Wem gehört der Himmel? UN-Report fordert Regelungen zur Verdunkelung der Erde

Acht „Klima-Experten“ haben in einem UN-Bericht nach Regelungen verlangt, um Aerosole in die Stratosphäre zu leiten, damit die Sonne verdunkelt werden kann. Das soll gut gegen Klimaerwärmung sein. Folgen und Risiken sind jedoch unabsehbar.
Titelbild
Stratosphärische Wolken über dem schwedischen Kiruna in der Arktis.Foto: Ross Salawitch/UMD/dpa/dp
Von 25. März 2023


Das Sonnenlicht dimmen fürs Klima. Für wen sich das jetzt wie aus dem nächsten James-Bond-Film anhört, dem sei vorab gesagt: Es ist kein Hollywood-Plot und auch keine Verschwörungstheorie: Verfechter des sogenannten „Solar Radiation Managements“ (SRM) planen offenbar, die Sonne zu verdunkeln, um die Temperaturen auf der Erde um einige Grade abzusenken. Das geht aus einem UN-Bericht der vergangenen Woche hervor.

Darin machen sich acht Wissenschaftler, beauftragt vom UN-Umweltprogramm UNEP, für Forschungen zur „Modifikation der Sonneneinstrahlung“ stark. Es gehe darum, die „Risiken zu beherrschen“, die mit dem Versprühen von Aerosolen ab zehn Kilometer über der Erdoberfläche verbunden seien. Die grundsätzliche Idee dahinter: Aerosole in der Stratosphäre sollen Sonnenstrahlen reflektieren – eine „Notfallmaßnahme“, damit sich der Planet weniger erhitzt. Damit könnte nach Ansicht des Gremiums den Folgen des „Klimawandels“ begegnet werden.

Diese Idee, deren Ansatz auf die 1960er-Jahre zurückgeht und aus Beobachtungen nach Vulkanausbrüchen hervorgegangen war, ist umstritten. Unter anderem, weil „Solar Geoengineering“ weitgehend unerprobt ist und nicht abzusehende Nebenwirkungen haben könnte. Allen Bedenken zum Trotz plädieren die von der UNEP beauftragten Experten dafür, den Interessenlagen einen rechtlichen Rahmen zu geben, um den Weg frei zu machen für „Solar Geoengineering“.

Das Gleichgewicht der Welt zerstören als Klimanotfallmaßnahme

Kritiker befürchten nicht nur irreversible Schäden, sondern auch unabsehbare Folgen wie beispielsweise Artensterben oder veränderte Wetterbedingungen bis hin zu Dürren. Diese hätten auch Auswirkungen auf die Landwirtschaft. Weniger Sonnenlicht könnte zudem zu einem Vitamin-D-Mangel beim Menschen führen. Aerosole in der Stratosphäre könnten auch die Ozonschicht schädigen, die vor krebserregenden ultravioletten Strahlen der Sonne schützt.

Weiter gefasst könnten auch politische Konflikte zu den Folgen zählen. Denn bei einer Manipulation der Sonneneinstrahlung wäre der Streit programmiert, welchem Land wie viel Sonnenlicht zugestanden werden soll.

Selbst bei „Klimaschützern“ ist der Ansatz umstritten, weil die angenommene Hauptursache des sogenannten „Klimawandels“ – nämlich die Verbrennung fossiler Brennstoffe – damit nicht bekämpft würde.

UN-Experten wollen Regeln für Aufteilung des Himmels

Die Experten aus dem UN-Bericht scheinen in ihrem Anliegen über diesen Punkt längst hinaus zu sein. Hier wird nicht mehr über das „Ob“ verhandelt, sondern schon längst das „Wie“.

In dem Bericht des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) fordern die Autoren internationale Entscheidungsträger auf, Vorschriften für die Stratosphäre zu erlassen, da es bislang kaum Regulierungs- oder Verwaltungsstrukturen für die sich ab 10.000 Kilometer über der Erdoberfläche befindlichen zweiten Schicht der Atmosphäre gebe. Ein rechtlicher Rahmen soll her, ebenso die Implementierung eines wissenschaftlichen Überprüfungsverfahrens durch ein globales Gremium, das groß angelegte Eingriffe in das Klimasystem der Erde regeln soll.

Außerdem schlagen die UNEP-Experten eine Unterscheidung zwischen Versuchen in kleinem Maßstab und groß angelegten SRM-Experimenten vor. Denn die „Steuerung von Freilandversuchen in kleinem Maßstab könnte das Potenzial eines ‚Ausrutschens‘ von Experimenten in kleinem Maßstab zu einem groß angelegten Einsatz begrenzen“.

