Architekten des Altertums auf einer Wellenlänge

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Foto: OTSF
Von 13. Januar 2010

Die Bewohner der Mittelmeerinsel Malta haben vielleicht Musik benutzt, um bestimmte Bewusstseinszustände zu erzeugen. Das haben Untersuchungen der Stiftung zur Untersuchung alter Tempel (OTSF), einer in Florida beheimateten gemeinnützigen Organisation, die die Forschung und Bildung über alte maltesische Monumente unterstützt, ergeben.

Das 6.000 Jahre alte Hypogäum von Hal Saflieni im Süden Maltas ist ein 500 Quadratmeter großer dreistöckiger unterirdischer Tempelkomplex, der in Kalkstein gehauen wurde. Es ist eines von vielen uralten maltesischen megalithischen Monumenten, das von hochkultivierten und erfahrenen Menschen, mehr als Tausend Jahre vor Stonehenge und den ägyptischen Pyramiden, erbaut wurde.

Archäologen datieren das Hypogäum auf 3600 v. Chr. und es wurde bis 2400 v. Chr. genutzt, dem Zeitpunkt, ab dem alle megalithischen Tempel Maltas plötzlich nicht mehr in Gebrauch waren, erklärt Linda Eneix, Präsidentin des OTSF.

Das Hypogäum umfasst mehrere Hallen und Kammern verschiedener Formen und Größen. Manche davon imitieren die Architektur von überirdischen Tempeln und es gibt eine mysteriöse Echokammer.

„Es gibt keine Methode, mit der wir feststellen können, was sie dort gemacht haben, aber die Art, wie die Erbauer den Stein bearbeiteten um Licht und Klangeffekte zu erzielen, bestätigt uns, dass diese Anlagen bewusst und raffiniert geplant waren“, sagt Eneix. „Die Akustik liefert da ein faszinierendes Beispiel.“

In der Orakel-Kammer, auf der zweiten Ebene des Hypogäums, gibt es eine kleine ovale Nische auf Gesichtshöhe. Wenn ein Mann mit einer tiefen Stimme dort hineinspricht, gibt es einen starken Widerhall oder eine Resonanz, die sich im ganzen Komplex ausbreitet.

„Noch immer können dunkle Markierungen von den Händen, die an der Kante dieser Nische geruht haben, gesehen werden. Es gibt Markierungen in einem rötlichen Ockerton innerhalb der Nische und einen Verstärkungskanal, der in die Decke der Kammer eingeritzt wurde und die restlichen Spuren von komplexen ebenfalls in diesem rötlichen Ocker gehaltenen Mustern – so etwas wie prähistorische Gesangsführer“, fügt sie hinzu.

Eneix bekam die Idee zu weiteren Untersuchungen des akustischen Phänomens, nachdem sie einem Film mit dem Namen „Die Klänge der Steinzeit“ auf einem Flug von London gesehen hatte.

OTSF testete die Resonanzmuster in diversen alten maltesischen Tempeln und entdeckte, dass sie bei einer Frequenz zwischen 110 und 111 Hertz (Schwingungen pro Sekunde) auftauchten – dem Bereich einer tiefen Männerstimme. Das stimmte mit den Forschungsergebnissen, die 1996 von einer Princetoner Ingenieur-Gruppe zur Untersuchung von Anomalien gewonnen wurden, überein. Sie fand heraus, dass einige uralte megalithische Kammern in Großbritannien starke Resonanzen in einem Frequenzbereich zwischen 95 und 120 Hertz aufweisen.

Untersuchungen durch Dr. Ian A. Cook und Kollegen der Universität von Kalifornien, Los Angeles, die im Journal Time and Mind (Zeit und Geist) 2008 veröffentlicht wurden, benutzten Elektroencephalographie (EEG), um die Hirnaktivitäten von Freiwilligen zu untersuchen, während sie den unterschiedlichen Frequenzen der Klänge lauschten. Sie fanden heraus, dass sich die Gehirnaktivitäten bei der Frequenz von 110 Hertz spontan ändern. Die Aktivität der Region des Gehirns, die für Sprache zuständig ist, wurde geringer, wohingegen die Region für Gefühle, Empathie und soziales Verhalten quasi „eingeschaltet“ wurde.

„Sicher mochten die früheren Menschen etwas daran und sie bauten nach ihren Beobachtungen weiter, um es verbessern“, sagt Eneix.

Archäologen waren bis jetzt nicht in der Lage zu erklären, wie diese komplizierte Baukunst vor fast 6.000 Jahren entstehen konnte, aber die Erbauer von Malta könnten die ersten gewesen sein, die sich akustische Phänomene bei religiösen Ritualen zunutze machten –  einer Tradition, die auch die alten Griechen und Römer pflegten.

 

Originalartikel auf Englisch: Ancient Architects On Same Wavelength

Foto: OTSF



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