie gibt ein grundlegendes kognitives Verständnis, wie Sprache als Fenster zwischen Gedanken und Taten fungiert“, sagt Dr. James W. Pennebaker, Professor und Vorsitzender des Psychologischen Fachbereichs der Universität von Texas. „Diese Ergebnisse sind so interessant, weil sie zeigen, wie wir mit Hilfe von Sprachanalyse feststellen können, dass soziale kognitive Gedanken für das Verhalten in der objektiv realen Welt relevant sind und dass die Art, wie Menschen über ihr Verhalten sprechen, ihre Handlungen in der Zukunft beeinflussen können.“

 



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