Chaos in Hongkong: Polizei löst Versammlung gewaltsam auf – Mann beißt Stadtrat ins Ohr

Am Wochenende fanden wieder Proteste in Hongkong gegen den wachsenden Einfluss der Kommunistischen Partei Chinas statt. Einem Stadtrat wurde sogar ins Ohr gebissen.
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Pro-demokratische Demonstranten schwenken Flaggen, während sie an einer Demonstration am 2. November 2019 in Hongkong, China, teilnehmen. Hongkong rutschte am Donnerstag in eine technische Rezession. Die Demonstrationen gegen die Regierung dauern nun bereits fünf Monate an.Foto: Anthony Kwan/Getty Images
Von 4. November 2019

In Hongkong brach das Chaos aus, als die Polizei mit schwarzgekleideten Demonstranten zusammenstieß. Die Proteste markieren das 22. Wochenende intensiver Proteste infolge. Seitens der Polizei kamen abermals Tränengas, Pfefferspray und Wasserwerfer zum Einsatz.

Seit nunmehr mehr als fünf Monaten gehen Demonstranten auf die Straße, um sich gegen den wachsenden Einfluss Pekings auf die westlich geprägte Metropole auszusprechen.

Nachdem die Polizei ein Verbot gegen mehrere geplante Proteste verhängt hatte, organisierten rund 130 prodemokratische Kandidaten für die bevorstehenden Gemeinderatswahlen, kleine Kundgebungen im Victoria Park. Für solche Versammlungen ist keine polizeiliche Genehmigung erforderlich. Tausende Demonstranten füllten bis zum frühen Nachmittag die umliegenden Straßen und forderten die versprochene politische Autonomie für die Stadt.

Pro-demokratische Demonstranten während einer Kundgebung im Causeway Bay District in Hongkong am 2. November 2019. Foto: Anthony Kwan/Getty Images

Kleine Gruppen maskierter Demonstranten zog es danach in das Geschäftsviertel Central, das voll von Banken und erstklassigen Juwelier- und Modegeschäften ist. Die Demonstranten setzten Straßenbarrikaden in Brand und schleudern Benzinbomben, während das Sonderkommando der Polizei mit Wasserwerferwagen einmarschierte.

Tausende nahmen an zwei separaten Kundgebungen, die beide von der Polizei genehmigt wurden, im Chater Garden des Geschäftsviertel Central und im nahegelegenen Edinburgh Place teil. Später wurden Benzinbomben auf die Straßen vor dem Chater-Garten geworfen, was die Polizei dazu veranlasste, Tränengas einzusetzen.

Weltweit planten mindestens 46 Städte in 17 Ländern am selben Tag Kundgebungen zur Unterstützung Hongkongs.

Das Büro der chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua, nachdem die Fenster bei Protesten in Hongkong am 2. November 2019 zerschlagen wurden. Foto: Anthony Kwan/Getty Images

Am Abend zündeten Demonstranten Eingänge von U-Bahn-Stationen an – U-Bahn-Stationen gelten häufig als Ziel, wenn der Verkehr seitens der Stadt eingestellt wird – und rissen zwei Telefonzellen aus dem Boden, um damit eine von vielen brennenden Barrikaden zu errichten. Katz-und-Maus-Spiele zwischen Demonstranten und der Polizei setzten sich dann bis in die Nacht fort. Erst nachts zogen sich die Demonstranten in die Causeway Bay Area und zur nördlichen Kowloon-Seite zurück.

Einige Demonstranten stürmten in das Büro der Xinhua News Agency, einer chinesischen staatlichen Nachrichtenagentur, und schlugen Fenster und Glastüren ein. Sie legten ein kleines Feuer in der Lobby und sprühten Graffiti: „Die chinesischen Kommunisten vertreiben“.

Einige Demonstranten legten während der Proteste Feuer und errichteten Straßenbarrikaden. Foto: Anthony Kwan/Getty Images

Polizeireaktion

Bei der Kundgebung im Victoria Park setzte die Polizei Pfefferspray gegen zwei politische Kandidaten ab. Laut The Independent wurden drei Kandidaten während der Proteste am Samstag verhaftet.

