USA: Zehn Fakten zum Hurrikan Florence
Wie stark ist Florence?
Matthias Habel: „Hurrikan Florence wird als sehr starker Hurrikan der Kategorie 4 mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 250 km/h voraussichtlich am Freitag das amerikanische Festland im Bereich der Bundesstaaten North und South Carolina treffen. Eine Verstärkung auf Kategorie 5 ist nicht auszuschließen. Aktuell befindet sich Florence südwestlich der Bermudas und verlagert sich sehr langsam mit etwa 25 km pro Stunde in Richtung des amerikanischen Kontinents.“
Verlagert sich ein Hurrikan tatsächlich mit „rasender Geschwindigkeit?“
Matthias Habel: „Nein! Das Gegenteil ist der Fall. Hurrikane sind gerade auch deshalb so gefährlich, weil sie sich nur sehr langsam verlagern. Aufgrund ihres geringen Verlagerungstempos haben sie sehr viel Zeit, ihre volle Stärke aufzubauen. Gleichzeitig werden sie dadurch auch so gefährlich, weil sie Orte in ihrer Zugbahn sehr lange mit hohen Windgeschwindigkeiten und enormen Regenmengen heimsuchen. Man muss also unbedingt zwischen der extrem langsamen Verlagerung und den extrem hohen Windgeschwindigkeiten im Hurrikan selbst unterscheiden.“
Wann und wo ist Florence entstanden?
Matthias Habel: „Amerikanische Meteorologen beobachten die Entwicklung von Florence bereits seit dem 28. August, als über Westafrika eine Zone besonders hoher Gewitteraktivität entdeckt wurde. Aus dieser bildete sich vor der Küste Senegals ein Tiefdruckgebiet. Es zog weiter nach Westen und verstärkte sich bei den Kapverdischen Inseln zu einem Tropischen Sturm und führte dort zu Erdrutschen und Überflutungen. Der Sturm erhielt am 1. September den Namen Florence, intensivierte sich weiter und wurde erstmals am 4. September etwa 2000 km westlich der Kapverden als Hurrikan klassifiziert.“
Wie hat sich Florence danach entwickelt?
Matthias Habel: „Bereits einen Tag später wurde Florence nach einer rapiden Intensivierung als Hurrikan der Kategorie 4 eingestuft. Nachdem sich der Sturm zwischenzeitlich abschwächte, erreichte er am 10. September erneut Kategorie 4 mit mittleren Windgeschwindigkeiten von bis zu 215 km/h. In Böen wütet der Hurrikan derzeit mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 270 km/h.“
Warum ist Florence so gefährlich?
Matthias Habel: „Neben extremen Windgeschwindigkeiten wird das Festland besonders durch heftige und lang andauernde Regenfälle bedroht. Regenmengen von über 1000 Liter pro Quadratmeter sind nicht ausgeschlossen – dies entspricht in etwa der doppelten Regenmenge, die in Berlin innerhalb eines ganzen Jahres fällt. Neben Sturm und Regen wird die Küstenregion auch durch eine schwere Sturmflut bedroht, da Florence einen mehrere Meter hohen „Wasserberg“ vor sich herschiebt und zusätzlich mehr als 10 Meter hohe Wellen die Küste treffen werden.“
Wie kommen Hurrikane zu ihren Namen?
Matthias Habel: „Die World Meteorological Organization legt die Namen fest. Es gibt sechs Listen mit je 21 Namen. Pro Jahr kommt eine Liste zum Einsatz, sodass sich die Benennung der Stürme nach sechs Jahren wiederholt. Verursacht ein Hurrikan besonders schwere Schäden, so wird dessen Name aus der Liste gestrichen und durch einen neuen ersetzt. Gibt es in einem Jahr mehr als 21 Stürme, so werden alle folgenden nach dem griechischen Alphabet mit Alpha, Beta, Gamma usw. benannt.“
Wie entsteht ein Hurrikan?
Matthias Habel: „Hurrikane entstehen über tropischen Meeren bei Wassertemperaturen von mindestens 26,5 Grad. Das Wasser verdunstet und kondensiert zu riesigen Gewitterwolken. Dabei werden große Mengen an Energie freigesetzt. Die Luft kann sich dadurch weiter aufheizen und steigt noch weiter auf, es entsteht eine Zone tiefen Drucks über dem Meer. Um den Luftdruck auszugleichen, strömt bodennah weitere feuchte und somit energiereiche Luft in das Zentrum des Sturms, der sich daher immer weiter verstärken kann. Die Corioliskraft schließlich versetzt die zuströmenden Luftmassen in Rotation, so dass ein großflächiger Wirbel entsteht.“
Wann treten die meisten Hurrikane auf?
Matthias Habel: „97 Prozent aller tropischen Stürme über dem Nordatlantik treten von Juni bis November auf. Diese Monate umfassen somit die nordatlantische Hurrikan-Saison. Anfangs ist Sturm-Aktivität nur sehr schwach. Sie nimmt im August dann deutlich zu und erreicht ihren Höhepunkt Anfang bis Mitte September. Dann treten im Durchschnitt bis zu 4 tropische Stürme auf, von denen statistisch gesehen zwei die Stärke eines Hurrikans erreichen.“
Sind derzeit noch weitere Hurrikane unterwegs?
Matthias Habel: „Insgesamt sind derzeit weltweit sieben tropische Stürme unterwegs. Neben Florence wütet auf dem Atlantik derzeit noch Hurrikan Helene sowie der tropische Sturm Isaac. Über dem Pazifik sind zudem die tropischen Stürme Paul, Olivia und Barijat sowie Super-Taifun Mangkhut unterwegs. Er wird mit noch katastrophaleren Auswirkungen den Norden der Philippinen treffen.“
Treten Hurrikane durch den Klimawandel häufiger auf?
Matthias Habel: „Dieser Eindruck täuscht. Auf Jahre mit vielen Hurrikanen folgen andere mit wenigen. Statistisch überblicken wir auch nur einen sehr kurzen Zeitraum von etwa 50 Jahren, da es zuvor keinerlei Beobachtungen über die Sturm-Aktivität über den Ozeanen gab. Dieser Zeitraum ist viel zu kurz, um Aussagen über klimatische Entwicklungen treffen zu können.“
Hier noch ein Tipp: Wer die Zugbahn von Hurrikanen und Taifunen verfolgen möchte, kann dazu das WetterRadar von WetterOnline auf www.wetteronline.de sowie in der WetterOnline App nutzen.
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