WHO alarmiert: Mikroplastik ist überall, auch im Trinkwsser

Der Plastikmüll belastet die Erde - auch in seiner kleinsten Form. Die Weltgesundheitsorganisation hat Studien zum Mikroplastik im Trinkwasser ausgewertet - und noch viele Fragezeichen dazu.
Titelbild
Nach Überzeugung der WHO muss das Vorkommen von Mikroplastik im Trinkwasser und seine etwaigen gesundheitlichen Auswirkungen noch viel genauer untersucht werden.Foto: Patrick Pleul/dpa
Epoch Times22. August 2019

Die Vorkommen von Mikroplastik im Trinkwasser und seine etwaigen gesundheitlichen Auswirkungen müssen nach Überzeugung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) noch viel genauer untersucht werden.

Das gelte für die Verbreitung dieser Partikel und auch für die Risiken, teilte die WHO am Mittwoch in Genf mit.

Basierend auf den begrenzt verfügbaren Informationen scheint Mikroplastik im Trinkwasser auf dem jetzigen Niveau kein Gesundheitsrisiko darzustellen“, so die WHO-Expertin Maria Neira.

Andere Verunreinigungen des Wassers seien aus heutiger Sicht wesentlich bedeutsamer, sagte WHO-Experte Bruce Gordon.

Es gelte in jedem Fall, die Wissensbasis zu erweitern und vor allem das Wachsen des weltweiten Plastikmüllbergs zu stoppen. „Mikroplastik ist überall in der Umwelt, auch im Wasserkreislauf“, heißt es in dem WHO-Report.

Herkunft der Mikroplastik unklar

Woher das Mikroplastik im Trinkwasser im Detail stammt, ist oft unklar. Wichtige Quellen seien Regen- oder Schmelzwasser und Abwasser. Insgesamt seien die verfügbaren Studien aber zu lückenhaft, um das jeweilige Ausmaß dieser Zuflüsse genauer zu bestimmen oder die Quellen noch exakter zu erfassen. „Darüber hinaus kann eine Verschmutzung auch bei anderen Prozessen wie der Behandlung, der Verteilung und dem Abfüllen passieren.“

Im Jahr 2017 seien weltweit rund 348 Millionen Tonnen Plastik, ohne Berücksichtigung der Produktion von Fasern, angefallen. Diese Menge werde sich angesichts des Bevölkerungswachstums, des Verbrauchs und des Wegwerfverhaltens bis 2025 verdoppeln und bis 2050 wohl verdreifachen, schätzt die WHO. Der Markt sei riesig. Allein in Europa stellten 60 000 Firmen mit 1,5 Millionen Beschäftigten und einem Umsatz von 355 Milliarden Euro Plastik her.

Problem: Abwasserreinigung

Mit einer fachgerechten Reinigung könne das Abwasser von 90 Prozent des Mikroplastiks gereinigt werden. Das gelte auch für die Behandlung von Trinkwasser, so die WHO weiter. Das Problem sei, dass ein großer Teil der Weltbevölkerung aktuell nicht in den Genuss einer adäquaten Wasser- und Abwasserbehandlung komme.

Den Ruf nach mehr Forschung insbesondere bei der möglichen Wirkung von Mikroplastik über 150 Mikrometer teilt auch der Umweltmediziner Hanns Moshammer von der Medizinischen Universität Wien. „Gesunde Haut oder Schleimhaut stellt tatsächlich eine recht effiziente Barriere gegenüber größeren Teilchen dar.“ Forschungsbedarf bestehe aber zum Barriereverhalten von erkrankter Haut oder Schleimhaut – zum Beispiel nach Verletzungen oder bei Entzündungen.

Mikroplastik aus der Luft

Jüngst hatte ein Forscherteam unter Leitung des Alfred-Wegener-Instituts (AWI) in Bremerhaven berichtet, dass Mikroplastik-Teilchen im Schnee aus der Luft auf die Erdoberfläche rieseln – selbst in der abgelegenen Arktis. Die winzigen Teilchen werden in der Atmosphäre transportiert und können so über weite Strecken verteilt werden.

Menschen nehmen nach Angaben australischer Forscher täglich Mikroplastik zu sich – durch Nahrung, Trinkwasser oder durch bloßes Atmen. Bis zu fünf Gramm der winzigen Teilchen kommen so pro Woche in den Körper – abhängig von den Lebensumständen. Eine Kreditkarte wiegt in etwa fünf Gramm. Die Untersuchung basiert auf Daten zu Mikroplastik – also Teilchen kleiner als 5 Millimeter – in der Atemluft, im Trinkwasser, in Salz, Bier und in Schalentieren.

Mikroplastik in Mineralwasser

In deutschem Leitungswasser sei erheblich weniger Mikroplastik entdeckt worden als in Mineralwasser, sagte Martin Wagner von der Norwegian University of Science and Technology (NTNU) in Trondheim. Es sei davon auszugehen, dass Kläranlagen den Großteil der Plastikpartikel entfernen. „Das Problem hierbei ist allerdings, dass sich das Mikroplastik dann im Klärschlamm befindet und wieder in die Umwelt gelangt, wenn der Klärschlamm zur Düngung in der Landwirtschaft verwendet wird.“ Über die gesundheitlichen Auswirkung von Mikroplastik könne man noch keine generellen Aussagen machen. (dpa)



Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion