Behörden in China bringen protestierende Bankkunden gewaltsam zum Schweigen
Eine große Zahl chinesischer Bankkunden hat in der Provinzhauptstadt Zhengzhou, Henan, gegen das Einfrieren ihrer Privatkonten protestiert. Die Sicherheitskräfte gingen dabei rabiat gegen die Demonstranten vor.
Fotos und Videos der Gewalttat haben sich in den sozialen Medien Chinas schnell verbreitet und öffentliche Empörung ausgelöst. Am Montag kündigte schließlich die regionale Bankaufsichtsbehörde an, Kunden mit einem Guthaben von bis zu 50.000 Yuan (rund 7.400 Euro) könnten wohl ab Freitag ihr Geld zurückerhalten. Ob das wirklich umgesetzt wird und was mit den anderen Bankkonten passiert, bleiben weiterhin ungewiss.
Brutale Unterdrückung
Etwa 2.000 bis 3.000 Bankkunden versammelten sich am Sonntag friedlich vor der Filiale der Volksbank Chinas in der Provinz Henan. Viele hielten Transparente mit Forderungen wie: „Henan Bank, gib mir mein Geld zurück!“
Um die Mittagszeit am Sonntag tauchten Sicherheitskräfte in Zivil auf und prügelten auf die Demonstranten ein. Die Beamten zerrten sie in bereitstehende Busse, in denen uniformierte Polizisten saßen, die sie dann in verschiedene Haftanstalten brachten.
Eine Bankkundin namens Zhang Jie [Anm. d. Red.: Name geändert] erzählte Epoch Times, dass die örtlichen Behörden nicht gekommen waren, um mit ihnen zu sprechen. „Es waren etwa drei- oder viertausend Polizisten in Uniform und in Zivil, die uns einkreisten“, berichtete Zhang. Die Personen waren in Schwarz und Weiß gekleidet, beschrieb sie die Gruppe. „Ich konnte nicht erkennen, ob es Bandenmitglieder oder Polizisten in Zivil waren.“
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„Sie stürmten auf uns zu, zerrten uns die Treppen hinunter, traten und schlugen uns. Einige der Bankkunden wurden am Auge und einige an der Nase verletzt.“ Die Protestteilnehmer waren wütend, weil sie ihre legal eingezahlten Ersparnisse zurückhaben und ihre Rechte schützen wollten, so Zhang.
Es waren schutzbedürftige Menschen dabei, die brutal von den Polizisten behandelt wurden, sagte sie. „Unter uns befanden sich ältere Menschen, Kinder, Behinderte und schwangere Frauen. Diese Männer in Schwarz und Weiß kamen herüber und schleiften alle mit, egal wer sie waren. Es gab eine Person im Rollstuhl, die ebenfalls gewaltsam weggetragen wurde, und eine schwangere Frau wurde von der Polizei ebenfalls gewaltsam weggebracht.“
Zhang schätzte, dass rund 2.000 Demonstranten verhaftet und in die mehr als 40 Busse geschoben wurden „(…) und dann begannen die uniformierten [Polizisten] in den Bussen, uns zu fesseln.“
Gesundheitscode sprang auf Rot
Seit Mitte April haben vier ländliche Banken in der Provinz Henan und zwei in Anhui alle Bargeldabhebungen eingefroren. Rund 400.000 Bankkunden standen plötzlich ohne Geld da. Es handelte sich um ein Gesamtguthaben in Höhe von 40 Milliarden Yuan (ca. 5,91 Milliarden Euro). Mit der Protestaktion forderten die Anleger nun ihr Geld zurück.
Die Demonstranten warfen den Behörden auch vor, mit den örtlichen Banken zusammenzuarbeiten und die Corona-App zu manipulieren, um aktiv Proteste zu unterdrücken. Sie forderten „ernsthafte Ermittlungen gegen die Beamten, die dafür verantwortlich sind, dass der Gesundheitscode der Anleger in Henan [von Grün] auf Rot sprang“. In diesem Zusammenhang wurde der Name des Mitglieds des Provinzkomitees der Kommunistischen Partei Chinas Lou Yangsheng genannt.
Der Gesundheitscode gilt in China als Corona-Ausweis, der mit der persönlichen Identität verknüpft ist. Bei einem roten Corona-Status muss sich der Betroffene in Quarantäne begeben.
