St. Patrick – Der Sklave, der ein Heiliger wurde

Am 17. März wird überall in der Welt, wo es Iren gibt, der Nationalfeiertag St. Patrick‘s Day gefeiert und das auf eine ganz charakteristische Art. Wer war St. Patrick?
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Wenn St. Patrick's Day heute in Irland gefeiert wird, sind seine historischen Wurzeln aus dem 5. Jahrhundert kaum noch zu erkennen. (Foto: FRAN CAFFREY/AFP/Getty Images)
Von 17. März 2007

Die meisten Iren sind katholische Christen und der katholische Glauben beinhaltet eine Vielzahl an Heiligen. St. Patrick ist solch ein Heiliger der christlichen Abendlandkultur und die Iren haben ihn zu ihrem Nationalheiligen gemacht. Am 17. März wird überall in der Welt, wo es Iren gibt, der Nationalfeiertag St. Patrick‘s Day gefeiert und das auf eine ganz charakteristische Art. So wie es in Deutschland und in vielen anderen Ländern den 6. Dezember als Nikolaustag und am 14. Februar den Valentinstag gibt, benannt nach dem Heiligen Nikolaus und Sankt Valentin, so gibt es in der Reihe christlicher Heiliger auch einen irischen Heiligen, zumindest für die Iren.

Wahrscheinlich ist St. Patrick aber weder ein gebürtiger Ire noch der erste christliche Missionar, den Irland erlebt hat. Und obwohl er der Schutzpatron der Verstoßenen ist und einer der drei Schutzheiligen von Irland, wurde Patrick nie formell von einem Papst heilig gesprochen. Das hält die Iren aber nicht davon ab, „ihren“ Heiligen ausgiebig zu feiern. Viele Mythen und Legenden ranken sich um diesen Geistlichen, der Irland den christlichen Glauben gebracht haben soll, während über den historischen Patrick leider nur wenig bekannt ist.

In der Sklaverei vom Heiden zum Christen konvertiert

Geboren wurde Patrick vermutlich im Jahre 385 als „Maewyn Succat“ in Wales, irgendwo an der Westküste von Großbritannien, als Sohn reicher heidnischer Eltern. Seine Eltern hatten die römische Staatsbürgerschaft und dadurch erklärt sich auch sein lateinischer Name Patricius oder Patrizio. Seine sorglose Kindheit nahm ein unerwartetes Ende, als er im jugendlichen Alter von irischen Sklavenjägern nach Irland entführt wurde.

Sechs lange Jahre musste er als Sklave einem heidnischen König als Schafhirte dienen, bevor sich ihm schließlich die Möglichkeit zur Flucht bot. Damals war Irland noch das Land der Druiden und Heiden. Diese Zeit der Versklavung hat den jungen Menschen fernab der Heimat nicht nur mit den irischen Gebräuchen und rauer Natur bekannt gemacht, sondern ihn vor allem auch zum christlichen Glauben konvertieren lassen.

Er beschrieb es so: „Die Liebe Gottes und die Ehrfurcht vor ihm wuchsen in mir mehr und mehr, ebenso der Glaube, und meine Seele erwachte, so dass ich an einem einzigen Tag an die hundert Gebete aufsagte, und in der Nacht beinahe ebenso viele. Ich betete sogar vor der Morgendämmerung in den Wäldern und auf dem Berg. Ich fühlte, wie mir weder Schnee noch Eis noch Regen etwas anhaben konnten…In diesem fremden Land (Irland) öffnete mir der Herr meine ungläubigen Augen.“

Auf der Wanderschaft durch Europa

Als er dann im Alter von etwa 20 Jahren eine Stimme hörte, die ihn zur Flucht inspirierte, fand er das ihm verhießene Boot und konnte nach Großbritannien zurückkehren. Damit begann eine Zeit der Reisen und Wanderungen, die ihn durch England bis hinüber nach Gallien brachten, in deren Verlauf er sich Kultur und Bildung in verschiedenen Klöstern aneignen konnte und zum Priester ausgebildet wurde.

Wenn man in das 5. Jahrhundert, in dem St. Patrick gelebt hat, und an alle die Plätze zurück geht, an denen er seine Spuren hinterlassen haben soll, dann trifft man auf viele Stätten, die in der Geschichte von Irland, Großbritannien und Frankreich von Bedeutung waren.

