Irrtum PISA-Ergebnisse: Finnland’s Sieg basierte auf Strenge

Seit der ersten PISA-Studie 2009 gilt Finnland als das Beispiel für gutes Schulwesen. Es zeigt sich jetzt, dass Deutschland einem Irrtum aufgesessen war. Denn die Ursachen für die guten PISA-Noten Finnlands lagen nicht in Gruppenarbeit und Kuschelpädagogik, sondern in Autorität und Druck.
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Finnland war vor Einführung eines neuen Bildungssystem Spitze im internationalen Maßstab - das beruhte auf Strenge und Frontalunterricht. Mit dem moderen Bildungssystem verloren sie ein ganzes Jahr.Foto: Sean Gallup/Getty Images
Epoch Times15. Juli 2015

Bildung schaut ab: auch das Bildungswesen orientiert sich an den Besten im internationalen Maßstab. Zum Vergleich dienen die Ergebnisse der PISA-Studien, die weltweit Schülerleistungen erfasst und und vergleicht. Initiator des Programms ist die OECD. 

Abgefragt werden 15-Jährige in Naturwissenschaft, Lesen und Mathematik (Beispielaufgaben)

PISA stellt das Leistungsniveau der Jugendlichen fest, vergleicht sie international und zeigt Entwicklungen im Bildungssystem auf. Im April und Mai 2015 wurden an ca. 260 Schulen Deutschlands erneut Schüler getestet. Abgefragt wurden Naturwissenschaften, Lesekompetenz, Mathematik und es gab Aufgaben zum Problemlösen im Team. Alle Aufgaben wurden am Computer bearbeitet, die Ergebnisse aus PISA 2015 werden am 6. Dezember 2016 veröffentlicht.

Seit 2009 war Finnland eines der Länder an der Spitze – jedoch im Vergleich mit 2012 verloren sie ein ganzen Schuljahr

"Vergleicht man die Pisa-Ergebnisse Finnlands der Jahre 2003 und 2012 dann sieht man, dass das Land 25 Punkte eingebüßt hat. Das entspricht dem Lernerfolg eines ganzen Schuljahrs". Fasst die nationale PISA-Koordinatorin Deutschlands, Christine Sälzer, von der TU München zusammen. 

Was sind die Gründe? So, wie früher die Bildungsforscher nach Finnland pilgerten, um den Erfolgsfaktor zu finden, stochern sie nun darin, um herauszufinden, wieso die Ergebnisse so stark gefallen sind.

Autorität des Lehrers und Frontalunterricht führen zu guten Ergebnissen

Gabriel Heller Sahlgren (London School of Economics) hat den Untergang der finnischen Bildung untersucht. Die Erkenntnisse wurden im April veröffentlicht.

Es zeigt, dass das Schulsystems Finnland und sein Erfolg auf den gleichen Bedingungen beruht wie das gute Abschneiden der asiatischen Staaten bei PISA: starke autoritäre Stellung des Lehrers und Frontalunterricht als maßgebliches Prinzip.

"Historisch waren finnische Schulen vergleichsweise hierarchisch aufgebaute Institutionen, die eine Kultur des Gehorsams und der Autorität reflektierten, die in der finnischen Gesellschaft viel länger maßgeblich war als in anderen nordeuropäischen Ländern", schreibt Sahlgren.

Heute erscheint es so, als ob das Bildungssystem auf den Schüler fokussiert ist und der Lehrer nur Lern-Koordinator ist. Doch so war es nicht, als Finnland PISA-Erfolge feierte.

Sehr viele Schüler beschreiben die Lehrer als unnahbar und wenig empathisch – noch bis weit in die 90er Jahre hinein. Und nur die besten Absolventen durften Lehrer werden. 2007 berichtete ein Report von Unicef, dass in keinem anderen Land die Kinder weniger gern zur Schule gehen. Die Schüler nahmen Schule und Lehrer als Autorität und dominierend war.

„Spaß haben“ und „hohe Leistungen bringen“ widersprechen sich

Das alte, staatlich organisierte und zentralisierte Schulsystem wurde nach 1991 mehr oder weniger abgeschafft – doch zu der Zeit übertrafen finnische 14-Jährige Gleichaltrige in allen Ländern in ihrer Lese-Kompetenz.

Nach den Reformen in Finnland, die zu offeneren Bildungsmethoden führten, fielen sie 2012 zurück. Offenbar waren die Reformen, die durchgesetzt wurden, nur teilweise zum Vorteil für die Schüler. Die Schüler fühlten sich zwar besser, aber ihre Leistung sank.

"Wir sprechen in der Bildungsforschung davon, dass es mindestens 10 bis 15 Jahre dauert, bis Veränderungen sichtbar werden", sagt Sälzer von der TU München. Das ist genau die Zeitspanne, in der die PISA-Ergebnisse absanken.

Die damaligen Erfolge beruhen auf dem alten, autoritären System, ebenso wie der Erfolg der asiatischen Staaten: Frontalunterricht, Druck und Autorität. Jedoch kopierten Bildungsforscher aus vielen Ländern das neue, weniger effektive Schulsystem Finnlands. (ks)



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