„Kleinere Feldversuche“: Fuß in der Tür zur Verdunkelung der Sonne

Mit ihren Forderungen stehen die von der UNEP beauftragten Fachleute nicht allein da. Auch über 60 weitere Wissenschaftler sprechen sich auf ihrer Website „climate-intervention-research-letter.org“ dafür aus, solares Geoengineering genauer zu erforschen. Sie schreiben:

Der Umfang der erforderlichen Forschungsaktivitäten umfasst Computermodell-Simulationen, Beobachtungen, analytische Studien und kleinere Feldversuche. Solche Experimente sind notwendig, um die Fähigkeit der Modelle zu verstehen und zu testen, zu simulieren, wie sich Aerosole in der Atmosphäre entwickeln und wie sie sich auf Wolken auswirken, um die Auswirkungen von SRM in größerem Maßstab genauer zu prognostizieren.“

Sunblocker-Experiment aus ethischen Gründen auf Eis gelegt

Doch gegen die „Freilandversuche im kleineren Maßstab“ gibt es Widerstände. Erst kürzlich wurde ein umstrittenes Sonnenblocker-Experiment der Harvard-Universität aus ethischen Gründen ausgesetzt. Ursprünglich war der Test für Juni 2021 geplant, wurde aber auf „nach 2022“ verschoben. Als Begründung wurde angegeben, zuerst die Auswirkungen auf Schweden sowie auf das indigene Volk der Sami untersuchen zu wollen. Die Sami leben in jener Region, in der Experimente geplant sind. Zuvor gab es viele Proteste, auch von Umweltschützern. Schweden hatte sich vor der UN als einziges Land gegen die vorgeschlagenen Tests in der Stratosphäre ausgesprochen.

Beim „Stratospheric Controlled Perturbation Experiment“ (SCoPEx) soll ein Ballon bis in die Stratosphäre aufsteigen, bevor er in rund 20 Kilometer Höhe kleine Partikel aus Kalziumkarbonat (Kalk) ausstößt. Anschließend wird durch Sensoren gemessen, wie sich diese verteilen. Der Hintergedanke: Partikel halten sich in der Stratosphäre sehr lange – bis zu zwei Jahre und mehr – und breiten sich praktisch von selbst zu einer globalen „Schutzhülle“ aus, die die Sonnenstrahlung abhält.

Gates-Stiftung größter Geldgeber

Hinter dem SCoPEx-Projekt steht als Sponsor die Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung als größter Geldgeber. Außerdem gibt es andere private Spender, wie unter anderem das „Open Philanthropy Project“ von Dustin Moskovitz, der gemeinsam mit Mark Zuckerberg die Social-Media-Plattform Facebook gegründet hat, die gemeinsam mit der Gates-Stiftung das „Solar Geoengineering Research Program“ der Harvard University finanzieren.

Nicht nur Schweden ist erst einmal von den SCoPEx-Aktivitäten zurückgetreten. In Mexiko wurden sogar kürzlich jegliche Experimente verboten, nachdem 2022 das US-amerikanische Start-up-Unternehmen „Making Sunset“ im nordmexikanischen Bundesstaat Baja California auf eigene Faust ein Geoengineering-Experiment durchgeführt hatte – und zwar ganz ohne Ankündigung und auch ohne Zustimmung der mexikanischen Regierung.

Keine Finanzierung, keine Patentierung: Abkommen gegen „Solar Geoengineering“ gefordert

Zudem schlagen auch Wissenschaftler Alarm. Mehr als 60 Umweltschützer und Forscher der Initiative „Solar Geoengineering Non-Use Agreement“ hatten schon vor einem Jahr in der Zeitschrift „Wires Climate Change“ ein internationales Abkommen gegen die Umsetzung von „Solar Geoengineering“ gefordert. Die Technik sei keine Lösung für den Klimawandel, die Methode zu riskant, heißt es in ihrem „Warnbrief“.

Über 400 Wissenschaftler verpflichteten sich inzwischen, den Forderungen zu folgen. Sie plädieren für eine internationale Übereinkunft, die „Solar Geoengineering“-Forschung einzuschränken sowie deren Finanzierung und Patentierung zu verbieten. Nur so könne man verhindern, dass einzelne Staaten die Methode im Alleingang einsetzen – auf Kosten anderer Weltregionen.

Dirk Messner, der Präsident des Umweltbundesamtes und einer der Initiatoren von „Solar Geoengineering Non-Use Agreement“, warnt vor den Folgen von solchen Experimenten. Denn unvorhersehbar seien auch die Veränderungen in der Landwirtschaft durch eine künstlich geänderte Sonneneinstrahlung: „Würde man das Erdsystem, die Stratosphäre, eindunkeln, hätte das ganz sicher Auswirkungen auf die Flora und Fauna, auf die Biodiversität – aber welche Auswirkungen genau, das wissen wir nicht.“ Bereits die Forschung dazu sieht Messner kritisch.



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