Gedächtniszellen plus Impfung der Schlüssel zu Superimmunität?

Immunität, Superimmunität oder Hybrid-Immunität – es gibt viele Bezeichnungen, jedoch sind über die tatsächliche Immunantwort gegen SARS-CoV-2 noch viele Fragen offen.
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3d illustration T-Cells
Von 17. November 2021

Immunreaktionen sind ein komplexes Zusammenspiel vieler verschiedener Zellen im Körper. Eine sogenannte „Immunität“ gegen eine Krankheit zu erreichen ist nicht so einfach, wie es das viel zitierte Wort „Vollimmunisierung“ vermuten lässt. Während „Vollimmunisierung“ bedeutet, dass man alle vorgesehen Impfungen laut Impfplan erhalten hat, sind Antikörperreaktionen gegen verschiedene Varianten von SARS-CoV-2 ein Forschungsthema, das Wissenschaftler beschäftigt.

Antikörper sind nicht gleich Antikörper

Das Forschungsteam um den Immunologen Michael Nussenzweig der Rockefeller University veröffentlichte bereits mehrere Studien [1,2,3] in denen sie Antikörperreaktionen gegen SARS-CoV-2 untersuchten. Dabei zeigten sich Unterschiede zwischen den Antikörpern von genesenen und geimpften Personen.

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Laut den Untersuchungen führen sowohl eine natürliche Infektion als auch Impfungen mit mRNA-Impfstoffen zur Bildung von Gedächtnis-B-Zellen. Diesen Zellen wird eine wichtige Rolle in der Immunabwehr zugeschrieben. Sie bilden nämlich Antikörper, die sich weiterentwickeln können. Damit ist gemeint, dass sich die Antikörper an neue Varianten eines bekannten Virus anpassen. Allerdings war die Anpassungsfähigkeit an neue Mutationen, wie der Delta-Variante, nach einer natürlichen Infektion ausgeprägter als bei geimpften Testpersonen.

Die Ergebnisse zeigten, dass sich Antikörper auch ein Jahr nach der Infektion noch anpassen können, während die durch die Impfungen entstandenen Antikörper sich in den Wochen nach der zweiten Dosis nicht mehr veränderten.

Jedoch raten die Studienautoren, angesichts der Gefahr eines schweren Krankheitsverlaufs, dezidiert davon ab, mit Absicht eine COVID-19 Infektion zu provozieren.

Hybrid-Immunität und Superimmunität

Eine ebenfalls in Nature erschiene Studie unter der Leitung des Virologen Paul D. Bieniasz, beschäftigt sich mit der sogenannten „Hybrid-Immunität“ oder „Superimmunität“. Von Hybrid-Immunität sprechen Wissenschaftler, wenn eine Person sowohl mit COVID-19 infiziert als auch dagegen geimpft wurde.

Dabei testeten die Forscher die Antikörperreaktion mit verschiedenen, teilweise selbst veränderten Mutationen von SARS-CoV-2. Untersucht wurden Proben von genesenen Personen, die im Anschluss geimpft wurden und Personen, die mit zwei Dosen des mRNA-Impfstoffes von Pfizer/BioNTech geimpft wurden, ohne vorher infiziert gewesen zu sein. Dabei zeigte sich, dass die Hybrid-Immunität effektiver auf Mutationen reagieren konnte.

„Wir haben beobachtet, dass die Antikörper (von Personen, die infiziert und geimpft waren, Anm. der Red.) diese astronomischen Werte erreichen, die den Wert von zwei Impfstoffdosen allein übertreffen“, sagt Rishi Goel, Immunologe der University of Pennsylvania in Philadelphia und einer der Studienautoren.

Langlebige Gedächtniszellen

Bisher ist noch nicht klar, ob dieser Effekt nur an der Menge der gebildeten neutralisierenden Antikörper liegt, oder noch andere Komponenten eine Rolle spielen. Wichtig sind, laut den Forschern, vor allem die langlebigen Gedächtniszellen des Immunsystems.

Nach einer durchgemachten SARS-CoV-2-Infektion werden Immunzellen gebildet, die im Körper verbleiben. Diese können bei einer erneuten Infektion mit dem neuartigen Coronavirus eine schnelle Immunantwort vermitteln, die den menschlichen Organismus vor einem schweren Verlauf der COVID-19-Erkrankung schützen kann.

„Einige dieser langlebigen Zellen bilden hochwertigere Antikörper als Plasmablasten (Anm. d. Red.: Plasmablasten sind bestimmte Immunzellen ohne Gedächtnisfunktion). Das liegt daran, dass sie sich in Organen, den Lymphknoten, weiterentwickeln und Mutationen bilden, die es ihnen ermöglichen, sich mit der Zeit enger an das Spike-Protein zu binden. Wenn Menschen, die sich von COVID-19 erholt haben, erneut dem Spike von SARS-CoV-2 ausgesetzt werden, vermehren sich diese Zellen und produzieren mehr von diesen hochwirksamen Antikörpern“, so Nussenzweig.

Allerdings betonen die Studienautoren auch im Zusammenhang mit Hybrid-Immunität, dass ungeachtet potenzieller Vorteile, die Risiken einer SARS-CoV-2-Infektion vermieden werden sollten.

„Wir laden niemanden dazu ein, sich zu infizieren und dann zu impfen, um eine gute Reaktion zu erzielen“, sagt Virologe Andrès Finzi der University of Montreal und Co-Autor der Studie, „Denn einige werden es nicht überleben.“

Durch Booster-Impfungen aufholen?

Die Frage, ob sogenannte Booster-Impfungen, langfristig einen vergleichbaren Effekt aufweisen, wird sich laut den Forschern in den nächsten Monaten zeigen. Eine erste Studie zeigt, dass Antikörper durch Booster-Impfungen, zwei Monate nach der Verabreichung, Beta und Delta Varianten von SARS-CoV-2 neutralisieren konnten.

Allerdings kommen die Studienautoren zu dem Schluss, dass „größere Kohorten von Personen mit einem breiteren Spektrum betreffend Alter und Komorbiditäten, eine längere Nachbeobachtung (bis zu 6 Monaten oder mehr) (…) in Zukunft wichtig wären“, um ein umfassendes Bild (…) von Reaktionen von B-Gedächtniszellen nach mRNA-Impfungen zu erhalten“. Zudem sind Untersuchungen mit weiteren bereits aufgetretenen neuartigen Mutationen, wie der sogenannten Delta-Plus Variante, noch ausständig.



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