Café-Kämpfe in Herne: Kurden gegen Türken – Polizist in Not zog Schusswaffe

In Herne sind zwei Cafés nur wenige hundert Meter voneinander entfernt, ein kurdisches und ein türkisches. Hier findet im Kleinen eine Art Krieg statt. Am Montag musste ein Polizist in Not gar seine Waffe ziehen und drohte, alle zu erschießen, wenn sie näher kämen.
Titelbild
Der Konflikt zwischen Türken und Kurden in Nordsyrien findet auch auf deutschen Straßen statt (Symbolbild).Foto: istockphoto/SimonLehmann
Epoch Times24. Oktober 2019

Ein Polizeibeamter musste am Montagabend, 21. Oktober, gegen 22.07 Uhr, die  Gäste des türkischen Cafés „Bizim Konak“ (Unsere Hütte) an der Viktor-Reuter-Straße sichtlich angespannt mit der Schusswaffe in Schach halten:

Keinen Schritt näher, sonst knalle ich euch alle ab.“

(Polizist)

Die Szene entstammte einer Straßenschlacht zwischen Kurden und Türken an diesem Abend, die teils auf einem Handyvideo und „Focus“ von einem Augenzeugen gezeigt wurde.

Kurden gegen Türken

Bereits vor mehr als einer Woche, am Montagabend, 14. Oktober, kam es in Herne zu gewalttätigen Ausschreitungen am Rande einer Kurden-Demo. Dabei wurde u. a. auch ein türkisches Café angegriffen und demoliert, Gäste wurden verletzt. Es war schon die zweite Eskalation auf der Route der Demo, nachdem es bereits an einem Kiosk Turbulenzen gegeben hatte, weil die Kurden sich durch ein Handzeichen provoziert gefühlt hatten.

Auch an diesem Montag, 21. Oktober, kam es zu Attacken auf das gleiche türkische Café, wenn freilich die offizielle Version der Polizei weniger dramatisch ausfiel, wie die Realität. Rund 60 Personen nahmen auf beiden Seiten jeweils daran teil. Ausgangspunkt war hier ein kurdisches Café, nur wenige Hundert Meter entfernt.

Den eingesetzten Beamten, die von Kräften der Bereitschaftspolizei unterstützt wurden, gelang es schnell, die verfeindeten Lager zu trennen. Dabei setzten die Polizisten Pfefferspray ein und sprachen Platzverweise aus.“

(Polizeibericht)

Die Polizei versuchte die Gruppen durch eine Kette zu trennen, doch 15 bis 20 Angreifer konnten die Polizei umgehen und begannen, das türkische Café zu stürmen, dessen Gäste sich mit Brettern bewaffneten, um sich zu verteidigen. Die Kämpfe endeten erst, als eine Einsatzhundertschaft eintraf. Dabei wurden Schreckschusspistolen, Messer und Baseballschläger sichergestellt.

Im türkischen Café

Das oben genannte Video ist nur eines von mehreren, die ein Gast des türkischen Cafés „Bizim Konak“ hier gesichert hat. Seinen Namen will er dem „Focus“ nicht nennen, aus Sicherheitsgründen. In dem Café hängt neben der türkischen auch die deutsche Fahne, beide nebeneinander.

Das Magazin hatte wegen der Schusswaffendrohung bei der Polizei nachgefragt. Der Fall wurde bestätigt: „Es stimmt, dass ein Beamter seine Waffe gezogen hat. Offenbar geschah dies aus Gründen der Eigensicherung. Es war eine höchst brenzlige Situation.“

Die Androhung, alle abzuknallen, war nicht bekannt. Der Mann im Café erinnert sich: „Es war eine unfassbare Situation, anstatt die kurdischen Angreifer in Schach zu halten, bedroht der Beamte uns.“

Auf einem anderen Video war ein kurdischer Angreifer zu sehen, der mit einem Messer auf einen Gast losging. Dieser schlug mit einem Holzbrett zurück. Dann kam die Polizei. Das Messer verschwand wieder …

Die Angreifer würden sich über WhatsApp mobilisieren. Echte Kurden seien es nicht, sondern „Terroristen“. Er habe zahlreiche kurdische Freunde, die würden sowas aber nicht machen. „Viele dieser Typen kamen auch gar nicht aus Herne“, meinte er. Ein Deutscher gesellt sich dazu, meint, dass die Situation höchst beängstigend sei, bedrohlich für die ganze Nachbarschaft.

„Focus“ fragt nach, weil Leute geschrieben hätten, dass das Lokal ein Ort der „Grauen Wölfe“ sei. Der Türke winkt ab: „Wir haben mit diesen Leuten nichts zu tun.“

Brennende Türkei-Fahnen und PKK-Symbolik

Wie „Focus“ berichtet, habe das Innenministerium in NRW seit der türkischen Offensive in Nordsyrien gegen die Kurden-Milizen der YPG am 7. Oktober bis zum 22. Oktober 155 Kundgebungen und Protestmärsche gezählt. Dabei habe es sich um „Versammlungen von bis zu 10.000 Demonstranten“ gehandelt, die mitunter in offener Gewalt gemündet hätten.

Der Landesverfassungsschutz in NRW spricht jedoch auch von Mobilisierungen auf türkischer Seite, durch die rechtsextremistischen „Grauen Wölfe“. Bisher sei das eher spontan abgelaufen, gegen kurdische Versammlungen und Aufzüge. Man provoziere mit dem „Wolfsgruß“-Handzeichen, auf das die Kurden hochemotional reagieren würden.

Die verfeindeten Gruppen tragen ihre Konflikte offen auf der Straße aus.“

(Landesamt für Verfassungsschutz NRW)

In Dortmund sollen türkische Fahnen öffentlich verbrannt worden sein. Die Demonstranten skandierten den Schlachtruf der auch in Deutschland verbotenen sozialistisch-militanten PKK, zeigten deren Fahnen und Symbole ungehindert. Vielerorts kam es zu Schlägereien. In Lüdenscheid wurde gar ein 50-jähriger Mann niedergestochen. Er überlebte schwer verletzt.

Bei einer angemeldeten Mahnwache auf dem Sternplatz wurde gegen 16:45 Uhr ein 50 – jähriger, türkischstämmiger Deutscher aus Lüdenscheid während der Veranstaltung durch eine Stichverletzung in den Rücken schwer verletzt.“

(Polizeibericht)

Am Abend konnte er erstmals befragt werden.

Der NRW-Verfassungsschutz geht davon aus, dass sich die Konflikte weiter zuspitzen werden. Wann wird es den ersten Toten geben? Es scheint nur eine Frage der Zeit. (sm)



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