Was macht der Dorsch im Speiseeis?

Wissenschafts-Serie — Teil 2
Von 18. Oktober 2006

Aalschlank trotz Eisgenuss – ein Fischprotein im Speiseeis soll der cremigen Schleckerei Fett und der Figur Kilos ersparen.

Die Nordamerikanische Aalmutter hat ein Gefrierschutzprotein im Blut, das die Temperatur, bei der sich Eiskristalle bilden, herabsetzt und deren Form verändert. So ist das Gewebe geschützt und sie kann in arktischen Gewässern leben. Findige Wissenschaftler von Unilever setzen jetzt dieses Fischprotein bei der Eiserzeugung ein (0,01 Gewichtsprozent), wo seine Anti-Gefrierwirkung dazu genützt wird, die cremige Konsistenz mit halb so wenig Fett zu erreichen. Es gibt auch keine geschmacklichen Beeinträchtigungen. Die Gewinnung aus Fischen ist jedoch nicht nachhaltig, daher werden gentechnische Verfahren angewendet, mit deren Hilfe das Protein im Labor erzeugt wird. Entsprechend der Fisch-DNS-Vorlage wurde ein Gen synthetisiert, das in gentechnisch modifizierten Hefezellen gebildet wird.

Der Vorteil des Proteinzusatzes liegt darin, dass das Eis etwa 30 Prozent weniger Kalorien enthält und so als erstes Novel Food für Konsumenten interessant wäre Hier liegt allerdings ein Irrtum vor: Die Konsumenten verlangen zunehmend „natürliche“ Lebensmittel. In den USA, Australien und Neuseeland wurde das transgene Glykoprotein als Zusatzstoff bereits zugelassen. Das Eis ist aber nicht gekennzeichnet, da nur Hefeprodukte, nicht aber die gentechnisch veränderten Hefen selbst im Eis vorhanden sind. In der EU liegt der Antrag auf Zulassung derzeit bei der Food Standard Agency (UK).

Also aalschlank ganz ohne Risiko?

Immerhin handelt es sich um ein völlig neues Protein, von einem synthetischen Gen kodiert. Wie zu erwarten wurden in den dem Antrag auf Zulassung beigelegten Risikotests keine negativen Wirkungen festgestellt, weder in den herkömmlichen Allergietests, noch im Fütterungsversuch mit Laborratten. Kritische Wissenschaftler weisen aber darauf hin, dass die Gefahr chronischer Langzeitwirkungen hinsichtlich eines potentiellen Entzündungseffektes nicht ausgeräumt ist.

Die Mikrokristall-Proteine im Blut der Fische funktionieren als Antigene und bewirken im Fisch eine starke Immunreaktion (Cummin et al. 2006). Erst kürzlich haben australische Wissenschaftler mittels bisher in der Risikoforschung nicht angewendeten Immuntests mit Mäusen unerwartete Effekte bei einer gentechnisch veränderten Erbse gezeigt. Solche Untersuchungen sollten obligatorisch sein, besonders bei Proteinprodukten, die vor allem von Kindern gegessen werden.

Forschungsinstitut für biologischen Landbau Österreich

www.fibl.org



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