Wegen mehr CO2: Bäume wachsen weltweit besser
Bäume wachsen in Großstädten schneller. Seit den 1960er-Jahren sei dieses Phänomen weltweit zu beobachten, teilte die Technische Universität München (TUM) am Montag mit.
Das belege eine Studie unter Leitung der TUM, die das Wachstum von Stadtbäumen in aller Welt systematisch auf Folgen veränderter Umweltbedingungen untersuchte.
Stadtbäume waren bei gleichem Alter im Durchschnitt größer als Bäume auf dem Land. Im Alter von 50 Jahren war es etwa ein Viertel, bei 100 Jahren knapp 20 Prozent. Die Ursache sehen die Forscher im sogenannten Wärmeinseleffekt – also mehr CO2. Er führt in Stadtzentren zu einer stärkeren Aufheizung und höheren Temperaturen. Verglichen mit der ländlichen Umgebung kann es drei bis zehn Grad wärmer sein.
Die höheren Temperaturen regen zum einen die photosynthetische Aktivität an, also die Erzeugung energiereicher Biomoleküle mithilfe von Lichtenergie in den Pflanzen. Zudem verlängern sie die Vegetationsperiode. Die Bäume können also übers Jahr gesehen länger wachsen. Dafür altern die „Städter“ schneller. Möglicherweise müssten Stadtverwaltungen deshalb künftig früher alte Bäume ersetzen, sagte Hans Pretzsch vom Lehrstuhl für Waldwachstumskunde. Die vom bayerischen Umweltministerium und von der Audi Stiftung für Umwelt unterstützte Studie ist im Fachmagazin „Nature Scientific Reports“ veröffentlicht.
Neben dem Vorsprung der Stadtbäume zeigten die Forscher, dass Bäume sowohl in der Stadt als auch auf dem Land durch den Klimawandel seit den 1960er Jahren schneller wachsen. Das spiegele, was bereits international in Studien für Waldbäume berichtet wurde.
„Die allgemeine Wachstumsbeschleunigung bei allen Bäumen um rund 20 Prozent, über die wir in der aktuellen Studie berichten, ist vergleichbar mit früheren Befunden über Wälder. Dieser Effekt wurde auch in der landwirtschaftlichen Produktion beobachtet“, sagte Pretzsch. Als Gründe würden neben der globalen Erwärmung Düngungseffekte durch die steigende CO2-Konzentration und vermehrte Stickstoffablage diskutiert. „Wir vermuten das, weil Stadtbäume durch den Wärmeinseleffekt den Klimawandel quasi vorverlegt erleben.“
Die TUM-Forscher prüften knapp 1400 meist ausgewachsene Bäume. In jeder Stadt wurde eine typische Baumart gewählt und im Stadtzentrum und in der ländlichen Umgebung untersucht. Die Proben stammten von Baumkernen aus Berlin, Brisbane, Hanoi, Houston, Kapstadt, München, Paris, Prince George, Sapporo und Santiago de Chile. (dpa)
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