Am Abend verlor ein Ersthelfer am Time Square, einem Einkaufszentrum in Causeway Bay, das Bewusstsein, nachdem er von einem Tränengaskanister im Rücken getroffen wurde.

Ein Feuerwehrmann wurde am 2. November 2019 in der Causeway Bay in Hongkong, von einem Tränengaskanister am Rücken getroffen und verlor das Bewusstsein. Foto: Wen Hanlin/The Epoch Times

Zirkulierends Onlinematerial zeigt, dass die Polizei auch gegen einen Feuerwehrmann im Central-Viertel Pfefferspray einsetzte, nachdem dieser sich beschwert hatte, dass die Polizei die Arbeit der Feuerwehr behinderte. Der Reporter, der den Vorfall filmte, wurde ebenfalls mit Pfefferspray besprüht und von der Polizei beschuldigt, ein „Fake-Reporter“ (falscher Reporter) zu sein.

Ein weiteres Video, das in der Nähe des Kowloon Restaurants an der Hennessy Road bei Causeway Bay aufgenommen wurde, zeigt wie die Polizei drei Journalisten dazu zwingt, ihre Gasmasken abzunehmen. Auch sie wurden beschuldigt, keine „echten Reporter“ zu sein.

Mann beißt Stadtrat ins Ohr

Am Sonntag (3. November) wurde bei einem Vorfall, der nicht direkt mit den Protesten zu tun hatte, Blut vergossen. Laut RTHK hat ein Mandarin (Hochchinesisch) sprechender Mann mehrere Besucher des Einkaufszentrums mit einem Messer attackiert, nachdem er sich mit ihnen über „politische Ansichten“ gestritten hatte. Der Mann biss dann dem Stadtrat der Demokratischen Partei Andrew Chiu ins Ohr, als dieser versuchte, den Mann an der Flucht zu hindern. Die wütende Menge schlug auf den Mann ein, bevor die Polizei eintraf und ihn abführte.

Unterstützung

Einige Festlandchinesen nahmen auch an den Samstagsprotesten teil, um ihre Unterstützung für die Hongkonger zum Ausdruck zu bringen.

Bei einer Nachmittagskundgebung in Tsim Sha Tsui sang Stefano Lodolo, ein italienischer Opernsänger, der regelmäßig an den Protesten in Hongkong teilnimmt, die Protesthymne „Glory to Hong Kong“. Er sagte der Epoch Times am 31. Oktober: „Eine Person mehr kann den Unterschied ausmachen“ und fügte hinzu, dass die Stadt Unterstützung durch die internationale Gemeinschaft brauche.

Es sollte Hongkong sein, das China verändert, nicht umgekehrt“, so Lodolo.

Marylin, die die letzten drei Jahrzehnte nach ihrem Umzug aus Malaysia in Hongkong verbracht hat, kritisierte die harte Gangart der Polizei während der fünfmonatigen Proteste.

„Als Polizei sollst du deine Leute beschützen, nicht verletzen“, sagte sie der Epoche Times im Victoria Park.

Das japanische Model Suzuko Hirano bei der Musikrallye in Tsim Sha Tsui, Hongkong, am 2. November 2019. Foto: Julia Ye/The Epoch Times

Suziko Hirano, eine 25-jährige japanische Schauspielerin, nahm an der Tsim Sha Tsui Rallye teil und trug einen Kimono. Sie sagte, sie sei nach Hongkong gekommen, um die Proteste zu unterstützen, und werde sie bis zum Ende unterstützen.

„Ich glaube, das ist die letzte Chance“, sagte sie.

Das Hongkonger Büro der Epoch Times hat zu diesem Bericht beigetragen.

Der Originalartikel erschien in The Epoch Times USA (deutsche Bearbeitung von rm)
Originalfassung: Hong Kong in Chaos After Police Break Up Protests With Tear Gas

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