Bauarbeiter der Krankenhaus-Baustelle in Wuhan enthüllt: „Wir wurden wie Gefangene behandelt“

Weltweit werden die Menschen, die während der Corona-Pandemie an der Front arbeiten, als Helden betrachtet, die die Wirtschaft am Laufen halten. In China werden manche von ihnen aber offenbar wie Sklaven behandelt. Das zeigt die Erfahrung eines Bauarbeiters auf der Krankenhaus-Baustelle in Wuhan.
Epoch Times16. April 2020

Zehntausende Bauarbeiter waren Tag und Nacht im Einsatz und errichteten mitten im chinesischen Wuhan in einer Rekordzeit von weniger als zwei Wochen das provisorische Krankenhaus „Leishenshan“ mit 1.600 Betten. Zu diesem Zeitpunkt steuerte die Pandemie in China auf ihren Höhepunkt zu.

Der Gerüstbauer namens Zhang Xiongjun aus Guangzhou, veröffentlichte auf der chinesischen Blogger-Plattform Weibo regelmäßig erschütternde Einzelheiten über seine Erlebnisse auf der Baustelle. Wie er schrieb, wurden die Arbeiter nach der Fertigstellung des Baus teils gewaltsam „wie Gefangene aus der Stadt“ in die nahe gelegene Provinz Hunan gebracht und dort unter Quarantäne gestellt.

Von dem versprochenen Gehalt erhielten sie nur einen Bruchteil, sodass sie in finanzielle Schwierigkeiten gerieten. Vereinbart waren laut Zhang 500 Yuan (70,9 Dollar) für jeden Arbeitstag auf der Krankenhaus-Baustelle.

Da sie fast kein Geld erhalten hatten, fuhren Zhang und andere Bauarbeiter zum Petitionsbüro in Wuhan, um bei der Regierungsbehörde Beschwerde einzulegen. Doch bevor sie dort ankamen, wurden sie von rund zwei Dutzend Leuten der Baufirma, die für das Projekt verantwortlich war, umzingelt und bedroht.

Zhang sagte, er sei sich nicht sicher, wie die Firma von ihren Plänen Wind bekommen habe. Während der darauffolgenden neun Stunden wurden sie festgehalten und bedroht. Sie mussten auf dem Boden hocken ohne Essen und Trinken. Eine Person wurde wegen der starken Hitze ohnmächtig. Dann mussten sie, laut Zhang, einen Brief unterschreiben, in dem sie versprachen, nie etwas über den Vorfall oder ihre Beteiligung am Bau des Krankenhauses Leishenshan zu erwähnen. Zudem verlangten die Mitarbeiter der Baufirma, dass die Arbeiter alle Fotos oder Videos auf ihren Handys von der Baustelle löschen. Danach sollten die Männer Wuhan umgehend verlassen.

Da sich die Bauarbeiter in Wuhan – im Epizentrum der Lungenseuche – aufgehalten hatten, wollte sie kein Hotel außerhalb der Stadt aufnehmen, sodass sie im Auto schlafen mussten. Tagelang „wurden wir entweder gejagt, abgewiesen oder in Quarantäne gebracht“, schrieb Zhang auf Weibo. „Wir sind jetzt nur noch Flüchtlinge“. Auch konnten sie bislang keine neue Arbeit im Baugewerbe finden.

Nach dem gescheiterten Versuch an sein Geld zu kommen, schrieb Zhang: „Ich werde in diesem Leben nie wieder nach Wuhan gehen“.

Vom „Helden“ zum Obdachlosen

Das Bauunternehmen, in dem Zhang gearbeitet hat, ist eine staatliche Firma mit Hauptsitz in Wuhan. Sie ist eine der größten Baufirmen der Welt und steht seit acht Jahren auf der Fortune’s Global 500-Liste.

Am 28. März sagte Chen Weiguo, Vorsitzender des Unternehmens und Vize-Sekretär der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh), in einem Interview mit dem Staatssender CCTV: Sein Unternehmen hätte 31.000 Menschen aus dem ganzen Land für das Leishenshan-Projekt gewonnen. Die Bauarbeiter bezeichnete er offiziell als „Helden“ und versprach im Fernsehen jedem Einzelnen eine Ehrenurkunde zu überreichen.

Bei der schweren Arbeit auf dem Bau im Ganzkörperschutzanzug hat Zhang davon nichts mitbekommen: „Alles, was wir bekommen haben, ist ein medizinisches Gutachten“, schrieb er auf Weibo. „Es gab keine Urkunde, keine Ehre, nichts.“

Nach Fertigstellung des Krankenhauses wurden die Arbeiter 14 Tage lang in umliegenden Hotels isoliert, die in der Krise zu Quarantänestationen umfunktioniert wurden. Dort unterzog man sie diagnostischen Tests auf das Wuhan-Virus. Die damit verbundenen Gebühren mussten die meisten Arbeiter selbst bezahlen.

Nachdem Zhang seine Erlebnisse auf Weibo geteilt hatte, versuchten einige Weibo-Nutzer, ihm Geld zu überweisen. Darunter kleinere Beträge von 20 bis zu 100 Yuan (3 – 14 Dollar). Zhang nahm nichts von dem Geld an und schickte alles zurück. Er schrieb: „Ich will nur Gerechtigkeit“.

Zhang ist weiterhin bemüht Antworten von der Baufirma zu erhalten. Die letzten Nächte verbrachte er auf dem Bordstein einer Parkwiese. „Der Himmel ist meine Decke, und die Erde mein Bett“, schrieb er in einem Beitrag vom 12. April und fügte hinzu, dass er „tagelang nicht schlafen konnte“. „Das bekommen wir Arbeiter an der Front, wenn wir unser Leben aufs Spiel setzen“, kommentierte Zhang.

Zhang Xiongjun mit Kollegen auf der Baustelle des Leishenshan Krankenhauses. Foto: Zhang Xiongjun/Weibo

Klagen über unzureichende Bezahlung in China, kamen jedoch nicht nur von den Bauarbeitern aus Wuhan. Im März wurde eine Gehaltsabrechnung von Medizinern aus einem Krankenhaus in der Provinz Shaanxi veröffentlicht. Daraus wurde ersichtlich, dass die Sondervergütung der Krankenhausleitung drei- bis viermal so hoch war wie die des anderen medizinischen Personals, das im Kampf gegen das Virus tagtäglich ihr Leben riskiert. Der Vorfall löste große Empörung im Netz aus, woraufhin der Direktor und der Vizedirektor des Krankenhauses schließlich zurücktraten.

Laut einer Umfrage des chinesischen Online-Medizinforums „Dingxiangyuan“ erhielten nur 12 Prozent von 1.900 medizinischen Fachkräften im ganzen Land die versprochene Sondervergütung für ihren Einsatz gegen die Corona-Pandemie.

Das Original erschien zuerst in The Epoch Times USA (deutsche Bearbeitung von nh)
Originalartikel: „Worker Who Built Wuhan Field Hospital: We Are Isolated, Treated ‘Like Prisoners’“



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