Kindheit: Ernährung, Bewegung und (mangelnde) soziale Kontakte haben lebenslange Auswirkungen

Wer sich in der Kindheit ausreichend bewegt und bewusst ernährt, ist auch im Erwachsenenalter gesünder und weniger ängstlich. Auf der anderen Seite können Tabakrauch und Verkehrsbelästigungen, auch lange vor der Geburt, die kindliche Entwicklung negativ beeinflussen. Zwei Studien, die lebenslange gesundheitliche Auswirkungen (prä-)kindlicher „Lebensweisen“ untersuchen.
Gesunde Ernährung, Bewegung und soziale Kontakte in der Kindheit.
Gesunde Ernährung, Bewegung und soziale Kontakte in der Kindheit haben lebenslange positive Auswirkungen. Ihr Ausbleiben schadet ebenso langfristig.Foto: iStock
Von 6. Mai 2021

„Jedes Mal, wenn Sie zum Arzt gehen mit Bedenken über Ihr Gewicht, lautet die Empfehlung: Bewegung und weniger essen“, erläutert Physiologie-Doktorand Marcell Cadney. Umso überraschender sei es, dass die meisten Untersuchungen Ernährung oder Bewegung separat betrachten.

In ihrer eigenen Studie konzentrierten sich Cadney und Kollegen von der Universität von Kalifornien in Riverside (UCR) ausdrücklich auf die Kombination beider Faktoren. Im Mittelpunkt standen insbesondere lang anhaltende, kombinierte Effekte, wenn Bewegung und gesunde Ernährung bereits in der Kindheit eine Rolle spielen.

Das Ergebnis ist eindeutig: Viel Bewegung und eine gesunde Ernährung in der Kindheit führen zu Erwachsenen mit größeren Gehirnen und geringeren Angstzuständen – zumindest bei Mäusen. Die Ergebnisse erscheinen Mitte Mai in der Fachzeitschrift „Physiology and Behavior“.

Bewegung führt zu besserer Selbstkontrolle … und dickeren Mäusen

Die Forscher stellten fest, dass Bewegung in der frühen Kindheit generell ängstliche Verhaltensweisen im Erwachsenenalter reduzierte. Bewegung führt zudem zu einer Zunahme von Muskel- und Gehirnmasse im Erwachsenenalter. Bekamen die Mäuse stattdessen „eine fett- und zuckerreiche Ernährung im westlichen“ Stil, wurden sie nicht nur dicker, sondern bevorzugten auch später ungesunde Lebensmittel.

Aus den Merkmalen „mit“ und „ohne Bewegung“ sowie „normale, gesunde Ernährung“ und „westliche Ernährung“ ergeben sich vier Gruppen von Mäusen, die die Forscher untersuchten.

Die Mäuse begannen sofort nach der Entwöhnung von der Muttermilch mit der jeweiligen Diät und setzten diese drei Wochen lang fort, bis sie die Geschlechtsreife erreichten. Nach einer zusätzlichen achtwöchigen „Auswaschphase“, in der alle Mäuse ohne Sport aber mit der gesunden Ernährung lebten, untersuchten die Forscher das Verhalten der Mäuse.

Ein Hormon, das die Forscher in unterschiedlichen Konzentrationen fanden, war Leptin. Leptin wird in Fettzellen produziert und hilft, das Körpergewicht zu kontrollieren, indem es signalisiert: „Weniger Nahrung nötig“. Bewegung in der Kindheit erhöhte, unabhängig von der Ernährung, den Leptinspiegel – aber auch die Fettmasse bei erwachsenen Mäusen.

Guter Start ins Leben: Gesunde, ausgewogene Ernährung während der Kindheit

Andererseits können zu viel Fett und Zucker in der Kindheit das Mikrobiom lebenslang verändern – auch wenn man sich später gesund ernährt. Das Fazit lautet also, Ernährung ist wichtiger als Sport. Insbesondere im Kindesalter. In welchem Maß Zucker oder Fett zu ungesunden Lebensweisen beiträgt und ob es Unterschiede zwischen den Stoffen gibt, müssen weitere Untersuchungen zeigen.

„Unsere Ergebnisse können relevant sein für das Verständnis der möglichen Auswirkungen von Aktivitätsreduzierungen und Ernährungsumstellungen im Zusammenhang mit Fettleibigkeit“, fasst Theodore Garland, Evolutionsphysiologe der UCR, die Ergebnisse zusammen.

Mit anderen Worten: Ein guter Start in die Gesundheit in den ersten Lebensjahren ist extrem wichtig, und Interventionen könnten im Zuge der Pandemie sogar noch wichtiger sein.

Ähnliche Ergebnisse jenseits des Atlantiks

Noch eher setzt eine Studie des Instituts für Globale Gesundheit (ISGlobal) an. Die Forscher aus Barcelona kommen darin zu dem Schluss, dass kindliche Verhaltensprobleme mitunter auf pränatale Exposition gegenüber Tabakrauch und hoher Verkehrsdichte zurückzuführen sind.

