Gegenansichten: Opposition im früheren Ostblock

Zum 13. August: Fotoausstellung über Osteuropa 1956 bis 1989
Epoch Times14. August 2006

Vor zehn Jahren wurde der ehemalige deutsch-deutsche Grenzübergang Marienborn/ Helmstedt zur Gedenkstätte erklärt mit allen Zeugnissen des DDR-Grenzregimes: Passkontrollhäuschen, Wachtürmen, Grenzsperren und dem Verwaltungstrakt. Über 1,3 Millionen Besucher haben seitdem diesen Ort als Sinnbild der deutsch-deutschen Trennung aufgesucht. „Marienborn wirkt sehr authentisch, löst Gänsehaut aus“, so die Bremer Kunsthistorikerin und Slawistin Heidrun Hamersky von der Forschungsstelle Osteuropa an der Universität Bremen.

Alexander Dubcek (links) mit Vaclav Havel: im Theater erfuhren sie, dass die Führung der Kommunistischen Partei zurückgetreten ist. Kurz darauf wurde Dubcek zum Parlaments- und Havel zum Staatspräsidenten gewählt.Alexander Dubcek (links) mit Vaclav Havel: im Theater erfuhren sie, dass die Führung der Kommunistischen Partei zurückgetreten ist. Kurz darauf wurde Dubcek zum Parlaments- und Havel zum Staatspräsidenten gewählt.Foto: Forschungsstelle Osteuropa an der Universität Bremen

Ihre Publikation „Gegenansichten – Fotografien zur politischen und kulturellen Opposition in Ost(mittel)europa 1956 – 1989“ ist Grundlage der Sonderausstellung, die anlässlich des 45. Jahres des Mauerbaus und des zehnjährigen Bestehens der Gedenkstätte dort gezeigt wird. Vom 13. August bis zum 24. September 2006 dokumentiert die Ausstellung „Gegenansichten“ die Entwicklung der politischen und kulturellen Opposition in den früheren Ostblockstaaten.

Die politisch Andersdenkenden und künstlerisch Unangepassten

Die Ausstellung zeigt bislang unveröffentlichte Fotografien und gibt Einblicke in die Welt der kulturellen Alternativszenen und der politischen Opposition in der Sowjetunion, Polen, der Tschechoslowakei, Ungarn und der DDR. Denn dass die europäische Geschichte 1989/90 eine überraschende Wendung nahm, ist auch ihnen zu verdanken: den politisch Andersdenkenden und künstlerisch Unangepassten in Ost(mittel)europa. Noch kennt man die Namen von Václav Havel, Lech Walessa, Andrej Sacharow und Jelena Bonner. Doch die ihrer Mitstreiter, die über drei Jahrzehnte im Untergrund gewirkt haben, drohen in Vergessenheit zu geraten. Die Ausstellung erlaubt in einer länderübergreifenden Konzeption einen Einblick in die Welten der kulturellen und politischen Alternativszenen.

„Lächeln war unsere einzige Waffe“

Eine improvisierte Druckerei in einer Privatwohnung während des Kriegszustandes in Polen. Die Gesichter der Drucker wurden verhüllt, um ihre Identität zu schützen.Eine improvisierte Druckerei in einer Privatwohnung während des Kriegszustandes in Polen. Die Gesichter der Drucker wurden verhüllt, um ihre Identität zu schützen.Foto: Forschungsstelle Osteuropa an der Universität Bremen

Die Aufnahmen wurden meist von den Beteiligten selbst gemacht und erlauben somit einen Blick in die Innenwelt dieser Bewegungen. Zu sehen sind Untergrunddruckereien, Schnappschüsse von Akteuren der Bürgerrechtsbewegungen, politische Häftlinge in Internierungslagern sowie illegale Kunstwerke. Unabhängigen Fotografen gelangen dabei Aufnahmen von großer menschlicher Ausstrahlungskraft. „Lächeln war unsere einzige Waffe“, erklärten viele der Fotografierten. Dieses Lächeln ist auf schmerzliche Weise in den Dokumenten festgehalten.

Eröffnung am 13. August – dem 45. Jahrestag des Mauerbaus

Die Ausstellung wurde von der Forschungsstelle Osteuropa an der Universität Bremen in Kooperation mit der Gedenkstätte Marienborn konzipiert. Die Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und die Landeszentrale für politische Bildung Sachsen-Anhalt haben das Projekt finanziell unterstützt. Eröffnet wird die Dokumentation am Sonntag, 13. August 2006 um 14.30 Uhr von Holger Hövelmann, Innenminister Sachsen-Anhalts und Dr. Joachim Scherrieble, Leiter der Gedenkstätte. Bei der Eröffnungsveranstaltung geben Heidrun Hamersky und Prof. Dr. Wolfgang Schlott von der Bremer Forschungsstelle eine Einführung in das Thema. Die Ausstellung ist als Wanderausstellung konzipiert und kann von Schulen oder Bildungseinrichtungen bei der Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn ausgeliehen werden. Angelika Rockel (idw)

www.forschungsstelle-osteuropa.de



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