Kein Vertrauen in das Regime
Die Videos vom gewaltsamen Einsatz der chinesischen Polizei gegen die Demonstranten haben auf der sozialen Plattform Weibo weite Kreise und den Zorn der Öffentlichkeit auf sich gezogen.
„Es ist entsetzlich, dass die Gruppe in Weiß gekleideter Männer die Menschen mit Eisenstangen geschlagen hat. Behinderte Menschen wurden bewusstlos geschlagen und einige bluteten aus den Augen. Sie verschonten auch Frauen und Schwangere nicht. Der Himmel schaut zu und jede Revolution beginnt mit Blutvergießen“, hieß es in einem Weibo-Post.
Andere Internetnutzer schrieben: „Es stellt sich heraus, dass die größte Bande sie (die Behörden) selbst sind“; „Sie behandeln normale Menschen nicht als Menschen“; „Das ist ähnlich wie der gewalttätige Vorfall in Tangshan“.
Viele Menschen sahen, was mit den Kunden der Henan-Bank und ihren rechtmäßig eingezahlten Geldern geschah, und begannen sich zu fragen, ob ihre Einlagen sicher waren. „Ist es also noch sicher, Geld auf der Bank zu sparen? Oder sollen wir alle unser Geld zu Hause aufbewahren?“
Einer schrieb in einem Beitrag: „Sie haben das Vertrauen der Menschen verloren und können es nie wieder zurückgewinnen.“
China-Experte: KP Chinas hat keine Lösung
In einem Kommentar gegenüber NTD, dem Schwestermedium der Epoch Times, wies China-Experte und Buchautor Gordon Chang aus den USA darauf hin, dass 400.000 Einleger bei einigen Banken in der chinesischen Provinz Henan kein Bargeld abheben durften. „Die [Kommunistische Partei Chinas] hat im Moment keine wirtschaftliche Lösung“, sagte er. „Das Land als Ganzes ist zu hoch verschuldet. Das ist also ein Problem für die Zukunft.““
Chang verwies auf eine ähnliche Situation. „Die Banken in Shanghai haben strenge Beschränkungen für die Höhe der Abhebungen“, sagte er. „Es gibt einfach nicht genug Liquidität im chinesischen Bankensystem. Das ist nicht nur in einer weit entfernten Provinz so. Das gilt für das gesamte chinesische Bankensystem.“
Er sagte, die Proteste hätten vor der Zentralbank – der People’s Bank of China von Henan –, statt vor den ländlichen Banken der Region stattgefunden, wo die Gelder seit April vom Staat eingefroren worden seien.
„Damit die Menschen verstehen, dass es sich bei der Krise nicht nur um eine einzelne Institution handelt, sondern um eine systematische Krise“, so Chang.
Er stellte fest, dass sich die Schuldenkrise auch auf andere Bereiche der Wirtschaft auswirkt, und verwies auf die Zahlungsausfälle mehrerer großer Immobilienunternehmen.
„Evergrande zum Beispiel hatte Verpflichtungen in Höhe von etwa 305 Milliarden Dollar. Die anderen großen Bauträger, die zwar nicht annähernd so verschuldet sind, können ihre Schulden im Grunde genommen sowieso nicht zurückzahlen“, sagte er.
Chang ist der Meinung, dass die Kommunistische Partei Chinas (KPC) keine praktikable Möglichkeit hat, mit den riesigen Schulden umzugehen.
„Ich nehme an, sie könnten Geld drucken. Aber China hat bereits ein Inflationsproblem. Das wird also keine langfristige Lösung sein.“ Chang sagte, dass das Regime schon seit einiger Zeit mit diesem Finanzproblem zu kämpfen hat.
„Es wurde verschleiert, weil die Kommunistische Partei in der Lage war, sich Geld von außen zu beschaffen“, sagte er. „Aber jetzt geht ihnen der Spielraum aus, was sie tun sollen.“
Chang glaubt, dass dies ein Auslöser für das Scheitern der KPC sein könnte, weil „die Kommunistische Partei nicht in der Lage ist, Lösungen zu finden, die sie retten könnten“.
(Mit Material von The Epoch Times und afp)
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