Nie hatte er den Gedanken aufgegeben, noch einmal nach Irland zurück zu kehren. Als sich in späten Jahren dann die Gelegenheit ergab, und er zum Bischof geweiht wurde, siedelte er schließlich im Jahre 433 mit einer kleinen Gruppe Christen nach Irland über, und begann eine intensive missionarische Tätigkeit in Irland.

Im ganzen Land wurden christliche Gedenkstätten errichtet, aus denen sich später Klöster, Kirchen und Schulen entwickelten. 30 Jahre dauerte sein Wirken bis zu seinem Todestag am 17. März 461. Unter ihm wurde Irland christianisiert und der Grundstein für die spätere kulturelle Entwicklung gelegt.

Er bekehrte die Menschen Stamm für Stamm und entwickelte ein eigenes keltisch geprägtes Kirchenwesen und änderte traditionelle Gesetze, um sie mit christlichen Praktiken zu verbinden. Er führte das römische Alphabet ein und versuchte auf Sklavenhändler und die Armenbesteuerung mäßigend einzuwirken.

Legenden und Mythen

Der St. Patrick’s Day wird weltweit nicht nur von Iren, irischen Emigranten, sondern zunehmend auch von Nicht-Iren gefeiert. In Dublin und anderen irischen Städten, wie auch in Übersee, überall dort, wo irische Kultur besteht, machen große Paraden und vielfältige Aktivitäten den St. Patrick’s Day zu einem bunten Volksfest. Die Farbe grün spielt hierbei eine zentrale Bedeutung, genauso wie das dreiblättrige Kleeblatt.

Die Legende besagt, dass Patrick das Kleeblatt benutzte um den heidnischen Iren die Dreifaltigkeit näher zu bringen. Damit machte er es zum Symbol für die ganze Nation. Genauso wird er auch fast immer mit Schlangen zu seinen Füßen dargestellt, weil er angeblich alle Schlangen von Irland vertrieben hat. Ob es sich dabei tatsächlich um Schlangen, um ein Sinnbild für die Bekehrung der Heiden oder um die mythologische Vertreibung des Bösen handelte, bleibt allerdings offen.

Seine missionarische Tätigkeit führte ihn an zahlreiche historische Orte. Er soll zum Beispiel auf dem Hill of Slane im Jahr 433 ein großes Osterfeuer angezündet haben, um das Christentum zu verkünden. Direkt in Sichtweite eines irischen Hochkönigs, der mit seinen Druiden auf dem Hill of Tara saß.

Der Hill of Tara ist noch heute Irlands Allerheiligstes und das Zentrum von Geschichte, Legende und Folklore. Bis ins sechste Jahrhundert war er der sagenumwobene Sitz der Stammesfürsten und das Zentrum der keltischen Druiden. An diesem Ort konnte St. Patrick die ersten Iren zum christlichen Glauben bekehren.

Er wußte, dass die Missionierung nur unter dem Schutz des Herrschers erfolgreich sein konnte. Patrick predigte das Evangelium in ganz Irland und zahlreiche Könige traten zum Christentum über, was den allmählichen Niedergang des keltischen Druidentums mit sich brachte.

Europa beim Übergang ins Mittelalter

Die Zeit, in der Patrick lebte, war die Spätantike, der letzte Abschnitt des Altertum vor dem Übergang ins Mittelalter. Sie ist durch ein Nebeneinander von antiken Traditionen und christlich-germanischen Einflüssen gekennzeichnet. Geprägt vom Zerfall des römischen Reichs im Westen, des Einfalls der Langobarden in Italien, war es eine Übergangsphase hin zu einer mittelalterlichen Kultur. Eine Zeit, in der sich das Christentum in Europa immer mehr auszubreiten begann. So erfolgte auch in Gallien der Übertritt der Franken zum Christentum unter Chlodwig und seinen Nachfolgern.

Über St. Patrick wird gesagt, er sei ungewöhnlich demütig und fromm gewesen; ein Gentleman, einer, der nichts fürchtete, nicht einmal den Tod. Sein Vertrauen und sein Glaube an seinen Gott und an die Wichtigkeit seiner Mission waren unerschütterlich. St. Patricks Weg lässt sich vielleicht so zusammenfassen: „Wenn die Religion dem Ende entgegengeht und einer Form und Organisation gleich geworden ist, um den inneren Weg zu nehmen, um die Stimme Gottes zu entdecken, um seine Botschaft in allem um uns herum zu finden, möge dies als der ketzerische Weg betrachtet werden. Es ist nicht der Weg der Schöpfung. Es schwimmt gegen den Strom.“



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