Säugetier-Urahn entdeckt: Pummelige Echse, die lebte wie ein Nilpferd

Ein deutsch-französisches Paläontologenteam entdeckte in Frankreich die Skelettreste eines über 3,5 Meter langen, bisher unbekannten Säugetier-Urahns aus dem Perm. Das kuriose: Es sah aus wie eine pummelige Schildkröte, wurde als Echse bezeichnet und lebte wie ein Nilpferd.
Halb Nilpferd, halb Eidechse
So könnte Lalieudorhynchus mit flusspferd-artiger Lebensweise ausgesehen haben.Foto: Illustration von Frederik Spindler
Von 25. August 2022

Alles begann 2001 mit geologischen Untersuchungen im südfranzösischen Lodève-Becken. Die dortigen Gesteinsschichten würden viel über die Zeit des Perm vor ungefähr 265 Millionen Jahren erzählen, so Professor Jörg W. Schneider von der TU Bergakademie Freiberg. Die Gegend war einst ein tropisches Gebiet, das abwechselnd von Überflutungen und starken Dürreperioden geprägt war. In einem heute versteinerten Bachbett stolperte Prof. Schneider dann über ein auffallend großes Fossil.

In den folgenden Sommern trugen die Forscher den betonharten Sandstein Stück für Stück ab. Die Leitung des deutsch-französischen Grabungsteams übernahm Dr. Ralf Werneburg, Direktor des Naturhistorischen Museums auf Schloss Bertholdsburg (Schleusingen, Thüringen).

Später stellte sich heraus, dass die großen Knochen, darunter 60 Zentimeter lange Rippen, einem uralten Tier aus der Gruppe der Caseiden gehörten. Diese Gruppe stellt laut aktuellen Forschungen den primitivsten Seitenzweig der Säugetier-Stammgruppe dar.

Leben wie ein Nilpferd

Fossile Rippe und Oberschenkelknochen des Säugetier-Urahns. Foto: Ralf Werneburg

Das erste „Urzeit-Nilpferd“

„Äußerlich erscheinen Caseiden reptilienhaft, wie zu dick geratene Echsen mit Minikopf. Diese Gestalt ist typisch für einige der frühesten Pflanzenfresser der Evolutionsgeschichte: Das kurze Maul schob beständig unzerkaute Blätter nach, die im ausladenden Verdauungstrakt allmählich vergärt wurden“, erklären die Forscher in einer Pressemitteilung.

Laut Dr. Frederik Spindler, wissenschaftlicher Leiter am Dinosaurier Museum Altmühltal, stellt das ca. 3,6 Meter lange Tier eine bislang unbekannte Spezies dar: Lalieudorhynchus gandi.

So könnte Lalieudorhynchus mit seiner Nilpferd-artigen Lebensweise ausgesehen haben. Foto: Illustration von Frederik Spindler

Bedeutender sei dagegen die Erkenntnis über ihre knöcherne Beschaffenheit, die Hinweise auf ihre Lebensweise gibt. So sind die Knochen des frühen Säugetiers schwammartig und nicht allzu stabil. Dies sei ein Hinweis darauf, dass das einige hundert Kilogramm schwere Tier offenbar zeitweise im Wasser lebte. Damit bestätigen die Forscher eine neuere Hypothese, nach welcher die Caseiden die ersten „Urzeit-Nilpferde“ gewesen seien.

Die aktuellen Forschungsergebnisse erschienen in der Fachzeitschrift „Palaeo Vertebrata“.

Tödliches Ende

Das Zeitalter des Perms begann vor etwa 299 Millionen Jahren und endete vor etwa 252 Millionen Jahren mit dem Beginn der Trias (und dem Aufkommen der Dinosaurier). Damals gab es auf dem Planeten den Superkontinent Pangäa, mit Laurussia am Äquator und Gondwana im Süden. Bereits im Karbon beginnend, bedeckte zu dieser Zeit eine riesige Eisschicht weite Teile Gondwanas, die sogenannte große karbonisch-permische Eiszeit.

Wegen der Vereisung im Süden des Kontinents war der Meeresspiegel zu Beginn des Perm sehr niedrig – viele Schelfe lagen trocken und Wüsten dehnten sich aus. Trotz der harschen Lebensbedingungen etablierten sich Reptilien und frühe Säugetier-Vorfahren wie die hochdiverse Gruppe der Caseiden. Bislang wiesen Forscher weniger als 20 Caseiden-Arten nach. Die meisten von ihnen stammen aus den Vereinigten Staaten und Russland sowie aus Südeuropa.

Nach etwa 47 Millionen Jahren fand diese Vielfalt schließlich durch ein großes Aussterbeereignis ein Ende. Schätzungen zufolge starben weltweit 96 Prozent der maritimen Lebewesen und rund 70 Prozent der landlebenden Arten aus. Als möglich Ursache sehen Forscher enorme Vulkanausbrüche im heutigen Sibirien, bei dem riesige Mengen an giftigen Gasen in die Atmosphäre gelangten.

Die Folge könnten lang andauerte Hitze, saurer Regen und Verringerung des Sauerstoffgehalts gewesen sein, was zur Ausrottung der Lebewesen führte. Laut einer Studie aus dem Jahr 2021 könnte es vor einer starken Erwärmung zudem zusätzlich einen „vulkanischen Winter“ gegeben haben, bei dem sich der Planet um mehrere Grade abkühlte.

Dieser Artikel erschien zuerst in der Epoch Times Wochenzeitung, Ausgabe Nr. 58, vom 20. August 2022.



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