Mikroplastik von der Antarktis bis zum Mittelmeer

Selbst in den entlegensten Gegenden der Welt findet sich Schmutz aus der Zivilisation. Eine Greenpeace-Expedition brachte Wasserproben aus der Antarktis mit - und fand darin Mikroplastik und Chemikalien. Im Mittelmeer ist die Lage inzwischen besonders schlimm.
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Greenpeace hatte in der Antarktis bei einer dreimonatigen Expedition Anfang des Jahres Wasser und Schnee untersucht. In sieben von acht Wasserproben fanden sich Spuren von Mikroplastik.Foto: Daniel Beltrá/Greenpeace United Kingdom/dpa
Epoch Times8. Juni 2018

Plastikmüll breitet sich immer mehr in alle Winkel der Welt und auch bis in letzte unberührte Regionen aus. Selbst die Lebensräume der Antarktis sind bereits mit kleinsten Plastikteilchen und umweltschädlichen Chemikalien belastet, wie Untersuchungen der Umweltorganisation Greenpeace ergaben.

Im Mittelmeer wiederum schwimmen laut WWF bereits Rekordmengen an Plastikmüll – und die Scharen von Touristen, die im Sommer die Strände bevölkern, verschärften die Lage noch, schreibt der WWF einem Report zum Tag der Meere am Freitag (8. Juni).

„Auf das Plastikmüllproblem müssen wir eine globale Antwort finden. Wir brauchen ein „Paris-Abkommen für den Ozean“, das die Verschmutzung der Weltmeere stoppt“, sagte Heike Vesper, Leiterin Meeresschutz beim WWF Deutschland, unter Anspielung auf das internationale Klimaschutzabkommen.

Greenpeace hatte in der Antarktis bei einer dreimonatigen Expedition Anfang des Jahres Wasser und Schnee untersucht. In sieben von acht Wasserproben fanden sich Spuren von Mikroplastik, die zum Beispiel aus Kleidung oder von Fischernetzen stammen. Zudem waren in sieben von neun Schneeproben giftige Chemikalien zu finden, die unter dem Kürzel PFAS oder PFC bekannt sind. Sie werden beispielsweise verwendet, um Outdoor-Bekleidung zu beschichten und bleiben über Jahre in der Umwelt, wie Greenpeace am Donnerstag in Hamburg mitteilte.

„Die Antarktis mag uns als unberührte Wildnis erscheinen, doch auch dieses Ende der Welt ist schon verschmutzt durch Umweltgifte der Textilindustrie und die Rückstände des Plastikwahnsinns“, sagt Thilo Maack, Meeresexperte bei Greenpeace. Die Ergebnisse fügten sich in einige ähnliche Untersuchungen ein, die aber in anderen Regionen der Antarktis erhoben wurden. Die Arktis sei besser untersucht.

Mikroplastik und chemische Schadstoffe werden durch Wind und Meeresströmungen sowie über die Atmosphäre in entlegene Regionen getragen und bleiben teils Jahrzehnte in der Umwelt. Über die Nahrung können sie sich in Organismen wie Pinguinen, Robben und Walen anreichern.

Neben den Mikroplastikproben fanden die Umweltschützer zwischen den Eisbergen auch Plastikmüll der Fischerei wie Bojen, Netze und Planen. „Überall in unseren Ozeanen findet sich Plastik, von der Antarktis über die tiefsten Meeresgräben bis zur Arktis“, sagte Maack. „Die Regierungen müssen Maßnahmen initiieren und durchsetzen, die bei der Produktion ansetzen, damit diese Schadstoffe gar nicht erst in die Meere gelangen.“ Das vorgeschlagene EU-Verbot von Einmalplastik könne dabei nur der Anfang sein.

Laut WWF bedroht Plastik weltweit etwa 700 Meerestierarten. Betroffen seien allein im Mittelmeer Dutzende Fischarten sowie alle drei heimischen Meeresschildkrötenarten, Seevögel sowie Wale und Delfine. 18 Prozent der Thunfische und Schwertfische hätten Plastik im Magen.

Gerade das Mittelmeer, das fast vollständig von besiedelten Küsten umgeben sei, drohe zu einer „Plastikfalle“ zu werden. Obwohl es nur rund ein Prozent des Wassers auf der Erde enthalte, fänden sich Hochrechnungen zufolge darin sieben Prozent des weltweiten Mikroplastiks. Die Konzentration dieser Kunststoffpartikel sei im Mittelmeer fast viermal so hoch wie die des „Plastikwirbels“ im nördlichen Pazifik. Sie liege bei bis zu 1,25 Millionen Fragmenten pro Quadratkilometer.

Der Abfall stamme vor allem aus der Türkei und Spanien, gefolgt von Italien, Ägypten und Frankreich. Zu 95 Prozent bestehe der im Wasser und an Stränden gefundene Müll aus Kunststoff. Hauptursache sei das lückenhafte Abfallmanagement vieler Anrainer. Es gebe ungesicherte Mülldeponien und Abfall werde illegal in Flüssen entsorgt.

Der Tourismus treibe die Belastung weiter hoch. Im Mittelmeerraum lebten 150 Millionen Menschen, alljährlich reisen zudem 320 Millionen Urlauber an. Nach vom WWF zitierten Studie erhöhen die Touristen die Plastikmüll-Menge um 40 Prozent. Eine andere Untersuchung kam für die Insel Kos zu dem Schluss, dass 70 Prozent der jährlichen Abfälle während der Reisemonate von April bis Oktober anfallen. „Hotels und Schiffe müssen wirksame interne Abfallsammelsysteme einrichten und den Müll vollständig trennen. Wir können nicht zulassen, dass das Mittelmeer in Plastik ertrinkt“, forderte Vesper. (dpa)



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