Grabstätte und Sonnenkalender: „Stonehenge der Niederlande“ entdeckt
Fast jeder Europäer kennt das berühmte und geheimnisvolle Stonehenge bei Amesbury im Süden Englands. Passend zur Sommersonnenwende (21. Juni) gaben Archäologen nun bekannt, bereits 2017 das „Stonehenge der Niederlande“ in einem Industriegebiet der Stadt Tiel gefunden zu haben.
Die Untersuchungen ergaben, dass es sich bei dem Monument um eine rund 4.000 Jahre alte religiöse Stätte aus der Jungsteinzeit handelt. Auf dem etwa drei Fußballfelder großen Areal lagen zudem drei Grabhügel. Einer davon soll einst als Sonnenkalender gedient haben – ähnlich, wie es die Steinblöcke seines großen britischen Bruders taten. „Was für eine spektakuläre archäologische Entdeckung“, schrieb die Stadt am Mittwoch auf ihrer Facebook-Seite. Es sei das erste Mal, dass Archäologen eine solche Stätte in den Niederlanden entdeckten.
Friedhof als Sonnenkalender
Der größte der drei Grabhügel hatte einen Durchmesser von etwa 20 Metern und enthielt die sterblichen Überreste von 60 Männern, Frauen und Kindern. Umgeben war der Hügel von einem Graben mit mehreren markanten Durchgängen. Durch diese schien am längsten Tag des Jahres (21. Juni, Sommersonnenwende) und dem kürzesten Tag des Jahres (21. Dezember, Wintersonnenwende) die Sonne, sodass der Hügel selbst als Sonnenkalender dienen konnte.
„Die Menschen nutzten diesen Kalender, um wichtige Momente wie Feste und Erntetage zu bestimmen“, interpretierten die Archäologen. Wie das niederländische Medium NOS berichtete, erinnere „das Heiligtum“ an das englische Kultmonument Stonehenge.
Stijn Arnoldussen, Professor an der Universität Groningen, hält die Bezeichnung „Heiligtum“ jedoch für unglücklich. „Er vermittelt den Eindruck, dass es dort einen Tempel gab. Das war aber nicht der Fall, es war ein ritueller Grabhügel“, so der Archäologe.
Dennoch sei der Sonnenkalender für Arnoldussen eine interessante Entdeckung: „Es ist bekannt, dass sich die Bauern schon in der Steinzeit mit dem Stand der Sonne beschäftigten. Doch eine so vollständige, zusammenhängende Landschaft, wie sie jetzt entdeckt wurde, sieht man nicht oft.“
Heiliger Ort mit wertvollen Artefakten
Ebenfalls eine Besonderheit ist der Fund einer Glasperle in einem der Gräber. Untersuchungen des Materials haben ergeben, dass die Glasperle aus Mesopotamien stammt, ein Gebiet zwischen den Flüssen Tigris und Euphrat im heutigen Irak und Syrien. „Diese Perle hat vor vier Jahrtausenden eine Strecke von rund 5.000 Kilometern zurückgelegt“, sagte Forschungsleiter Cristian van der Linde. Für die damalige Zeit ein weiter und schwieriger Weg, weshalb die Perle einen hohen Wert gehabt haben muss.
„Glas wurde hier [im jungsteinzeitlichen Europa] nicht hergestellt“, so Arnoldussen. „Die Perle muss für die Menschen ein spektakulärer Gegenstand gewesen sein, weil es sich um ein unbekanntes Material handelte.“ Sie sei wahrscheinlich jedoch nicht direkt von Mesopotamien zu der Grabstätte gelangt – „damals wurden Dinge bereits getauscht“.
Insgesamt scheinen die Hügel etwa 800 Jahre lang als Friedhof genutzt worden zu sein, sie erbrachten den Archäologen mehr als eine Million Artefakte.
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