Außerdem bestätigen sie die Ergebnisse der UCR: Mehr Stunden Schlaf, eine gesunde Ernährung und starke elterliche Bindungen zu anderen Familien oder Freunden sind mit einem besseren Verhalten der Kinder verbunden. Die Ergebnisse erschienen im August 2021 in der Fachzeitschrift „Environment International“.

Auch diese Studie ist ein Novum in der Wissenschaft. Nach eigenen Angaben haben die Forscher erstmals den Einfluss des Exposoms, also der Gesamtheit aller Umwelteinflüsse, sowohl chemischer als auch nicht-chemischer Art, während der pränatalen und postnatalen Phase, auf das Verhalten von Kindern untersucht. Auch hier hatten frühere Forschungen die Auswirkungen einzelner Umwelteinflüsse separat, aber nicht als Ganzes untersucht.

Tabakrauch und Autoverkehr während der Schwangerschaft größte Gefahr für Verhaltensstörungen

Während der Schwangerschaft waren demnach Tabakrauch und Straßenverkehr „die wichtigste pränatale Exposition, die mit emotionalen und Verhaltensproblemen bei Kindern assoziiert war“, erklärte Hauptautorin Léa Maitre, Postdoc-Forscherin bei ISGlobal.

Die mütterliche Tabakrauchexposition stehe dabei „in engem Zusammenhang mit anderen Co-Expositionen, wie zum Beispiel psychopathologischen Symptomen der Eltern, sozioökonomischen Faktoren, den Rauchgewohnheiten des Vaters und der häuslichen Umgebung.“ Aber und insbesondere auch die Qualität der Bindung, Unterstützung und Stimulation, die das Kind zu Hause erfährt, spiele eine entscheidende Rolle.

Die Forscher fanden zudem heraus, dass eine erhöhte Verkehrsdichte auf der nächstgelegenen Straße während der Schwangerschaft mit erhöhten externalisierenden Symptomen (aggressivem und regelwidrigem Verhalten) und einem höheren Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörungs-Index (ADHS) verbunden war. Eine biologische Erklärung ist plausibel, auch wenn die genauen Mechanismen noch nicht ganz klar sind.

Tabakrauch und Autoverkehr nach der Geburt zeigten deutlich weniger Einflüsse auf das kindliche Verhalten. Eine mögliche Erklärung sei die schnelle Entwicklung des Nervensystems während der Schwangerschaft.

Ungesunde Ernährung in der Kindheit begünstigt ADHS-Symptome

Maitre und ihre Kollegen fanden zudem einen Zusammenhang zwischen den Lebensbedingungen der Kinder und ihrem Verhalten. So zeigten Kinder im Alter von 6 bis 12 Jahren, die mehr Stunden Schlaf bekamen, sich gesund (mediterran) ernährten und deren Eltern starke familiäre und soziale Bindungen hatten, weniger internalisierende Symptome aufwiesen, wie Rückzug (zum Beispiel nicht reden), Somatisierung (Kopfschmerzen) und Angst oder Depression (Nervosität).

Im Gegensatz dazu waren eine höhere Exposition gegenüber Blei und Kupfer sowie Luftverschmutzung in Innenräumen und ungesunde Ernährung mit vermehrten Verhaltensproblemen verbunden – mit allen möglichen Folgen, die die Forscher in Kalifornien herausgefunden haben.

In Barcelona wurden insbesondere die Ernährung mit Fertiggerichten, Süßigkeiten und koffeinhaltigen Getränken mit einem erhöhten Risiko für ADHS-Symptome in Verbindung gebracht, obwohl impulsive Züge bei Kindern mit ADHS wiederum zu schlechten Ernährungsentscheidungen und emotionalem Essen führen können.

Eine der stärksten Assoziationen mit ADHS bestand in Bezug auf die sozialen und familiären Bindungen der Eltern (insbesondere der Mutter): Kinder, deren Eltern weniger als einmal pro Woche Kontakt zu Familie oder Freunden hatten, wiesen mit 31 Prozent höherer Wahrscheinlichkeit ADHS-Symptome auf.

Guter Schlaf, gesunde Ernährung und soziale Kontakte

„Unsere Ergebnisse bestätigen die schädliche Rolle des mütterlichen Rauchens und der Verkehrsexposition während der Schwangerschaft bei Verhaltensstörungen in der Kindheit“, erklärt Dr. Martine Vrijheid, Leiterin des Childhood and Environment Programme bei ISGlobal. Weiter sagte sie:

Aber sie unterstreichen auch die potenziell schützende Rolle eines gesunden familiären Lebensstils in der Kindheit, insbesondere Ernährung, Schlaf und regelmäßiger sozialer Kontakt. […] Die frühzeitige Förderung gesunder familiärer Gewohnheiten und die Regulierung der Luftqualität und der Bleibelastung könnten dazu beitragen, die künftige Entwicklung von psychischen Störungen zu verhindern.“

(Mit Material der University of California, Riverside (UCR) und des Barcelona Institute for Global Health (ISGlobal))



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