ESA will Europa mit Wettbewerb im All stärken – Erste „Euclid“-Bilder veröffentlicht

Damit Europa in der Raumfahrt nicht abfällt, will die ESA künftig auf mehr Wettbewerb setzen. Schon bis 2028 will sie so ein neues Frachtgefährt an die ISS bringen.
Ein computergeneriertes Bild des Weltraumteleskops «Euclid». Erste Bilder der europäischen Sonde gewähren einen detailreichen Einblick in den Weltraum.
Ein computergeneriertes Bild des Weltraumteleskops «Euclid». Erste Bilder der europäischen Sonde gewähren einen detailreichen Einblick in den Weltraum.Foto: --/ATG/ESA/dpa
Epoch Times7. November 2023

Mit mehr Wettbewerb will die europäische Raumfahrtagentur ESA Europa im All voranbringen. Auf dem zweitägigen Weltraumgipfel in Sevilla schoben die ESA-Minister zwei entsprechende Projekte an. Die Agentur will bis 2028 ein europäisches Raumfahrzeug entwickeln lassen, das Fracht zur Internationalen Raumstation ISS und zurück zur Erde bringen kann. Entstehen soll das Gefährt durch einen Wettbewerb zwischen europäischen Unternehmen.

ESA-Chef Josef Aschbacher sprach am Dienstag von einem Paradigmenwechsel. Auch für neue Trägerraketen will die ESA einen Wettbewerb ausrufen. „Wir haben beschlossen, die Art, wie die nächste Trägerrakete definiert wird, vollständig zu ändern“, sagte Aschbacher. Die Industrie werde Vorschläge machen, die ESA werde Kunde sein.

Unterstützung für den Kurs gab es von EU-Industriekommissar Thierry Breton. „Weltraumaktivitäten zu kommerzialisieren, ist eine Priorität“, sagte Breton. Der Sektor sei zunehmend umkämpft, vor allem durch nicht-europäische Akteure. „Wir müssen unseren Ansatz hin zu einer neuen Risikokultur ändern.“ Aschbacher unterstrich auf dem Gipfel, man müsse die Art ändern, wie Raketen beschafft würden, und wolle künftig dynamischer und schneller mit der Industrie interagieren.

ESA zeigt gestochen scharfe „Euclid“-Aufnahmen

Zum Ende des Weltraumgipfels präsentierte die ESA zudem die ersten fünf Bilder ihrer neuen Mission „Euclid“ zur Erforschung Dunkler Materie und Dunkler Energie. „Noch nie zuvor konnte ein Teleskop solche gestochen scharfen astronomischen Bilder über so einen großen Teil des Himmels aufnehmen und so weit in das ferne Universum blicken“, teilte die europäische Raumfahrtagentur ESA am Dienstag mit.

Im europäischen Raumflugkontrollzentrum in Darmstadt und auf dem Weltraumgipfel in Sevilla zeigte sie erste Bilder der Sonde. Sie soll Daten zu Milliarden Galaxien sammeln, unter anderem für die Erforschung der Dunklen Materie und der Dunklen Energie.

Auf den Bildern ist etwa der Perseushaufen im Sternbild Perseus zu sehen. Das Bild ist laut ESA eine „Revolution für die Astronomie“. Es zeigt 1.000 Galaxien des Haufens und mehr als 100.000 weiter entfernte Galaxien im Hintergrund. Viele dieser blassen Galaxien seien zuvor nicht zu sehen gewesen. Auch ein Bild des berühmten Pferdekopfnebels hat „Euclid“ aufgenommen.

„Wir haben noch nie solche astronomischen Bilder gesehen, mit so vielen Details“, zitierte die ESA den „Euclid“-Wissenschaftler René Laureijs. „Sie sind noch schöner und schärfer als wir hätten hoffen können und zeigen uns viele zuvor nicht sichtbare Elemente in gut bekannten Bereichen des nahen Universums.“

Teleskop mit zwei Kameras

Die Sonde „Euclid“ war Anfang Juli in den Weltraum gestartet. Herzstück ist ein hochauflösendes Teleskop, das mit zwei Kameras ausgestattet ist – eine für den sichtbaren Wellenlängenbereich und eine für den Nah-Infrarotbereich. Sie sollen die Bewegungen und Formen von Galaxien abbilden beziehungsweise dabei helfen, auf die Entfernung von Galaxien zu schließen.

Die ESA will so einen Blick in die Vergangenheit des Universums werfen und dessen Entwicklung innerhalb der letzten zehn Milliarden Jahre erforschen. Insgesamt sollen Daten zu Milliarden Galaxien gesammelt werden und eine 3D-Karte des Alls mit der Zeit als Komponente entstehen.

„Diese exquisiten „Euclid“-Bilder zeigen, dass die Mission bereit ist zu helfen, Antworten auf eines der größten Mysterien der modernen Physik zu geben“, sagte die Wissenschaftsdirektorin der ESA, Carole Mundell.

Dunkle Materie und Dunkle Energie bilden zusammen einen extrem großen Anteil am Universum. Alle anderen bekannten Bestandteile wie die Galaxien machen lediglich etwa fünf Prozent aus. Bisher wissen Forscherinnen und Forscher aber nur wenig über die beiden Größen. „Euclid“ soll der Esa zufolge die Form, Position und Bewegung der Galaxien detailliert aufzeichnen. Dies könne Aufschluss darüber geben, wie die Materie im Weltall über riesige Entfernungen verteilt ist und wie sich die Ausdehnung des Universums im Laufe der kosmischen Geschichte entwickelt hat. Daraus wiederum hoffen die Astronomen, auf Eigenschaften der Dunklen Energie und der Dunklen Materie schließen zu können. (dpa/dl)



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