Chinesen wütend: Kein Untersuchungsergebnis über den Tod von Li Wenliang

Rund einen Monat nach seinem Tod wurde Chinas Whistleblower und Arzt Lu Wenliang wegen seines Verhaltens in Bezug auf den Ausbruch des Coronavirus in China von der KP-Regierung ausgezeichnet. Dies löste heftige Kritik und Wut im chinesischen Internet aus.
Titelbild
Gedenken an Li Wenliang.Foto: Getty Images
Von 6. März 2020

Der chinesische Augenarzt Li Wenliang aus dem Zentralkrankenhaus Wuhan versuchte bereits Ende Dezember durch WeChat, Bekannte vor einem Ausbruch des neuartigen Coronavirus zu warnen. Wenige Tage später wurde er auf eine örtliche Polizeistation bestellt und wegen der von ihm verschickten Botschaft gerügt. Später wurde Li selbst ein Opfer des Coronavirus.

In der Nacht zum 6. Februar verstarb Li Wenliang im Alter von nur 34 Jahren. Sein Tod löste in den chinesischen sozialen Medien eine Welle der Wut aus. Der Arzt wurde von Internet-Nutzern schließlich als „Held“ verehrt. Zudem verlangten die User Meinungsfreiheit seitens  der kommunistischen Regierung des Landes.

Li Wenliang hinterlässt seine Ehefrau Fu Xuejie und einen 5-jährigen Sohn. Seine Witwe erwartet ihr zweites Kind. Am 27. Februar veröffentlichte das chinesische Nachrichten-Portal „Jiemian“ ein Interview mit Fu Xuejie. Sie berichtete über die Zeit vor und nach Li Wenliang’s Tod.

KP löscht Interview von Arzt-Witwe

Als ihr Ehemann noch auf der Intensivstation in einem Krankenhaus in Wuhan lag, chattete sie jeden Tag mit ihm. Am Morgen des 7. Februar erhielt sie von ihrem Mann noch die Nachricht, dass alles „in Ordnung“ wäre. Danach hat Fu aber nichts mehr von ihm gehört. Deshalb bat sie Kollegen ihres Mannes, nach ihm zu sehen. Die Rückmeldung war, dass Li auf die Rettungsstation gebracht wurde. Erst aus den chinesischen Medien erfuhr Fu schließlich, dass ihr Mann verstorben war. Da die Stadt Wuhan noch abgeriegelt ist, konnten weder sie noch die Mutter von Li Wenliang zum Krematorium fahren, um seine Asche abzuholen. Fu Xuejie erzählte im Interview auch, dass sie seit dem Tod ihres Mannes vergeblich auf das Untersuchungsergebnis der Zentralregierung – über seinen Tod – warten würde.

Das Interview der Witwe des Arztes wurde nur drei Stunden nach der Veröffentlichung im Internet von den KP-Behörden gelöscht.

Erst kritisiert, dann ausgezeichnet

Am Donnerstag (5.3) teilte die chinesische nationale Gesundheitskommission (ähnlich wie das Gesundheitsministerium) mit, dass 34 verstorbene Coronavirus-Opfer nachträglich als „vorbildliche Persönlichkeiten in der Seuchenbekämpfung“ ausgezeichnet werden – darunter auch Li Wenliang.

Durch diese Nachricht wurde der Name Li Wenliang zum meistgesuchten Begriff auf Weibo – dem chinesischen Twitter. Zahlreiche User fragten: „Wo ist das Untersuchungsergebnis über den Tod von Li Wenliang? Warum entschuldigt sich die Regierung nicht bei seiner Witwe? Warum werden die Verantwortlichen nicht zur Rechenschaft gezogen?“

Der Weibo-User „Ahebuxian“ schrieb mit Blick auf Li: „Eine von der Polizei wegen „Verbreitung von Gerüchten“ vorgeladene Person, die auch von einem staatlichen Fernsehsender kritisiert wurde, ist nun als „vorbildlich“ ausgezeichnet worden. Ich verstehe die Welt nicht mehr. Ich drehe durch.“

Viele Internet-User haben die KP-Regierung aufgerufen: „Legt die Wahrheit offen! Auch der Geist von Li Wenliang im Himmel wartet darauf.“

Als er noch im Krankenhaus lag, sagte Li Wenliang in einem Interview, mit Blick auf den Ausbruch des Virus: „In einer normalen Gesellschaft sollte es nicht nur eine Stimme geben. Ich habe keine Gerüchte verbreitet. Ich wollte nur darauf aufmerksam machen, vorsichtig [wegen des Coronavirus] zu sein. Wenn dem damals alle genug Aufmerksamkeit geschenkt hätten, hätte sich die Seuche vielleicht nicht so weit verbreitet.“

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