Satellit mit Pflanzen an Bord geht auf die Reise

Pflanzen können im Weltraum wachsen. Das haben Experimente auf der Raumstation ISS gezeigt. Ein fliegendes Gewächshaus soll nun klären helfen, wie gut Astronauten bei Missionen in die Ferne mit frischem Gemüse versorgt werden könnten.
Titelbild
Der Forschungssatellit soll als fliegendes Gewächshaus um die Erde kreisen.Foto: Carmen Jaspersen/dpa/dpa
Epoch Times17. Oktober 2018

Im Weltraum, 600 Kilometer über der Erde, könnten bald Tomatenpflanzen wachsen. Die Früchte wird nie jemand essen, aber darum geht es den Forschern auch gar nicht.

Sie wollen mit dem Experiment wichtige Erkenntnisse sammeln, wie sich Astronauten bei längeren Missionen auf Mond oder Mars versorgen könnten. Ein Forschungssatellit wird dabei als fliegendes Gewächshaus um die Erde kreisen. Am Mittwoch machte er sich auf den Weg ins All – die erste Etappe legte er allerdings mit dem Lastwagen zurück.

Am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Bremen verpackten Wissenschaftler den Satelliten in einen speziellen Container. Anschließend sollte ihn ein Lastwagen zum Flughafen bringen. Von Frankfurt geht es dann mit dem Flugzeug weiter nach Los Angeles. Am 19. November soll „Eu:CROPIS“ mit einer Rakete von einem Startplatz in Kalifornien abheben. „Das wird sehr spannend“, sagt Projektleiter Hartmut Müller. „Wir fiebern diesem Termin schon seit fünf Jahren entgegen.“

Im Inneren des zylinderförmigen Satelliten befindet sich ein kleines Gewächshaus mit Tomatensamen. Noch befinden sich diese im Schlafmodus, wie Müller erläutert. Im All sollen die Pflanzen zu sprießen beginnen – und zwar unter ganz besonderen Bedingungen: so wie auf Mond und Mars. Dafür wird der Satellit erst ein halbes Jahr lang die Gravitation auf dem Mond und danach ein halbes Jahr lang die auf dem Mars simulieren.

Möglich macht das eine Technik, die nach Angaben von Müller einzigartig ist. Der Satellit erzeugt Gravitation, indem er rotiert. Dabei kommt er ohne herkömmlichen Antrieb aus. Stattdessen nutzt er das Magnetfeld der Erde, von dem er sich mit Hilfe einer elektromagnetischen Spule abstößt. Deshalb schauen die Forscher nicht nur mit Spannung auf die Entwicklung der Tomatenpflanzen, sondern auch auf die neuartige Technik. „Ob die funktioniert, sehen wir ziemlich schnell“, sagt Müller. Etwa zwei Wochen nach dem Start wird sich herausstellen, ob alles planmäßig läuft.

Auf die Ergebnisse der Tomatenzucht müssen die Biologen vom DLR in Köln und der Universität Erlangen etwas länger warten. Diese sollen voraussichtlich nächstes Jahr vorliegen. Dabei geht es ihnen nicht um die Frage, ob Tomaten im Weltraum überhaupt wachsen. Dass Pflanzen das auch ohne und unter weniger Schwerkraft können, haben bereits Experimente auf der Internationalen Raumstation ISS bewiesen. Die Wissenschaftler wollen das kleine Ökosystem im Inneren des Satelliten als Ganzes testen.

Dieses basiert auf einem geschlossenen Kreislauf, wie er für den Anbau von Gemüse auf Mond oder Mars notwendig wäre. Wasser, Luft und Nährstoffe müssen immer wieder recycelt werden, denn Nachschub von der Erde zu liefern wäre zu aufwendig und teuer. In dem fliegenden Gewächshaus sollen zwölf Tomatenpflanzen auf künstlichem Substrat wachsen. Bakterien helfen dabei, aus künstlichem Urin eine Düngelösung zu gewinnen. Augentierchen, bewegliche Einzeller, produzieren Sauerstoff für die Bakterien und die keimenden Tomaten.

16 Kameras werden rund um die Uhr aufzeichnen, wie sich die Pflanzen entwickeln. Üppige Früchte erwarten die Forscher nicht: Für sie ist es schon ein Erfolg, wenn die Pflanzen keimen und ein bisschen wachsen. (dpa)



Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion