Genitalverstümmelung in Deutschland: Polizei ermittelte in vier Fällen

Seit September 2013 wird die Verstümmelung weiblicher Genitalien in Deutschland als eigener Straftatbestand eingestuft. In den vergangenen sechs Jahren wurde in vier Fällen ermittelt.
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Frauen in Berlin nehmen an Aktion von Terre des Femmes und dem Familienplanungszentrum Balance unter dem Motto "Stoppt Genitalverstümmelung" teil (Archivbild). Jörg CarstensenFoto: Jörg Carstensen/dpa
Epoch Times11. Oktober 2020

Wegen vollendeter oder versuchter Verstümmelung weiblicher Genitalien haben deutsche Polizeibehörden in den vergangenen sechs Jahren in vier Fällen gegen Verdächtige aus dem familiären Umfeld der Opfer ermittelt. Das geht aus Antworten von Polizei und Staatsanwaltschaft auf bundesweite Anfragen des Nachrichtenportals T-Online hervor. Behördenangaben zufolge wurden demnach seit 2014 in Deutschland in vier Fällen Verfahren eingeleitet.

Seit September 2013 wird die Verstümmelung weiblicher Genitalien in Deutschland als eigener Straftatbestand eingestuft. In zwei Fällen aus dem Jahr 2018 wurden vollendete Genitalverstümmelungen bei Mädchen festgestellt, doch es konnte weder ermittelt werden, ob diese Straften in Deutschland durchgeführt wurden noch wer die Tat begangen hat.

In zwei weiteren Fällen in den Jahren 2018 und 2019 wurden Versuche von Genitalverstümmelungen ermittelt, aber es war keine Tathandlung nachweisbar. Alle Verfahren mussten eingestellt werden.

Rund 15.500 Mädchen in Deutschland droht dieser Eingriff

In Deutschland leben im Jahr 2019 nach Schätzungen des Vereins „Stop mutilation e.V.“ 65.000 von einer Genitalverstümmelung betroffene Frauen. Mindestens 15.500 in Deutschland lebenden Mädchen droht ein Eingriff. Denn trotz westlicher Lebensweise halten die Familien an ihren Traditionen fest. Sie lassen ihre Töchter weiterhin im Heimatland beschneiden – meistens während der Ferien.

Die sudanesische Menschenrechtsaktivistin Shadia Abdelmoneim bestätigte T-Online, dass in Deutschland Genitalverstümmelungen geplant und durchgeführt worden sein sollen. Sie kenne das Problem aus persönlichen Gesprächen oder Chatverläufen in Sozialen Netzwerken: „Wir bekommen mit, dass manche Frauen, die hier in Deutschland leben, ihre Töchter außer Landes bringen, um sie dort operieren zu lassen und dann wieder zurückzubringen.“

Die 55-Jährige kämpft als Aktivistin gegen Genitalverstümmelungen in Deutschland: „Wir versuchen das Gesetz und Aufklärung zu nutzen, um ihnen vor Augen zu führen, dass das eine Straftat ist“, sagte sie dem Nachrichtenportal. (dts)



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