Nach Begräbnis der Queen: Frühere Kolonialstaaten fordern Rückgabe von Kronjuwelen
Weit über das Vereinigte Königreich hinaus hat der Tod von Queen Elizabeth II. Anteilnahme und Trauer ausgelöst. Zur Begräbniszeremonie am Montag (19.9.) waren Monarchen und hochrangige Politiker aus aller Welt angereist. Obwohl die Funktion der englischen Königin eine rein repräsentative war, löste deren Tod in früheren Kolonien auch Debatten aus. Politiker und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens erinnerten an die blutige Kolonialgeschichte – und forderten Wiedergutmachung. Dafür sollen unter anderem die Kronjuwelen herhalten.
Wertvollste Stücke des „Cullinan“ auf dem Queen-Begräbnis zu sehen
Wie die „Berliner Zeitung“ berichtet, hat Südafrika nun die Rückgabe von Diamanten gefordert, die in der Kolonialzeit in den Besitz der britischen Krone gelangt waren. Vor allem der 3.106 Karat schwere „Große Stern Afrikas“ soll demnach an seinen Ursprung zurückkehren. Bei dem Stein handelt es sich um den größten jemals gefundenen Edelstein der Geschichte.
Die 1900 von Großbritannien annektierte Transvaal-Republik schenkte den 1905 in einer Mine im Transvaal entdeckten Stein König Edward VII., dem Urgroßvater der Queen. In Amsterdam wurde er in neun Teile geschnitten. Der nach dem Minenbesitzer als „Cullinan I“ benannte Teil des Steins befand sich 70 Jahre lang im Krönungszepter der Queen und ist 400 Millionen US-Dollar wert.
Ein weiterer Teil des Diamanten, der „Cullinan II“, ist Teil der Hauptkrone der britischen Monarchie. Die „Imperial State Crown“ war während der Trauerzeremonie am Grab der Königin zu sehen.
Rechtmäßigkeit der Schenkung durch Transvaal-Staat angezweifelt
Politiker und Forscher aus Südafrika fordern nun die Rückgabe des Juwels. Sie bestreiten die Legalität der Schenkung, da es sich bei dem Transvaal-Staat nicht um ein souveränes Land gehandelt habe. Vielmehr sei auf diese Weise lediglich ein Diebstahl legitimiert worden.
Everisto Benyera, Politikprofessor an der Universität von Südafrika, spricht von „Blutdiamanten“. Schützenhilfe bekommen die Aktivisten auch vom britischen Historiker Andrew Roberts. Dieser erklärte im US-Sender MSNBC, die Königin habe eine „Institution mit langer Geschichte von Brutalismus, Gewalt, Diebstahl und Sklaverei“ verkörpert.
Der „Große Stern Afrikas“ ist nicht der einzige Diamant der britischen Kronjuwelen, der in früheren Kolonien Rückgabeforderungen auslöst. Wie die in Abu Dhabi erscheinenden „National News“ berichten, werden in Indien Forderungen nach Rückgabe des Koh-i-Noor („Berg des Lichts“) laut.
Koh-i-Noor soll männlichen Besitzern Unglück bringen
Der 105,6 Karat schwere ovale Diamant soll 591 Millionen US-Dollar wert sein. Er wurde erstmals mutmaßlich zwischen dem 12. und 14. Jahrhundert in den Kollur-Minen gefunden. Diese befinden sich im heutigen indischen Bundesstaat Andhra Pradesh. Der Diamant ist in das Malteserkreuz eingelassen, das sich auf der Vorderseite der für die britische Königinmutter angefertigten Krone befindet.
Allerdings war der Stein durch mehrere unterschiedliche Dynastien gewandert, bevor er im britischen Kolonialreich landete. Deshalb erheben neben Indien auch Pakistan, Afghanistan und der Iran Ansprüche auf das Juwel, das sich derzeit im Tower of London befindet.
Großbritannien hat die Ansprüche stets zurückgewiesen und behauptet, rechtmäßiger Eigentümer des Edelsteins zu sein. Diese Ansicht vertrat auch der Oberste Gerichtshof Indiens, der entschied, dass der Diamant nicht geplündert oder gestohlen, sondern von den Kolonialherren durch einen legalen Vertrag erworben worden sei.
Eine auf LinkedIn gestartete Petition eines indischen Aktivisten, in der die Rückgabe gefordert wird, stößt bislang auf wenig Interesse. Nur etwas mehr als 7.000 Personen haben bis Dienstagabend (20.9.) unterschrieben. Initiator Venkatesh Shukla peilt die Zahl von 1 Million Unterstützer an.
Möglicherweise hat das geringe Interesse an der Kampagne auch mit der Legende zu tun, wonach der Stein dazu neige, seinen männlichen Besitzern Unglück zu bringen. Für König Charles III., der Elizabeth II. auf dem Thron folgte, wäre dies wohl keine erfreuliche Nachricht.
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