Der Blick gegen den Himmel

Von Himmelsguckern und glücklichen Sternstunden
Titelbild
Blick auf die totale Sonnenfinsternis am 22. Juli 2009 von Varanasi aus, der heiligen Stadt am Ganges in Indien. (AP Photo/Saurabh Das)
Epoch Times29. Juli 2009

Sonnenfinsternisse gehören zu den Sternstunden der Menschheit. Die Verbundenheit des Menschen mit den Himmelsgeschehnissen zählt zu den Urerfahrungen, die sich in jeder Kultur auf ihre spezifische Weise widerspiegeln. Während zu früheren Zeiten Astronomie und Naturreligion als eins ge- und erlebt wurden, so wandelte sich das Selbstbildnis des Menschen und der Götterglaube über die Jahrtausende hinweg.

Millionen Menschen haben in Asien am vergangenen Mittwoch, den 22. Juli, eine totale Sonnenfinsternis bestaunt. Für maximal sechs Minuten und 39 Sekunden schob sich der Mond so zwischen Erde und Sonne, dass es auf der Erde – am helligen Tage – dunkle Nacht wurde.

„Der Himmel wurde dunkel wie mitten in der Nacht“, schilderte ein Beamter der ostjapanischen Insel Akuseki, Seiichiro Fukumitsu, das Ereignis. „Die Luft wurde merklich kühler, und die Grillen hörten auf zu zirpen. Es war alles sehr geheimnisvoll und aufregend. Aber vor hunderten Jahren muss das für die Menschen wohl sehr beängstigend gewesen sein.“ In einem landwirtschaftlichen Betrieb der Insel gingen die Kühe zu ihren Futtertrögen – weil sie offensichtlich glaubten, dass der Abend hereingebrochen sei.

Zu sehen war die jüngste Eklipse zunächst im Westen Indiens und dann auch in Nepal, Bhutan, Bangladesch, Burma sowie in Teilen Chinas und Japans. Das Ereignis gilt als die längste Sonnenfinsternis des Jahrhunderts. Astronomen rechnen mit einer noch längeren totalen Finsternis erst im Jahr 2132.

In Märchen, Sagen und Schöpfungsmythen sind die Gestirne oftmals von zentraler Bedeutung. Unseren Kindern singen wir das Schlaflied „La-le-lu, nur der Mann im Mond schaut zu …“ vor; eine der bekanntesten Legenden Chinas erzählt von der Mondfrau, die durch den Trank eines Unsterblichkeitselixiers dem Leid und Trübsal des Erdenlebens entflüchtet. Die Sonne spielt im Hinduismus eine große Rolle, denn sie spendet das Licht und wird als die Quelle alles Guten verehrt. Der Legende nach versucht während einer Finsternis der Dämon „Rahu“ die Sonne zu erobern. Ein solches Naturschauspiel könne nach alter Überlieferung Unheil mit sich bringen, weshalb sich viele Menschen dann in ihren Häusern verstecken. Ein anderer Mythos besagt, dass die noch sichtbaren Strahlen der Sonnenkorona ungeborenen Kindern schaden können.

Die Prophezeihungen der Mayas richteten sich anhand des Sonnenkalenders aus. Der Sterndeuter, sowohl im Orient als auch im europäischen Raum, war stets mit den Mächtigen vertraut; man glaubte, dass von den Sternen eine Wirkung auf das irdische Geschehen ausgehe. Die Kelten stellten die Sonne in den Mittelpunkt ihrer naturverbundenen Lebensweise. Doch auch das Wissen um den Einfluss des Kosmos auf die Erde und der lebendigen Natur hat sich bis heute in Form der alten Bauernregeln überliefert oder auch in geisteswissenschaftlichen Strömungen seine Verbreitung gefunden.

Auch glück- und heilbringende Wirkung wird einer Finsternis zugeschrieben; es sei der besonders günstige Zeitpunkt für ein Bad und Gebet, um von Krankheiten befreit zu werden oder um Unheilvolles von sich abzuwenden. Pakistanische Eltern haben ihre gelähmten Kinder bis zum Hals in einem schlammigen Flussbett eingegraben. Eine junge Chinesin entzündet in jenem Moment ein Räucherstäbchen – mit der Hoffnung, dass ihr ein Studienplatz zuteil werde. Und für so manch einen Verliebten sollte es der richtige Tag gewesen sein, um einen Heiratsantrag zu machen.

Es stellte sich jedoch bei den meisten wohl weniger die Frage, ob das Spektakel Glück oder Unglück nach sich ziehe, als vielmehr ob der Augenblick der Beobachtung unter einem guten Stern stand. Zumindest zeigen es die Gesichter derjenigen, die gute Wetterbedingungen hatten. In manchen anderen Erdregionen Asiens hatte zum Zeitpunkt des Ereignisses ein erwartungsvoller Himmelsgucker, nach stundenlangem Aufbau seiner Fotoausrüstung, einfach nur dicke Regentropfen und eine graue Wolkenschicht vor der Linse. (cg/ap)

 



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