Haustiere als Cybergefahr: Wenn die App zum Risiko wird

Ob es um Tierärzte geht, Pflege- oder Futtertipps, Apps für Haustiere liegen im Trend. Doch die Technologie birgt Risiken.
Apps für Haustiere sind oft nur lückenhaft geschützt.
Apps für Haustiere sind oft nur lückenhaft geschützt.Foto: iStock
Von 1. März 2023

Wem ist nicht am Wohl seiner tierischen Wegbegleiter gelegen? Ob GPS-Sender, Kameras oder Türöffner für Haustiere, die Industrie bietet eine breite Palette an Produkten. Wenn Fellnasen einander das Futter stibitzen, kann – gesteuert über ein Mikrochip-Halsband – der Futterautomat die richtige Portion freischalten. So ist Futterklau unter Katzen kein Problem mehr. Der Tierschutzbund hingegen empfiehlt die kostenlose App „Mein Haustier“, damit Vierbeiner „Appsolut glücklich“ sind. Doch das vermeintliche Glück kann schon bald ins Gegenteil umschlagen, nämlich dann, wenn Apps nicht nur den Aufenthaltsort des Tieres, sondern auch den von Frauchen oder Herrchen offenlegen.

Neuartige Technologien für Nutz- und Haustiere erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Obwohl diese schnell aufwärts strebende Branche Cybersicherheitsrisiken sowohl für Tiere als auch für ihre Besitzer mit sich bringt, sind diese ein nur wenig erforschtes Feld. Anlässlich dessen haben Forscher 40 beliebte Haustier-Apps für Android genauer unter die Lupe genommen. Auf der „12. Internationalen Konferenz des Internets der Dinge“ stellten sie ihre Ergebnisse vor.

Bequemlichkeiten auf Kosten der Privatsphäre

Sie fanden heraus, dass mehrere Anwendungen die Anmeldedaten der Benutzer preisgeben. „Auch in Bezug auf den Schutz der Privatsphäre der Benutzer schneiden die Apps schlecht ab“, erklärten die Autoren um Scott Harper von der Newcastle University. 21 der 40 Apps sammelten über Trackingsysteme schon Daten von den Nutzern, bevor diese überhaupt ihre Einwilligung erteilt hatten. Dies stellt einen Verstoß gegen die Allgemeine Datenschutzverordnung dar. Nur vier der 40 Apps informierten die Benutzer ausdrücklich über die Datenschutzrichtlinien und forderten ihre Zustimmung ein.

Manche Apps überwachen Aktivitätsniveau, Herzfrequenz und Schlafverhalten der Haustiere. Es gibt auch welche, mit denen Besitzer die Gesundheitsakte der Haustiere verfolgen und verwalten und sich mit Tierärzten verbinden können.

„Wir nutzen moderne Technologien, um verschiedene Aspekte unseres Lebens zu verbessern. Einige dieser (oft) billigen Technologien gehen jedoch auf Kosten unserer Privatsphäre“, ergänzte Co-Autorin Dr. Maryam Mernezhad von der Abteilung für Informationssicherheit der Royal Holloway University in London. Nach ihrer Aussage können Tiertechnologien komplexe Risiken und Schäden verursachen, die nicht leicht zu erkennen und zu beheben sind.

Gefahr erkannt … und ignoriert

Eine zweite Studie des Forschungsteams beinhaltete eine Befragung von fast 600 Teilnehmern aus Großbritannien, den USA und Deutschland. Die Wissenschaftler wollten wissen, welche Technologien sie verwenden, welche Vorfälle aufgetreten sind oder möglicherweise auftreten könnten sowie die Art und Weise, mit denen die Personen ihre Privatsphäre schützen.

Die Auswertung der Befragung zeigte deutlich, dass die Teilnehmer eine Reihe von Angriffen durch die genutzten Apps für möglich halten. Trotzdem trafen sie nur wenige Vorkehrungen, um sich – und ihre Vierbeiner – vor möglichen Risiken und Schäden zu schützen.

Co-Autor Dr. Matt Leach von der Universität Newcastle forderte die App-Entwickler indes auf, „die Sicherheit dieser Geräte und Anwendungen zu erhöhen, um das Risiko zu verringern, dass persönliche Daten oder Standortdaten weitergegeben werden“.

Er rät den App-Nutzern sicherzustellen, dass sie ein einzigartiges Passwort nur für die jeweilige App verwenden. Ratsam ist nach seiner Ansicht auch ein Blick in die Einstellungen, um zu überprüfen, welche Daten weitergeleitet werden. Besondere Vorsicht gelte für Geräte, die zu Hause im Rahmen von Netzwerken untereinander kommunizieren. Apps sollten nur aus bekannten App Stores heruntergeladen und die Berechtigung ständig überprüft und im Bedarfsfall wieder entzogen werden.



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