„Tot ohne tot zu sein“: Neue These zum Ableben von Alexander dem Großen

Seine Person ist Gegenstand vieler Mythen, moderner Geschichten und Filme. Als Sohn von Philipp II. übernahm er das Erbe seines Vaters und baute das Makedonische Reich zu einer antiken Macht aus. Vor mehr als 2.300 Jahren verstarb Alexander der Große mit nur 32 Jahren auf mysteriöser Weise. Sein plötzlicher Tod könnte dank Forschern der Universität von Otago (Neuseeland) endlich geklärt sein.
Titelbild
Eine Reiterstatue von Alexander dem Großen in Rom.Foto: iStock
Epoch Times24. Januar 2019

Doktor Katherine Hall, eine Dozentin an der Dunedin School of Medicine and practising clinician, ist der Überzeugung, dass Alexander der Große nicht an einer Infektion oder an einem übermäßigen Alkoholkonsum starb. Auch schließt sie aus, dass der König von Makedonien ermordet wurde.

Stattdessen, so argumentiert sie, starb Alexander an einer neurologischen Erkrankung namens Guillain-Barré Syndrome (GBS). Diese tritt oft als Folge von Infekten auf und beginnt mit starken Schmerzen in Rücken und Gliedern, bis hin zu einer Lähmung. In schwerwiegenden Fällen kann es dabei zu Ausfällen von Hirnnerven, Atemmuskulatur oder Herzstillstand kommen.

Bisherige Theorien waren wenig zufriedenstellend

In einem kürzlich veröffentlichten Artikel, sagte Hall, dass die vorherigen Theorien über Alexanders Tod im Jahre 323 v. Chr. nicht zufriedenstellend sei, da sie nicht das gesamte Ereignis erläutern.

„Insbesondere hat keine dieser Theorien eine umfassende und plausible Antwort auf die in einer Quelle beschriebenen Symptome geliefert: Der Körper von Alexander soll sechs Tage nach seinem Tod keine Anzeichen von Zersetzung gezeigt haben“, erklärte Dr. Hall. „Dies war für die antiken Griechen der Beweis, dass Alexander ein Gott war.“

In den Quellen heißt es weiterhin, dass der 32-Jährige an Fieber, Bauchschmerzen und einer stetig aufsteigenden Lähmung litt. Bis zu seinem Tod soll er bei klarem Verstand gewesen sein.

Die Ärztin glaubt weiterhin, dass das Guillain-Barré Syndrome durch eine Campylobacter-pylori-Infektion ausgelöst wurde. Diese Infektion sei in dieser Zeit häufig aufgetreten und ist die häufigste Ursache für GBS.

„Tot“ ohne wirklich tot zu sein

Die meisten Argumente um Alexanders Todesursache konzentrieren sich vor allem auf sein Fieber und seine Bauchschmerzen. Dr. Hall sagt jedoch, dass die Beschreibung seines gesunden Verstandes kaum Aufmerksamkeit erfuhr.

Sie glaubt, dass er sich eine aggressive Variante von GBS zugezogen hat, die zwar zu einer Lähmung führte, aber nicht zu Verwirrungen oder Bewusstlosigkeit.

Sein Ableben wurde noch komplizierter durch die Schwierigkeiten bei der Diagnose des Todes in der Antike. Damals galt ein Mensch als tot, wenn er keine Atmung mehr hatte. Heute stützt man sich dagegen auf das Vorhandensein des Pulses.

Diese Schwierigkeit, zusammen mit der Art der Lähmung seines Körpers und dem gesunkenen Sauerstoffbedarf, hätte die Sichtbarkeit seiner Atmung beeinträchtigt. Eine geringe Körpertemperatur und die Fixierung und Erweiterung seiner Pupillen deuten ebenfalls darauf hin, dass die Erhaltung seines Körpers nicht wie durch ein Wunder erfolgte, sondern weil er noch nicht tot war.

Anregung für Forschung und Lehre

„Ich wollte neue Debatten und Diskussionen anregen und möglicherweise die Geschichtsbücher neu schreiben, indem ich argumentierte, dass Alexanders wahrer Tod sechs Tage später eintrat als bisher angenommen. Sein Ableben könnte der berühmteste Fall von Scheintod oder einer falschen Todesdiagnose sein, der jemals aufgezeichnet wurde“, sagt sie.

Dr. Hall glaubt, dass die Menschen immer noch an Alexander interessiert sind, weil er eine psychologisch komplexe und komplizierte Person war, die als Kriegsheld angesehen wurde. „Die Menschen haben den Wunsch, Alexanders Leben so umfassend wie möglich zu verstehen.“

Das Geheimnis um Alexanders Todesursache zieht nach wie vor das öffentliche und schulische Interesse auf sich. „Die GBS-Diagnose erklärt so viele unterschiedliche Elemente und macht die Theorie zu einem zusammenhängenden Ganzen“, so Dr. Hall.

Das Reich von Alexander dem Großen. Foto: iStock



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