Streicheleinheiten und nette Worte: Kühe und ihre Gefühlswelt

Bauern, die mit Berta und Co. reden, machen es wohl richtig: Kühe reagieren deutlich auf freundliche Worte und Streicheleinheiten, wie eine Studie zeigt. Das Gefühlsleben von Nutztieren könnte ein unterschätzter Faktor sein.
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Kühe mögen Streicheneinheiten - und angeredet werden.Foto: iStock
Epoch Times18. Oktober 2020

Das Verhältnis von Mensch und Kuh ist meist nicht von vielen Worten geprägt. Freundlicher Zuspruch tut Rindern aber gut, wie Wissenschaftlerinnen aus Wien in der Fachzeitschrift „Frontiers in Psychology“ schreiben.

Sie konnten zeigen, dass sich Kühe entspannen, wenn sie gestreichelt werden und dabei eine sanfte Stimme hören. Sie strecken länger genüsslich den Hals, zucken weniger mit den Ohren, ihr Herz schlägt danach langsamer. Dabei war der Effekt deutlicher, wenn die Stimme direkt vom Menschen neben ihnen kam anstatt aus einem Lautsprecher am Körper der Forscherin.

Die Gefühlswelt der Kuh

Dass die Kühe diesen Unterschied merken, ist wichtig für weitere Forschung dazu, wie Menschen Wohlbefinden bei ihnen auslösen können. Die Gefühlswelt der Kuh ist nämlich nicht nur für Tierfreunde oder Psychologen interessant. „Wir wissen, dass sich der Umgang auch auf die Milchleistung und Gesundheit der Tiere auswirkt“, sagte Annika Lange von der Veterinärmedizinischen Universität Wien der Deutschen Presse-Agentur.

Vielleicht werden Bauern belächelt, wenn sie mit ihren Kühen reden, aber es hat tatsächlich einen Effekt.“

Die 28 vierbeinigen Teilnehmerinnen der Studie leben auf dem Nutztierhof der Uni. Lange und ihr Team gewöhnten sie an einen Umschnallgurt mit Herzmonitor und Streicheleinheiten im Liegen, ehe sie jedem Rind mehrmals lobende Nachrichten vorsprachen oder vorspielten – langgezogene Worte wie „brav“ oder „fein“, die an das beruhigende tiefe Muhen von Kühen an ihre Kälber erinnern sollten.

„Es geht in der Tierschutzforschung inzwischen nicht mehr nur darum, wie wir Stress und Angst vermeiden, sondern wie wir die Lebensqualität erhöhen, den Tieren vielleicht ein schöneres Leben ermöglichen“, sagte Lange. Glück zu messen sei allerdings schwieriger als Stress.

Bestimmte Muster in der Herzfrequenz lieferten den Forschern Hinweise darauf, dass das für Entspannung zuständige parasympathische Nervensystem aktiviert wurde. Aussagekräftig ist auch die Körpersprache: Entspannte Rinder schließen genüsslich die Augen und strecken den Hals – etwa wenn ein Artgenosse bei der gegenseitigen Fellpflege eine besonders angenehme Stelle gefunden hat.

Streicheleinheiten und nette Worte

Eine Studie, die die Wirkung von Ansprache auch ohne Anfassen untersucht, ist noch in Arbeit. „Wahrscheinlich ist das Streicheln etwas wichtiger für das Wohlbefinden als der auditive Reiz“, vermutet Lange. „Viele Menschen finden eine Massage wohl auch intensiver als ein beruhigendes Hörbuch.“

Streicheleinheiten und nette Worte sind Nutztieren in vielen Großbetrieben indes wohl eher fremd. Eine noch unveröffentlichte Studie in einem größeren Betrieb in Deutschland zeige aber ähnliche Ergebnisse, sagte Lange: Streicheln und sanftes Sprechen helfe Kühen, die Angst vor Menschen zu verlieren.

Die Forschung zeigt, dass es für die Tiere definitiv einen Unterschied macht, wie man mit ihnen umgeht.“

Auch in Großbetrieben könnten Mitarbeiter etwa dazu ermutigt werden, entspannt und freundlich mit den Tieren umzugehen, statt alles so schnell wie möglich zu erledigen, meinte Lange. „Natürlich ist es unrealistisch, dass jeder Landwirt fünf Minuten pro Tag und Kuh mit ihr redet und sie streichelt. Aber wichtig wäre eine Wertschätzung dafür, dass ein positiver Umgang und eine gute Beziehung zwischen Mensch und Kuh solche Effekte haben.“ (dpa)



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